Besserung

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Die Tage nach der Operation waren für Toni eine Herausforderung. Langsam ging es ihr körperlich besser, die Übelkeit ließ nach, und die Schmerzen wurden durch die Medikamente erträglicher. Doch eines Morgens, als sie versuchte, sich im Spiegel zu betrachten, bemerkte sie etwas, das sie tief verunsicherte: Ihr linkes Auge schielte.

Toni starrte ihr eigenes Spiegelbild an, verwirrt und unsicher. Das linke Auge drehte sich leicht nach innen, während das rechte normal nach vorn blickte. Sie versuchte, ihre Augen zu fokussieren, aber es blieb das gleiche Bild. Panik überkam sie, und sie drehte sich schnell von dem Spiegel weg, ihre Hände zitterten.

Phil betrat das Zimmer, gerade als Toni sich vom Spiegel wegbewegte. Er hatte eine Tasse Tee in der Hand und sah sofort, dass etwas nicht stimmte. „Toni? Alles okay?“, fragte er vorsichtig und trat näher.

Toni schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen. „Nein… ich…“, murmelte sie leise und umklammerte den Rand des Bettes. „Ich sehe komisch aus, Phil. Irgendwas stimmt nicht mit meinem Auge.“

Phil stellte den Tee beiseite und kniete sich vor sie, seine Augen sanft und voller Mitgefühl. „Was meinst du? Zeig es mir“, sagte er beruhigend.

Zögernd drehte sich Toni wieder zu ihm und hob den Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen. Ihr linkes Auge wanderte leicht nach innen, während sie versuchte, Phil direkt anzuschauen. Es fühlte sich merkwürdig an, als würde sich die Welt um sie herum verschieben. „Ich schiele, oder?“, fragte sie unsicher.

Phil atmete tief ein, erkannte sofort das Problem, doch er bewahrte Ruhe. „Ja, es scheint so, aber das kann nach einer Operation passieren, besonders bei einem Eingriff am Gehirn. Es ist normal, dass einige Nerven irritiert sind.“

„Wird das wieder weggehen?“, fragte Toni mit leiser Stimme. Die Unsicherheit und Angst spiegelten sich in ihren Augen wider.

Phil setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm ihre Hand. „Das wissen wir noch nicht genau, aber die Ärzte haben gesagt, dass sich viele Dinge nach einer Gehirnoperation mit der Zeit verbessern können. Es gibt auch Therapien, die helfen können, das Schielen zu korrigieren. Wir werden das mit den Ärzten besprechen, okay?“

Toni nickte leicht, aber ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich will nicht, dass die Leute mich so sehen. Es ist... seltsam. Was, wenn das so bleibt?“

„Toni, du bist mutiger als die meisten Menschen, die ich kenne“, sagte Phil sanft. „Was du durchgemacht hast, würde viele in die Knie zwingen, aber du kämpfst weiter. Und egal, was passiert, wir sind alle für dich da. Das Schielen ist etwas, das wir angehen können – eins nach dem anderen.“

Toni wischte sich die Tränen weg und lächelte schwach. „Ich hasse es, schwach zu sein“, flüsterte sie.

Phil schüttelte den Kopf. „Du bist alles andere als schwach. Es braucht Stärke, um das alles durchzustehen. Und du wirst das schaffen, Schritt für Schritt.“

An diesem Nachmittag gingen Phil und Toni gemeinsam zu ihrem behandelnden Arzt, Dr. Heinemann, um über die neuen Symptome zu sprechen. Der Arzt erklärte, dass das Schielen eine Folge der Operation sein könnte, die den Sehnerv oder andere Teile des Gehirns beeinträchtigt hatte, die für die Augenbewegung verantwortlich sind.

„Wir werden das weiter beobachten“, sagte Dr. Heinemann. „In vielen Fällen verbessert sich das mit der Zeit. Falls nicht, gibt es spezielle Augenübungen oder sogar kleine chirurgische Eingriffe, die helfen können.“

Toni nickte, aber der Gedanke, erneut operiert werden zu müssen, machte sie nervös. Doch sie entschied sich, den Rat des Arztes anzunehmen und sich auf ihre Genesung zu konzentrieren.

Zurück in der WG, war die Stimmung entspannt. Die anderen hatten von Tonis Zustand erfahren und unterstützten sie, wo sie konnten. Alex, Flo und Franco versuchten, sie aufzumuntern, und organisierten kleine Spieleabende, um sie abzulenken. Sie versuchten, das Schielen gar nicht erst zu thematisieren, und behandelten Toni wie immer, was ihr half, sich weniger unsicher zu fühlen.

„Wir könnten heute einen Film schauen, wie wär's?“, fragte Alex lächelnd, als er Toni auf der Couch neben sich sah.

Toni zuckte die Schultern und schmunzelte. „Kommt drauf an, welchen Film. Nichts zu Kompliziertes, mein Kopf ist immer noch ein bisschen durcheinander.“

Franco lachte. „Dann schauen wir was Lustiges. Etwas, bei dem wir nicht nachdenken müssen.“

Während der Abend weiterging, bemerkte Toni, dass sie sich langsam wieder wohler fühlte. Auch wenn ihr linkes Auge immer noch schielte und sie sich damit unwohl fühlte, wusste sie, dass sie nicht allein war. Mit Phil und ihren Freunden an ihrer Seite hatte sie die Kraft, auch diese Herausforderung zu meistern.

Mut im Schatten (ASDS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt