Rückkehr in der Schule

39 3 0
                                    

Einige Monate waren vergangen, und das Leben hatte sich für Toni nach und nach normalisiert. Die OP war überstanden, die Rehabilitation hatte ihr geholfen, wieder auf die Beine zu kommen, und inzwischen ging sie auch wieder regelmäßig zur Schule. Doch das Schielen ihres linken Auges blieb. Es war etwas, womit sie sich abfinden musste, auch wenn es nicht immer leicht war.

Es war ein Montagmorgen, als Phil Toni in die Schule fuhr. Die Sonne schien durch die Wolken, und obwohl es ein schöner Tag war, wirkte Toni nachdenklich, während sie aus dem Autofenster blickte. Phil warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Alles okay bei dir? Du bist heute so still.“

Toni zuckte mit den Schultern und drehte sich leicht zu ihm. „Ja... es ist nur... weißt du, die anderen in der Schule starren manchmal. Ich versuche, es zu ignorieren, aber es ist schwer.“

Phil nickte verständnisvoll. „Das kann ich mir vorstellen. Aber denk daran, wie stark du bist. Du hast so viel durchgemacht und dich zurückgekämpft. Wenn jemand das nicht versteht, dann sagt das mehr über ihn aus als über dich.“

Toni seufzte leise. „Ich weiß, aber manchmal wünsche ich mir einfach, dass alles wieder normal wäre. Weißt du, ohne das Schielen. Ohne, dass die Leute mich ständig anstarren.“

Phil parkte das Auto vor der Schule und drehte sich zu ihr um. „Du bist mutig, Toni. Und egal, ob dein Auge schielt oder nicht, du bist die gleiche starke und tolle Person. Lass dir von niemandem das Gegenteil einreden.“

Toni lächelte leicht, auch wenn es ihr schwerfiel, sich von seinen Worten aufmuntern zu lassen. Sie wusste, dass er recht hatte, aber die Blicke und das Getuschel in der Schule waren eine ständige Erinnerung daran, dass sie anders war.

„Danke, Phil“, sagte sie schließlich und stieg aus dem Auto. Sie war nervös, wie immer, wenn sie das Schulgebäude betrat, aber sie versuchte, sich Phils Worte zu Herzen zu nehmen.

In der Schule angekommen, ging Toni zügig durch die Flure. Sie versuchte, die Blicke der anderen Schüler zu ignorieren, doch hin und wieder hörte sie, wie leise geflüstert wurde. „Da ist sie, die mit dem schielenden Auge“, hörte sie jemanden sagen. Ihre Schultern spannten sich an, aber sie ging einfach weiter.

In den ersten Monaten war es noch schwieriger gewesen. Das Mitleid, die Neugierde und manchmal auch das Spottlächeln der anderen Schüler hatten ihr das Leben schwer gemacht. Doch mit der Zeit hatte Toni gelernt, sich davon nicht mehr so sehr beeinflussen zu lassen. Sie konzentrierte sich auf ihre Freunde, die sie unterstützten, und auf ihre Lehrer, die von Anfang an verständnisvoll gewesen waren.

Nach dem Unterricht traf sie sich mit ihren Freundinnen Clara und Mia. Die beiden waren seit der Reha an ihrer Seite und halfen ihr, wo sie konnten. „Hey Toni, wie war’s heute?“, fragte Clara, als sie sich neben sie in der Cafeteria setzte.

„Geht so“, antwortete Toni und nahm einen Schluck von ihrem Wasser. „Die Leute starren immer noch, aber ich versuche, es zu ignorieren.“

Mia nickte verständnisvoll. „Lass sie doch starren. Die wissen doch gar nicht, was du alles durchgemacht hast.“

Toni lächelte dankbar. „Ja, vielleicht hast du recht.“

Nach der Schule holte Phil sie ab und fragte, wie der Tag war. „Ganz okay“, antwortete sie, während sie in den Rückspiegel schaute und ihr leicht schielendes Auge betrachtete. „Ich habe heute versucht, mir keine Gedanken darüber zu machen, wie die anderen mich sehen. Es wird zwar nie ganz leicht, aber... ich schaffe das.“

Phil nickte stolz. „Das klingt nach einem Plan. Es geht nicht darum, was andere denken. Es geht darum, wie du dich fühlst. Und wenn du mit dir selbst im Reinen bist, dann wird alles andere viel leichter.“

In den folgenden Monaten lernte Toni, mit dem Schielen zu leben. Die ständigen Therapien und Reha-Termine halfen ihr, wieder Kraft zu gewinnen, auch wenn das Schielen nicht verschwand. Sie fand heraus, dass sie damit umgehen konnte. Ihre Freunde unterstützten sie, und zuhause in der WG mit Phil und den anderen war sie in einer liebevollen und unterstützenden Umgebung. Sie wusste, dass sie dort immer auf Rückhalt zählen konnte.

Auch wenn das Leben manchmal schwer war, erkannte Toni, dass sie stärker war, als sie jemals gedacht hätte. Sie hatte die Operation überstanden, die Rehabilitation gemeistert und sich in der Schule zurückgekämpft. Egal, wie ihr Auge sich verhielt, sie war immer noch Toni – mutig, entschlossen und umgeben von Menschen, die sie liebten.

Mut im Schatten (ASDS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt