vor der OP

2 1 0
                                    

Toni lag auf der Liege im Krankenhaus, der Raum war in kühles, steriles Licht getaucht. Die Luft war voller desinfizierender Gerüche, und trotz der üblichen Geräusche von Monitoren und dem gelegentlichen Piepen von Geräten fühlte sich die Stille erdrückend an. Phil saß an ihrer Seite, hielt ihre Hand und strich ihr sanft über die Haare.

„Es wird alles gut, Toni“, flüsterte er und versuchte, seine eigene Unsicherheit zu verbergen. Sie hatte die letzten Tage mit einer heftigen Übelkeit gekämpft, die sich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch auf sie auswirkte. Die Behandlung zeigte ihre Nebenwirkungen, und sie fühlte sich zunehmend schwächer.

Plötzlich öffnete sich die Tür, und Dr. Heinemann trat ein. Sein Gesicht war ernst, was Toni sofort ein mulmiges Gefühl gab. „Hallo, Toni. Ich hoffe, es geht dir heute etwas besser“, begann er, bevor er seinen Blick auf Phil richtete.

„Wir müssen sprechen“, sagte er und legte eine Hand auf die Tischkante.

Toni spürte, wie ihr Herz schneller schlug. „Was ist los?“, fragte sie nervös, während sie Phil's Hand fester umklammerte.

„Wir haben die neuesten Bildgebungsuntersuchungen ausgewertet, und ich fürchte, die Situation hat sich verschlechtert“, erklärte Dr. Heinemann. „Der Tumor wächst weiter und verursacht dadurch einen erhöhten Druck auf dein Gehirn. Das ist wahrscheinlich der Grund für deine Übelkeit und die anderen Symptome.“

Toni sah von Dr. Heinemann zu Phil. „Was bedeutet das?“

„Ich empfehle eine Operation“, fuhr der Arzt fort, „um so viel wie möglich von dem Tumor zu entfernen. Das würde den Druck verringern und möglicherweise deine Symptome lindern. Es ist ein riskanter Eingriff, aber er könnte dir helfen.“

Die Worte des Arztes drangen wie ein Kälteschauer in Tonis Gedanken. Eine Operation? Der Gedanke daran, in den Operationssaal zu gehen, ließ sie frösteln. „Riskant? Was heißt das genau?“

Dr. Heinemann nickte verständnisvoll. „Jede Operation am Gehirn birgt Risiken. Es kann Komplikationen geben, die von vorübergehenden neurologischen Ausfällen bis hin zu schwerwiegenden Folgen reichen. Aber ohne den Eingriff wird der Tumor weiter wachsen und deine Symptome verschlimmern.“

Toni fühlte, wie ihre Stimme zitterte. „Und wenn ich es nicht mache?“

„Dann könnte sich dein Zustand rapide verschlechtern. Ich weiß, dass es beängstigend ist, aber wir müssen alle Optionen abwägen“, erklärte der Arzt, während er sich in seinen Unterlagen umschlug.

Phil schüttelte den Kopf, als er die Angst in Tonis Augen sah. „Toni, ich weiß, dass es schwer ist, aber das ist eine Chance für dich. Du kämpfst schon so lange, und wir wollen, dass du wieder gesund wirst.“

Toni sah Phil an und spürte den Druck, der auf ihren Schultern lastete. „Was, wenn ich die Operation nicht überlebe?“

„Das Risiko ist da, aber es gibt auch eine Chance auf Besserung“, antwortete Dr. Heinemann. „Es ist deine Entscheidung, aber ich kann dir versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um dir zu helfen.“

Toni schloss kurz die Augen, um ihre Gedanken zu sammeln. Sie wollte nicht an die Möglichkeit denken, dass dies das Ende sein könnte, aber sie wusste, dass sie nicht aufgeben durfte. Sie dachte an all die schönen Momente mit Phil, Alex und den anderen in der WG und daran, wie viel sie bereits durchgestanden hatte.

„Ich… ich will es versuchen“, sagte sie schließlich, ihre Stimme fest, aber leise. „Ich will kämpfen.“

Phil lächelte stolz, und ein Hauch von Erleichterung erfüllte den Raum. „Das ist meine starke Toni“, sagte er und umarmte sie sanft.

„Gut. Ich werde den Operationssaal für morgen vorbereiten“, erklärte Dr. Heinemann und nickte ihnen beiden zu. „Wenn ihr noch Fragen habt, zögert nicht, mich zu kontaktieren. Ich werde mein Bestes tun, um sicherzustellen, dass alles gut verläuft.“

Nachdem der Arzt den Raum verlassen hatte, spürte Toni den Druck auf ihrem Magen zurückkehren, aber sie war entschlossen. „Ich will, dass die anderen es wissen. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen machen“, sagte sie.

Phil nickte und rief Alex und die anderen an, um sie ins Krankenhaus zu holen. Bald darauf war die gesamte WG versammelt. Alex, Franco, Flo, Oli und die anderen standen an der Tür und sahen besorgt aus.

„Toni, wie geht es dir?“, fragte Alex, als er näher trat.

„Ich habe eine Entscheidung getroffen“, begann Toni und versuchte, sich Mut zu machen. „Ich werde mich operieren lassen.“

Der Raum war für einen Moment still, und Toni konnte die Sorgen in den Gesichtern ihrer Freunde sehen. Dann trat Alex einen Schritt vor und umarmte sie fest. „Das ist mutig von dir, Toni. Wir stehen hinter dir, egal was passiert.“

„Ja, wir sind für dich da“, fügten die anderen hinzu, und plötzlich fühlte Toni sich von Liebe umgeben. Es gab zwar Ängste, aber auch die Gewissheit, dass sie nicht allein war.

Die Stunden vergingen, und der Morgen der Operation kam näher. Toni lag in ihrem Bett und dachte über all die Dinge nach, die sie noch erleben wollte – über die Schule, die Freundschaften und die Träume, die sie hatte. Sie war fest entschlossen, zu kämpfen und zu gewinnen.

Als das Pflegepersonal schließlich hereinkam, um sie für die Operation vorzubereiten, fühlte sie sich ein wenig ängstlich, aber auch entschlossen. Phil hielt ihre Hand, während sie sich auf die Reise ins Unbekannte begaben.

„Egal, was passiert, ich werde hier sein, wenn du aufwachst“, versprach er.

Mit diesen Worten schloss Toni die Augen, bereit, den nächsten Schritt in ihrem Kampf gegen die Krankheit zu gehen, und hoffte auf einen neuen Anfang, nach der Dunkelheit.

Mut im Schatten (ASDS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt