neue Schule

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Ein paar Wochen sind seit der Adoption vergangen, und für Toni beginnt ein neuer Lebensabschnitt: der erste Tag an ihrer neuen Schule. Obwohl sie nun ein sicheres Zuhause hat und die Unterstützung von Phil und den anderen aus der WG spürt, ist die Vorstellung, wieder in eine Schule zu gehen, furchteinflößend für sie. Die Erinnerungen an ihre alte Schule – das Mobbing, die Einsamkeit und das Gefühl, nirgendwo wirklich dazuzugehören – sind noch frisch. Doch diesmal ist es anders: Sie hat einen festen Halt im Leben.

An diesem Morgen wacht Toni früher als gewöhnlich auf. Sie sitzt auf der Bettkante, ihr Herz klopft schnell. Die neue Schuluniform, die sie gestern mit Phil gekauft hat, liegt ordentlich auf dem Stuhl. Sie greift danach und zieht sich langsam an, ihre Finger zittern leicht.

Im Flur hört sie Schritte. Phil kommt ins Zimmer und lehnt sich an die Tür. „Bereit für deinen großen Tag?“ fragt er sanft.

Toni zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht… Ich hab irgendwie Angst.“

Phil kommt näher und setzt sich neben sie. „Das verstehe ich, Toni. Es ist völlig normal, nervös zu sein, wenn man etwas Neues beginnt. Aber ich bin sicher, dass du das schaffen wirst. Du bist stärker, als du denkst.“

Toni schaut ihn an, ihre Augen voller Unsicherheit. „Aber was, wenn es wieder so wird wie früher? Wenn ich keine Freunde finde?“

„Das wird nicht passieren“, sagt Phil entschlossen. „Du bist jetzt an einem anderen Punkt in deinem Leben. Und du bist nicht mehr allein. Egal, was passiert – ich bin hier. Und wenn es schwer wird, reden wir darüber. Du hast jetzt Menschen, die dich unterstützen.“

Toni nickt, obwohl die Angst noch in ihrem Bauch rumort. Sie weiß, dass Phil recht hat. Aber es ist trotzdem schwer, den ersten Schritt zu machen.

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In der Schule

Als Toni vor dem großen Schulgebäude steht, fühlt sie, wie ihre Knie weich werden. Der Schulhof ist voll mit Schülern, die in Gruppen stehen und miteinander reden, lachen oder aufs Handy schauen. Toni zieht nervös an den Ärmeln ihrer Schuluniform und atmet tief durch.

„Alles wird gut“, murmelt sie zu sich selbst, bevor sie die Stufen hinaufgeht. Der erste Tag ist eine Mischung aus Unbehagen und Neugierde. Ihre neue Klasse ist freundlich, aber Toni fällt es schwer, sofort Kontakte zu knüpfen. Sie sitzt still an ihrem Platz und beobachtet die anderen Schüler, wie sie sich unterhalten und Witze machen.

In der Mittagspause bleibt sie auf ihrem Platz, während die meisten in die Cafeteria gehen. Sie hat keinen Hunger, und die Vorstellung, sich in den Trubel zu stürzen, macht ihr Angst. Stattdessen holt sie ein Buch aus ihrer Tasche und beginnt zu lesen.

Nach einer Weile hört sie Schritte, und als sie aufblickt, sieht sie ein Mädchen vor sich stehen. Sie ist etwa Tonis Alter, hat dunkle Locken und ein offenes Lächeln. „Hey“, sagt sie. „Ich bin Lara. Du bist neu, oder?“

Toni nickt schüchtern. „Ja, das ist mein erster Tag.“

„Willst du mit in die Cafeteria kommen? Wir könnten zusammen Mittag essen“, bietet Lara an. „Meine Freunde und ich sind immer dort drüben, in der Ecke. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht, versprochen.“

Toni zögert, aber Laras freundliches Lächeln nimmt ihr ein wenig die Angst. „Okay“, sagt sie leise, „ich komme mit.“

In der Cafeteria setzt sich Toni mit Lara und ihrer kleinen Gruppe von Freunden an einen Tisch. Es ist ungewohnt für sie, in einer Gruppe zu sitzen, aber Lara und die anderen sind offen und stellen ihr Fragen, ohne aufdringlich zu sein. Sie reden über alltägliche Dinge – welche Lehrer streng sind, welche Fächer langweilig – und langsam beginnt Toni, sich etwas wohler zu fühlen.

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Nach der Schule

Als Toni nach Hause kommt, steht Phil in der Küche und bereitet das Abendessen vor. Er wirft ihr einen prüfenden Blick zu, als sie ihre Tasche ablegt. „Na, wie war’s?“ fragt er, während er das Gemüse schneidet.

Toni lehnt sich gegen die Theke und zuckt mit den Schultern. „Es war… okay“, sagt sie zögernd. „Ich war zuerst allein, aber dann hat ein Mädchen namens Lara mich in die Cafeteria eingeladen.“

Phil lächelt ermutigend. „Das klingt doch schon mal gut. Hast du das Gefühl, dass du dich dort einleben kannst?“

Toni nickt leicht. „Vielleicht. Es war nicht so schlimm wie früher. Aber ich weiß noch nicht… Es ist schwer, Vertrauen zu fassen.“

Phil wischt sich die Hände ab und legt sie auf ihre Schultern. „Das ist in Ordnung, Toni. Du musst nichts überstürzen. Gib dir Zeit. Es wird nicht von heute auf morgen perfekt, aber du machst schon einen großen Schritt nach vorn. Und egal was passiert – ich bin stolz auf dich.“

Toni sieht ihn an, und zum ersten Mal an diesem Tag fühlt sie sich erleichtert. „Danke“, murmelt sie. „Es tut gut zu wissen, dass ich nach Hause kommen kann und hier alles in Ordnung ist.“

Phil lächelt. „Du hast immer ein Zuhause hier, Toni. Und das wird sich nie ändern.“

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Einige Wochen später

Mit jeder Woche, die vergeht, wird der Schulalltag für Toni ein wenig einfacher. Lara wird zu einer festen Freundin, und auch mit anderen Schülern kommt sie langsam ins Gespräch. Sie hat noch immer Momente der Unsicherheit und Zweifel, aber sie merkt, dass es diesmal anders ist – sie hat ein Zuhause, zu dem sie immer zurückkehren kann, und Menschen, die sie unterstützen. Diese Sicherheit gibt ihr Kraft.

An einem Freitag, als die Schule endet, geht Toni mit Lara und den anderen lachend aus dem Gebäude. Sie fühlt sich leichter, freier. Als sie nach Hause kommt, wirft sie ihre Tasche in die Ecke und läuft direkt in die Küche, wo Phil gerade den Tisch für das Abendessen deckt.

„Hey! Wie war’s heute?“ fragt er, als er sie hereinkommen hört.

Toni grinst, ein echtes, freudiges Lächeln. „Es war gut“, sagt sie. „Richtig gut.“

Und in diesem Moment weiß sie, dass sie nicht nur eine neue Schule gefunden hat – sie hat auch ein neues Leben begonnen, eines voller Hoffnung und neuer Möglichkeiten.

Mut im Schatten (ASDS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt