13. Kapitel

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Meine Augen verengten sich, während ich den wasserstoffblonden Jungen mit Blicken erdolchte. "Ich finde, orange steht ihm gar nicht...", murmelte Sirius. "Hä?"fragte Peter mit vollem Mund, wobei er äußerst intelligent aussah. "Ich meine, dass orange nicht seine Farbe ist", erklärte mein Zwilling und reckte den Hals. "Wen suchst du?", fragte jetzt Remus. Scheinbar hatten alle keine Ahnung, was er überhaupt machen wollte. "Evans...", erwiderte er, strich sich durch die Haare und blickte sich weiterhin um. Diese kam gerade vom Slytherintisch zu uns und lächelte selig. Scheinbar hatte sie nun viel bessere Laune. "Sie hat schöne Haare", murmelte James und sah die Rothaarige bewundernd an. Synchron drehten Sirius, Remus, Peter, Frank und eigentlich alle Anderen in unserer Nähe sich zu ihm um. "Nochmal bitte?", fragte Remus und grinste, während Sirius mit seinen Augenbrauen wackelte. James guckte verdutzt, als hätte er diese Worte nicht bewusst ausgesprochen und lief dann leicht rosa an. Als Lily den Tisch erreichte und sich neben mich und Alice setzte, fragte Sirius: "Lily, würdest du mir bei einem Projekt helfen?" Jetzt war er es, welcher von allen Seiten argwöhnisch gemustert wurde. "Was für ein Projekt?", entgegnete Lily und hob eine Augenbraue. "Ein... außerschulisches Projekt. Es hat mit Zaubertränken zu tun und ich habe Angst, alles in die Luft zu jagen. Du bist doch eh in allen Fächern gut. Also?", erklärte er. "Lass mich kurz überlegen, Black. Äh, nein. Ich möchte mich nicht in irgendwelche krummen Sachen verstricken lassen. Und schon gar nicht von dir", erwiderte sie und begann zu essen. "Pffh, dann nicht. Lyyyyyyyyyyyyyyyyynn!", quengelte er jetzt. "Siiiiiiiiriiiiii",quietschte ich zurück. "Hilfst du mir?" Er machte diesen treudoofen Hundeblick. Dieser zog eigentlich nicht, doch da ich eh wissen wollte, was er vor hatte, nickte ich. "Super! Remuuuuus? Du auch?" Wieder der treudoofe Hundeblick. "Meinetwegen. Aber dann müssen Peter und Frank auch mitmachen", antwortete dieser und schaute die beiden Jungs an. Verdattert schaute Peter ihn an, während Frank grinsend nickte. "Na dann kann Marlene bestimmt auch mitmachen. Und Dorcas! Und Alice!", rief ich. Marlene piekste mir empört in die Seite. "Okay, dann wird das Projekt größer als erwartet. Heute Abend gegen 20 Uhr im Gemeinschaftsraum", sagte Sirius.

Um kurz vor acht Uhr hatten sich alle im Gryffindorgemeinschaftsraum eingefunden. Alle außer Lily. Diese war bei Snape. "Okay Sirius, zuerst erzählst du uns deinen Plan, okay?", fragte Dorcas und fuhr sich durch die dunklen Haare. Unsere Gruppe hatte sich an einem Tisch im Schatten niedergelassenen und Sirius begann zu erzählen: "Also, wie ihr bereits wisst, ist Malfoy ein blöder... Kröterich. Und eigentlich war meine Idee gewesen, ihm beim Essen etwas ins Getränk zu mischen, damit seine Haut orange wird. Also richtig knallig orange. Aber da wir jetzt so viele sind, können wir theoretisch den ganzen Slytherintisch einfärben." Er grinste. "Und wie willst du das anstellen?", fragte Frank stirnrunzelnd. "Dafür wollte ich eigentlich Evans' Hilfe. Aber wir haben hier ja noch Lynnie und Remie und die werden bestimmt irgendeinen Trank dafür kennen", sagte mein Bruder schlichtweg. Ich schaute Remus an. Remus schaute mich an. Dann sagten wir gleichzeitig: "Gute Idee, Umsetzung eher fraglich." Wir schauten wir uns erstaunt an. Und dann fingen wir alle an zu lachen. "Ne, aber mal im Ernst. Wir sind noch nicht lange hier und können praktisch noch nichts! Was du da erwartest ist utopisch!"erklärte Remus. "Aber der liebe Tatze hat schon recht. Wir, vor allem du und Lynn, seid schon weiter mit eurem Zeug. Und du hast utopisch gesagt. Ich wusste nicht mal, dass es dieses Wort gibt. Das spricht für deine Intelligenz. Und irgendwie gegen meine... Ihr schafft das", spornte James uns an. Daraufhin arbeiteten wir den restlichen Abend über an einem Plan, wie der Streich verlaufen würde.

Den nächsten Monat verbrachten Remus und ich in der Bibliothek. Wir schrieben uns viel aus alten Büchern heraus, lasen stundenlang dicke Wälzer und schliefen manchmal (ich des Öfteren) dabei ein. Dazu mussten wir ständig unsere Hausaufgaben verrichten, wobei unsere Noten in Zaubertränke deutlich besser wurden und Professor Slughhorn jede Stunde mindestens 20 Punkte Gryffindor zusprach.

Nach ewigen Recherchen und endloser Arbeit war es dann aber vollbracht. Kurz vor Weihnachten rannten Remus und ich in den Gemeinschaftsraum und dann die Stufen zu den Schlafsälen der Jungen empor. "Wir haben es!", riefen wir abwechselnd. Kurz war es still. Dann kamen Sirius und James gleichzeitig auf uns zu gerannt und waren drauf und dran, uns zu erdrücken. Doch Frank kam aus dem Bad. "Wasch 'n lus?"fragte er mit einer Zahnbürste im Mund. "Sie haben es!"rief James freudig. Frank guckte beeindruckt und hielt und einen Daumen hoch.

"Und? Wie wird das jetzt genau gemacht?"fragte Marlene über das Rezept für den Trank gebeugt. "Naja, die Herstellung dauert drei Tage. Wir brauchen ziemlich viel Zeug, aber am Wichtigsten ist so ein ganz kleines Bisschen von einem Bezoar. Sonst vergiften wir alle", erklärte ich und fühlte mich verdammt intelligent. "Und wo brauen wir den Trank?"fragte Peter. Er hatte sich ebenfalls über den Zettel gebeugt und versuchte kopfüber die Schrift zu entziffern. "Ich würde sagen, das Mädchenklo mit der Maulenden Myrte wäre gut", sagte James. Ich nickte.

Und so kam es, dass wir noch am selben Abend in der Mädchentoilette saßen und begannen, alle Zutaten vorzubereiten. Myrte schaute uns interessiert zu. "Das sieht mir nach einem komplizierten Trank für Erstklässler aus", rief sie, während Remus gerade den Bezoar zerschnitt. Wir, beziehungsweise Marlene, James und Sirius, hatten alle Zutaten aus dem Keller mitgehen lassen müssen. Doch bis jetzt war es noch nicht aufgefallen. "Okay, jetzt müssen wir den Kessel noch drei Grad erhitzen, dieses Krötenzeug dazu machen und dann das harte zerbröckelte Weißbrot dazugeben", las Remus vor. "Wieso eigentlich Weißbrot?", fragte Dorcas verwundert. "Als geschmacksneutrale Zutat. Sonst würde das verflucht eklig schmecken und es würde auffallen. Remus meinte, Muggel machen das auch so, wenn sie Wein trinken", erklärte ich und rührte die Flüssigkeit dreimal im Kreis um. "Wir... wir konnten keinen Bernstein finden", keuchte Sirius, welcher gerade mit James in den Toiletten erschien. "Wir haben stattdessen nur Kupfer", meinte James und rückte seine Brille zurecht. "Das ist schlecht. Bernstein gibt dem Trank die Farbe", sagte ich, immer noch auf das Rezept fixiert. "Wie gesagt, nichts da. Kann man nicht zur Not auch Kürbis nehmen?", fragte James und schaute jetzt interessiert zu, wie Remus irgendeine Pflanze zerschnitt. "Vermutlich nicht. Pflanzen haben immer andere Wirkungen auf Tränke als Steine oder Metalle. Wenn ihr mir das Kupfer bringt, könnte es ein rostrot werden. Versprechen kann ich aber nichts!", sprach Remus jetzt. "Ist egal, Hauptsache nicht normal", rief Sirius, schnappte sich James und verließ wieder den Raum. „Wir könnten versehentlich alle vergiften, oder?", hörte ich Remus' Stimme nachdenklich hinter mir. Ich blickte auf. „Ich hoffe wirklich sehr, dass das nicht passiert. Ich bin zu jung für Azkaban."

Es war bereits Weihnachtsmorgen, als wir mit dem Wir-färben-Slytherin-orange-Trank fertig wurden. Vollkommen erschöpft lagen wir alle halb schlafend in der Mädchentoilette. Bis Myrte schrie. Da sie an sich schon ein lautes Organ hatte, waren die Fliesen, welche die Stimme wieder hallen ließen, nicht besonders hilfreich. "Ja, ihr seid wach! Das Blubberdings ist fertig", rief sie aufgeregt und deutete mit einer übertrieben schwungvollen Geste auf den Kessel. Tatsächlich hatte die Flüssigkeit endlich einen rot-orangen Schimmer und köchelte fleißig vor sich hin. "Cool!", gähnte Sirius. "Dann können wir es den Schlangen morgen in die Getränke kippen." "Keine gute Idee. Noch sind Weihnachtsferien und die meisten Schüler sind nach Hause gefahren. Außerdem wäre es ja gemein für James, Remus, Peter und alle Anderen, die auch nicht da sind", antwortete ich schlaftrunken. Tatsächlich waren von unserer Truppe nur noch Marlene, Sirius, Frank und ich übrig geblieben. Alle Anderen waren zu ihren Familien gefahren, um mit ihnen zu feiern. Auch, wenn James' Abgang nicht ohne Protest erfolgt war.

"Lynn hat recht. Wir gießen das Zeug in eine Flasche und kippen es dann am ersten Schultag in den Kürbissaft", murmelte Marlene, welche sich eine Haarsträhne aus dem Mund zog.

Schnell, aber dennoch ordentlich, setzten wir diesen Plan um und torkelten dann in unsere Schlafsäle, wobei wir fast von Mr. Norris erwischt worden wären. Noch während ich wie tot ins Bett fiel, fiel mir auf, dass es nicht einmal Konsequenzen gehabt hätte, hätte sie uns erwischt. Immerhin war es bereits sechs Uhr morgens.

She's a Black || • HP Rumtreiber FF • BEENDET •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt