Als Toni nach einigen Tagen auf der Intensivstation wieder ansprechbar war und ihr Zustand sich stabilisiert hatte, setzte sich Phil zu ihr ans Bett. Sie war noch blass, aber ihre Augen wirkten wieder klarer, und sie konnte die letzten Ereignisse einigermaßen zusammenfassen.
„Hey, wie geht’s dir heute?“ fragte Phil vorsichtig, während er sich auf den Stuhl neben ihrem Bett setzte.
Toni zuckte leicht mit den Schultern. „Besser… aber ich bin immer noch müde.“ Sie sah erschöpft aus, aber es war deutlich zu erkennen, dass es ihr schon deutlich besser ging als in der Nacht, als sie ins Krankenhaus gebracht wurde.
Phil nickte und lächelte beruhigend. „Das ist normal, nach allem, was du durchgemacht hast. Aber ich wollte dich etwas fragen. Hast du vorher irgendwas gemerkt? Bevor es dir so schlecht ging?“
Toni schluckte und senkte schnell den Blick. Ihre Hände, die sie nervös auf ihrem Schoß ineinander verknotet hatte, wurden plötzlich interessanter als Phils Gesicht. Sie zögerte, bevor sie antwortete, und Phil merkte sofort, dass etwas sie bedrückte.
„Toni, du kannst mir alles sagen. Das ist wichtig, damit wir verstehen, was los war“, sagte er sanft, ermutigend.
Nach einigem Zögern, immer noch auf ihre Hände starrend, sprach sie leise. „Ich… ich musste oft zur Toilette. In der Nacht... es hat immer gebrannt, wenn ich pinkeln musste. Manchmal kam auch gar nichts, egal wie sehr ich es wollte.“
Phil hörte aufmerksam zu, und seine Stirn runzelte sich leicht, als er begriff, was Toni ihm sagte. „Und das passiert öfter?“ fragte er sanft.
Toni nickte langsam. „Ja... es ist nicht das erste Mal. Aber sonst geht das meistens schnell wieder weg. Ich dachte, es wäre nichts... es tut nur weh, aber dann hört es irgendwann auf.“
Phil atmete tief ein, um ruhig zu bleiben, denn er wollte Toni nicht beunruhigen. „Das hätte dir schon früher aufgefallen sein müssen, Toni. Wenn es brennt und du häufig zur Toilette musst, könnte das eine Blasenentzündung sein – und das kann gefährlich werden, wenn es nicht behandelt wird.“
Toni sah ihn verunsichert an, ihre Augen zeigten deutlich, dass sie sich unsicher fühlte. „Ich wollte niemanden damit nerven. Es war ja immer schnell wieder weg...“
Phil legte eine Hand auf ihre, um ihr zu zeigen, dass sie sich keine Sorgen machen musste. „Du nervst nie, Toni. Dein Körper versucht dir zu sagen, dass etwas nicht stimmt, und es ist wichtig, dass wir darauf hören. Das nächste Mal, wenn du sowas spürst, musst du sofort Bescheid sagen, okay? Du bist uns wichtig, und wir wollen sicherstellen, dass du gesund bleibst.“
Toni nickte, auch wenn sie sich immer noch etwas schuldig fühlte, das Problem so lange verschwiegen zu haben. „Es tut mir leid…“
„Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst“, sagte Phil und lächelte leicht. „Wir werden uns jetzt um dich kümmern und sicherstellen, dass du richtig behandelt wirst. Wir sprechen gleich mit dem Arzt, damit wir wissen, was als Nächstes zu tun ist.“
Toni sah ihn dankbar an, und zum ersten Mal seit der ganzen Nacht wirkte sie ein wenig erleichtert.
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Mut im Schatten (ASDS FF)
FanfictionToni - eigentlich Antonia - ist ein 13-Jähriges Mädchen. Sie lebt im Kinderheim. Sonderlich gut geht es ihr dort aber nicht. Außerdem hat sie Angst. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen und geht zum Tag der Offenen Tür auf der Rettungswache Köln... ...