in der Nacht

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Es war spät in der Nacht, und die WG lag in tiefer Stille. Toni wälzte sich unruhig in ihrem Bett. Ihr Magen krampfte immer wieder zusammen, und ihr war schwindelig. Das mulmige Gefühl, das sie den ganzen Abend gespürt hatte, war inzwischen in starke Übelkeit umgeschlagen. Sie schlang die Arme um ihren Bauch und schloss die Augen, doch es half nichts. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, und sie wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie sich übergeben musste.

Phil war nicht da, er hatte Nachtschicht auf der Wache. Normalerweise fühlte sich Toni in der WG sicher, selbst wenn Phil nicht da war. Die anderen waren alle freundlich zu ihr, aber sie wollte sie nicht stören – es war mitten in der Nacht, und sie wollte niemandem zur Last fallen.

Doch als der Druck in ihrem Magen zu stark wurde, sprang sie aus dem Bett und rannte ins Bad. Sie kniete sich vor die Toilette und übergab sich heftig, die Tränen liefen ihr über die Wangen. Immer und immer wieder kamen die schmerzhaften Würgebewegungen, bis sie schließlich nichts mehr herausbrachte, außer Galle. Ihr Körper zitterte, und sie fühlte sich leer und schwach.

Sie lehnte sich gegen die kalten Fliesen, den Kopf in den Händen vergraben. Ein Teil von ihr wollte einfach im Bad bleiben und hoffen, dass es bald vorbei sein würde. Doch die Übelkeit ließ nicht nach, und die Angst kroch in ihr hoch. Was, wenn es schlimmer wurde? Was, wenn sie doch jemanden brauchte?

Sie wusste, dass Alex im Zimmer neben ihrem schlief. Er hatte immer ein offenes Ohr für sie gehabt, und obwohl er wie die anderen oft beschäftigt war, hatte er ihr das Gefühl gegeben, dass sie zu ihm kommen konnte, wenn sie Hilfe brauchte.

Nach einigen Minuten entschied sie sich, ihn doch zu wecken. Zögernd und immer noch zitternd, stand sie auf und wankte auf den Flur hinaus. Der Gang war dunkel, nur das schwache Licht des Mondes schien durch die Fenster. Leise ging sie zur Tür von Alex' Zimmer, ihre Schritte waren kaum zu hören. Sie hob die Hand, um anzuklopfen, doch zögerte erneut. Was, wenn sie ihn wütend machte? Doch bevor sie sich weiter Gedanken machen konnte, klopfte sie sanft an.

Ein paar Sekunden später hörte sie Schritte im Zimmer, und die Tür öffnete sich einen Spalt. Alex' verschlafenes Gesicht erschien im Türrahmen. „Toni?“ Seine Stimme war leise und sanft, als er erkannte, dass es sie war. „Was ist los?“

Toni schluckte schwer und schaute zu Boden. „Es… es tut mir leid, dass ich dich wecke… Aber mir geht’s nicht gut… Ich hab mich übergeben.“

Sofort wachte Alex richtig auf, seine Augen wurden wacher, und er öffnete die Tür ganz. „Hey, kein Problem, du störst mich nicht. Komm rein.“ Er legte einen Arm um ihre Schultern und führte sie behutsam in sein Zimmer. „Setz dich mal hier aufs Bett, ich hol dir was zu trinken.“

Toni nickte nur stumm, während sie sich auf die Bettkante setzte. Ihr war immer noch schwindelig, und die Übelkeit drohte erneut hochzukommen. Alex war schnell zurück mit einem Glas Wasser und setzte sich neben sie.

„Hier, trink langsam. Du siehst ziemlich blass aus. Wie lange ist dir schon schlecht?“ fragte er besorgt.

„Seit heute Abend“, flüsterte Toni und nahm vorsichtig einen Schluck. „Ich wollte niemanden stören, aber… es wurde einfach immer schlimmer.“

Alex schüttelte den Kopf. „Du musst dir keine Sorgen machen, uns zu wecken. Das ist kein Problem. Wir sind alle hier, um dir zu helfen, egal wann. Hättest du früher was gesagt, hätten wir schon viel früher reagieren können.“

Toni fühlte sich plötzlich dumm und schämte sich ein wenig. „Es tut mir leid…“

„Hey, hey“, unterbrach Alex sie sofort und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist völlig in Ordnung. Jeder wird mal krank. Ich bin froh, dass du mich geweckt hast.“

Toni nickte nur stumm, während sie an ihrem Wasser nippte. Langsam fühlte sie sich etwas sicherer in Alex’ Anwesenheit. Er stand auf und ging zum Schrank, zog eine Decke heraus und legte sie um ihre Schultern. „Hier, damit du nicht frierst.“

„Danke“, murmelte sie und zog die Decke eng um sich. Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen, als sie spürte, wie die Anspannung nachließ. „Ich… ich hab einfach Angst. Dass ich wieder allein bin, wenn ich Hilfe brauche.“

Alex setzte sich neben sie und sah sie ernst an. „Toni, du bist hier nicht allein. Nie. Wir sind alle für dich da, und wir kümmern uns um dich, egal was passiert. Du kannst uns immer um Hilfe bitten, okay?“

Toni sah ihn an, und ein kleiner Kloß löste sich in ihrer Kehle. „Okay“, flüsterte sie.

Alex lächelte sanft und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Wir werden das jetzt gemeinsam durchstehen. Vielleicht hast du dir was eingefangen, aber wir beobachten das, okay? Wenn es dir morgen nicht besser geht, können wir immer noch gucken, was wir machen - vielleicht zum Arzt fahren.“

Toni nickte dankbar und lehnte sich leicht an Alex. Für den Moment fühlte sie sich sicher. Auch wenn ihr Magen immer noch rebellierte, die Sicherheit, dass jemand da war, nahm ihr einen großen Teil ihrer Angst.

Alex ließ sie noch eine Weile bei sich sitzen, bis sie schließlich wieder ruhiger wurde. „Komm, ich begleite dich zurück in dein Zimmer, damit du dich ein bisschen ausruhen kannst. Wenn was ist, ruf mich, ich bin direkt nebenan.“

Er half ihr aufzustehen und ging mit ihr in ihr Zimmer zurück. Er deckte sie behutsam zu und blieb noch einen Moment an der Tür stehen. „Schlaf ein bisschen, Toni. Und wie gesagt, wenn du was brauchst, ich bin da.“

„Danke, Alex“, murmelte Toni, bevor sie die Augen schloss.

Als Alex die Tür leise hinter sich schloss, fühlte sich Toni trotz ihrer Krankheit nicht mehr allein. Sie wusste, dass sie in dieser WG immer jemanden hatte, der sich um sie kümmerte, und das gab ihr Kraft – selbst in solchen Momenten.

Mut im Schatten (ASDS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt