Die Tage nach der Diagnose waren eine Mischung aus Tränen, Angst und vielen Gesprächen. Toni hatte sich inzwischen einigermaßen mit der Idee vertraut gemacht, dass sie krank war, aber es fühlte sich immer noch wie ein Alptraum an. Phil und Alex wechselten sich ab, um bei ihr zu bleiben, während der Rest der WG sie unermüdlich unterstützte. Es war ein schwerer Weg, aber Toni spürte die Liebe und den Rückhalt ihrer neuen Familie.
Die Ärzte hatten mit der Therapie begonnen, und obwohl Toni es tapfer ertrug, zehrte die Behandlung an ihren Kräften. Chemotherapie, Bestrahlung und die ständigen Arztbesuche machten sie schwach und oft übel. Dennoch kämpfte sie, nicht nur für sich selbst, sondern auch für Phil und die anderen. Sie wollte ihnen zeigen, dass sie stark war.
Es war ein kalter Herbsttag, als Phil nach einem langen Tag im Krankenhaus endlich mit Toni nach Hause kam. Sie war erschöpft, aber der vertraute Geruch der WG und das Lachen aus dem Wohnzimmer gaben ihr ein Gefühl von Sicherheit. Alex und Oli saßen auf der Couch, Franco bereitete in der Küche etwas zu essen zu, und Flo und die anderen schienen ebenfalls beschäftigt zu sein.
„Da seid ihr ja endlich“, rief Alex, als er die beiden hereinkommen sah. Er stand auf und half Toni aus ihrer Jacke. „Wie ist es gelaufen?“
Phil seufzte. „Es war ein harter Tag. Die Therapie schlägt auf ihren Magen, aber die Ärzte sagen, es läuft nach Plan.“ Er sah zu Toni hinunter, die sich schwerfällig auf die Couch sinken ließ. „Wie geht’s dir, Kleines?“
Toni zuckte mit den Schultern. „Müde, wie immer“, murmelte sie. „Aber froh, zu Hause zu sein.“
Oli setzte sich neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. „Du machst das großartig, Toni. Wirklich. Wir sind so stolz auf dich.“
Sie lächelte schwach, aber es war offensichtlich, dass sie ausgelaugt war. „Ich wünschte, es wäre einfacher“, sagte sie leise. „Manchmal frage ich mich, ob es das alles wert ist.“
Phil setzte sich auf einen Hocker vor ihr und nahm ihre Hand. „Es ist es wert, Toni. Jeder einzelne Moment. Du bist stark, und wir alle kämpfen mit dir.“
In den nächsten Tagen versuchte die WG, Toni so gut es ging abzulenken. Sie veranstalteten Filmabende, spielten Gesellschaftsspiele und versuchten, das Leben so normal wie möglich zu gestalten. Doch die Ungewissheit hing immer wie ein dunkler Schatten über ihnen.
Eines Abends, als Toni wieder einmal besonders schlecht war und sich nach einer heftigen Übelkeitsattacke ins Bett zurückgezogen hatte, setzte sich Phil erschöpft an den Küchentisch. Alex kam dazu und stellte zwei Tassen Tee vor ihn.
„Es ist schwer, sie so zu sehen“, sagte Alex leise, während er sich gegenüber von Phil niederließ.
Phil nickte stumm, seine Augen waren gerötet von den schlaflosen Nächten und der ständigen Sorge. „Ich weiß. Es bricht mir das Herz, dass sie so viel durchmachen muss. Sie ist doch erst 13… Sie sollte unbeschwert sein, sich keine Sorgen um so etwas machen müssen.“
Alex sah seinen Freund lange an, bevor er sprach. „Du tust alles für sie, Phil. Mehr, als viele andere tun würden. Und du gibst ihr etwas, das sie vorher nie hatte – eine Familie, die sie liebt und für sie kämpft.“
Phil lächelte traurig. „Manchmal frage ich mich, ob das genug ist. Ich wünschte, ich könnte ihr diesen ganzen Schmerz einfach abnehmen.“
„Das kannst du nicht, aber du bist da für sie. Und das zählt. Jeder Moment, den sie mit uns hat, ist ein Moment, der ihr Kraft gibt“, erwiderte Alex und klopfte Phil auf die Schulter.
Ein paar Tage später, als Toni sich etwas besser fühlte, schlug Oli vor, dass sie alle einen Ausflug in den Park machen könnten. „Nur für ein paar Stunden, um frische Luft zu schnappen und den Kopf frei zu bekommen“, sagte er.
Toni, die sich in letzter Zeit oft schwach fühlte, zögerte zunächst, aber die Vorstellung, dem Krankenhausalltag für eine Weile zu entfliehen, war verlockend. Also packten sie ein paar Decken und Snacks ein und fuhren gemeinsam in den nahegelegenen Park.
Die Sonne schien sanft auf sie herab, als sie auf einer Wiese ihre Decken ausbreiteten. Franco und Flo begannen sofort, einen Frisbee hin- und herzuwerfen, während Alex und Phil mit Toni auf der Decke saßen und den Moment genossen.
„Es fühlt sich so gut an, draußen zu sein“, sagte Toni und schloss kurz die Augen, um die warme Herbstsonne auf ihrem Gesicht zu spüren. „Fast so, als wäre alles wieder normal.“
Phil lächelte sie an. „Das ist es auch, zumindest für diesen Moment. Und solche Momente machen alles andere ein bisschen leichter.“
Toni nickte, und für einen Augenblick schien es, als hätte der Schatten, der sie seit der Diagnose verfolgte, sich zurückgezogen. Es war nur ein kleiner Moment des Friedens, aber er bedeutete ihr die Welt.
Doch die Realität ließ sich nicht lange aufschieben. Die Behandlungen gingen weiter, die Tage wurden anstrengender, aber Toni kämpfte weiter, um ihrer neuen Familie so viel Zeit wie möglich zu geben. Sie wusste, dass jeder Tag mit ihnen ein Geschenk war, und egal, wie schwer der Weg noch werden würde, sie würde ihn nicht allein gehen.
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Mut im Schatten (ASDS FF)
FanfictionToni - eigentlich Antonia - ist ein 13-Jähriges Mädchen. Sie lebt im Kinderheim. Sonderlich gut geht es ihr dort aber nicht. Außerdem hat sie Angst. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen und geht zum Tag der Offenen Tür auf der Rettungswache Köln... ...