Die ersten Tage nach dem Abschied von Jamal fühlten sich für India surreal an. Es war, als hätte sie einen Teil von sich selbst zurückgelassen, als er durch die Tür des Cafés gegangen war. Die Entscheidung, ihn nicht zu begleiten, hatte ihr das Herz gebrochen, aber sie wusste, dass es die richtige Wahl war – zumindest für jetzt. Sie hatte ihr Leben hier, ihre Familie, ihre Freunde, und ihre Ziele. Doch das bedeutete nicht, dass der Schmerz weniger wurde.Die Nachrichten von Jamals Wechsel zu einem Verein im Ausland überschlugen sich in den folgenden Tagen. Die Medien fokussierten sich auf seinen Neuanfang, und es war fast, als wäre der Skandal um seinen Vertrag vergessen. Stattdessen drehten sich die Schlagzeilen um seine Zukunft im neuen Team und was dies für seine Karriere bedeuten würde. India fühlte sich, als würde sie nun endgültig aus seinem Leben ausgeschlossen, als wäre sie nur eine Fußnote in der Geschichte seines Aufstiegs.
„Jamal M. wagt Neuanfang im Ausland – was bedeutet das für seine Karriere?"
„Der goldene Junge im Ausland: Wird er sich neu erfinden?"India versuchte, die Artikel zu ignorieren, aber die Neugier überwältigte sie manchmal, und sie las doch einen Bericht. Sie sah die Fotos von Jamal in seiner neuen Stadt, seine ersten Trainingseinheiten, seine strahlenden Interviews. Es sah aus, als würde es ihm gut gehen, als würde er den Neuanfang wirklich annehmen.
Und sie? Sie fühlte sich wie eingefroren, zwischen der Welt, die sie sich zurückerobern wollte, und der Welt, die sie mit ihm hätte haben können.
Ihre Freunde, besonders Emma, bemühten sich, sie auf andere Gedanken zu bringen. Sie luden sie zu Treffen ein, organisierten Filmabende oder versuchten, sie zu ermutigen, mehr unter Leute zu gehen. Doch India fühlte sich noch nicht bereit. Die Wunden des Abschieds waren noch zu frisch, und sie brauchte Zeit, um zu heilen.
Ein paar Wochen nach dem Abschied saß India alleine in der Bibliothek, wo sie so oft Zuflucht gefunden hatte, als ihr Handy vibrierte. Es war eine Nachricht von Emma:
Emma: „Hast du Lust auf einen kleinen Roadtrip dieses Wochenende? Ich denke, es könnte dir gut tun."
India starrte eine Weile auf den Bildschirm. Ein Roadtrip? Es klang nach einer Flucht, einer Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen und sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf die Leere, die Jamal hinterlassen hatte. Vielleicht war das genau das, was sie brauchte.
India: „Das klingt gut. Lass uns fahren."
Emma antwortete sofort mit einem fröhlichen Emoji, und India fühlte sich zum ersten Mal seit Langem ein kleines Stück leichter.
Am Wochenende packte India eine Tasche und traf sich mit Emma. Sie fuhren ohne großes Ziel los, ließen die Stadt hinter sich und folgten einfach der Straße, wohin sie sie führte. Es war eine Reise ohne Plan, und das war genau das, was India brauchte.
Die weite Landschaft, die frische Luft, und die Freiheit, nicht zu wissen, wohin sie als nächstes gehen würden, halfen ihr, die Anspannung der letzten Wochen loszulassen. Sie und Emma redeten über alles und nichts – über alte Zeiten, lustige Geschichten aus ihrer Kindheit und ihre Träume für die Zukunft. Doch eines blieb unausgesprochen: Jamal. India war dankbar, dass Emma verstand, dass sie nicht darüber reden wollte. Nicht jetzt.
Es war erst, als sie an einem abgelegenen See hielten und die Ruhe der Natur auf sich wirken ließen, dass India sich erlaubte, wirklich über das nachzudenken, was passiert war. Sie setzte sich auf einen großen Stein am Ufer, starrte auf das glitzernde Wasser und ließ die Erinnerungen an Jamal noch einmal vor ihrem inneren Auge ablaufen.
Der Kuss, der erste Spaziergang im Park, die Gespräche über ihre Ängste und Hoffnungen, und schließlich der Abschied. All diese Momente schienen so intensiv und real gewesen zu sein, doch jetzt fühlte sich alles so fern an, als wäre es Teil eines anderen Lebens. Eines, das sie nie ganz verstehen konnte.
„Denkst du noch an ihn?" fragte Emma schließlich, als sie sich neben sie setzte.
India nickte langsam, ohne den Blick vom See zu lösen. „Ja. Aber ich weiß, dass es so besser ist."
„Es klingt, als würdest du versuchen, dich selbst davon zu überzeugen," bemerkte Emma mit einem leichten Lächeln.
India zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Aber ich weiß, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Es wäre nicht fair gewesen, ihm zu folgen, wenn ich nicht hundertprozentig sicher war."
Emma nickte verständnisvoll. „Das verstehe ich. Aber es ist auch okay, traurig darüber zu sein."
India schwieg einen Moment, bevor sie antwortete. „Ich bin traurig. Aber ich glaube, ich muss lernen, loszulassen."
„Das ist nie einfach," sagte Emma leise. „Aber du schaffst das."
India lächelte leicht und fühlte sich, als hätte sie gerade einen kleinen Schritt in Richtung Heilung gemacht. Es würde Zeit brauchen, aber sie wusste, dass sie irgendwann wieder nach vorne blicken konnte.
Als sie von ihrem Roadtrip zurückkehrte, fühlte India sich ein wenig leichter. Sie wusste, dass es noch dauern würde, bis der Schmerz vollständig verblasste, aber sie war bereit, sich wieder auf ihr eigenes Leben zu konzentrieren.
Das bedeutete, sich auf ihr Studium zu stürzen, sich wieder auf ihre Ziele zu konzentrieren und herauszufinden, wer sie war – ohne die Unsicherheit, die die Beziehung zu Jamal mit sich gebracht hatte. Es war, als hätte sie ihre eigene Identität zurückgewonnen, auch wenn es schwer war, sich an die Leere zu gewöhnen, die er hinterlassen hatte.
Ein paar Tage später, als sie in der Bibliothek saß und ihre Gedanken sortierte, vibrierte ihr Handy. Es war eine Nachricht von Jamal. Sie starrte auf den Bildschirm und fühlte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sie hatte nicht erwartet, noch etwas von ihm zu hören.
Jamal: „Ich wollte dir nur sagen, dass es mir gut geht. Ich hoffe, dir auch. Ich denke immer noch an dich."
India starrte auf die Nachricht und fühlte, wie eine Welle von Emotionen sie überrollte. Sie wusste nicht, ob sie antworten sollte. Jamal bedeutete ihr immer noch viel, aber sie hatte auch erkannt, dass ihre Wege sich getrennt hatten – und dass das so bleiben musste.
Nach einer Weile tippte sie eine kurze Antwort:
India: „Ich hoffe, dir geht es gut. Danke für alles. Pass auf dich auf."
Es war keine Abschiedsnachricht, aber sie wusste, dass es Zeit war, weiterzumachen. Jamal würde immer ein Teil ihrer Geschichte sein, doch nun musste sie sich auf ihre eigene Zukunft konzentrieren.
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Unbekannte Wege
FanfictionIndia ist ein unabhängiger Charakter, der nicht viel mit der Fußballwelt anfangen kann. Sie konzentriert sich auf ihre Ausbildung und lebt ihren eigenen Alltag, bis sie eines Tages auf Jamal trifft - nicht ahnend, dass er ein berühmter Fußballstar i...