Die Wochen vergingen, und das Leben kehrte für India langsam in seine gewohnten Bahnen zurück. Sie hatte Jamal nicht mehr geschrieben, und auch von ihm kamen keine weiteren Nachrichten. Es war ein stilles Einverständnis, dass beide ihren eigenen Weg gingen, ohne es explizit auszusprechen. Doch trotz des Schmerzes, den diese Entscheidung mit sich brachte, fühlte India auch eine neue Art von Freiheit.Sie verbrachte mehr Zeit mit ihren Freunden, konzentrierte sich auf ihr Studium und begann, wieder an ihren Zukunftsplänen zu arbeiten. Die Bibliothek wurde wieder zu ihrem Zufluchtsort, und die ruhigen Stunden, die sie mit Lesen und Schreiben verbrachte, halfen ihr, ihre Gedanken zu ordnen.
Doch etwas in ihr hatte sich verändert. Die Zeit mit Jamal hatte ihr gezeigt, dass sie mehr war als nur eine Studentin, die ihren Weg suchte. Sie hatte gelernt, dass sie stark genug war, um schwierige Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie schmerzhaft waren. Und sie hatte erkannt, dass sie ihre Zukunft nicht nur von anderen abhängig machen konnte – auch nicht von jemanden, der ihr so viel bedeutet hatte.
Eines Tages, als sie in der Bibliothek saß und über ihre Studienarbeit schrieb, kam eine E-Mail von einem ihrer Professoren. Es war eine Einladung, an einem Workshop für junge Schriftsteller teilzunehmen – eine Chance, die sie nie in Betracht gezogen hatte, aber die plötzlich genau richtig schien.
India las die E-Mail mehrmals durch, bevor sie beschloss, die Gelegenheit zu ergreifen. Schreiben war immer ihre Leidenschaft gewesen, und jetzt, da sie sich wieder auf sich selbst konzentrieren wollte, fühlte es sich an, als wäre dies der nächste Schritt in ihrem Leben.
Der Workshop fand in einer kleinen Stadt außerhalb von München statt, und India freute sich auf den Tapetenwechsel. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass sie sich wirklich auf etwas konzentrierte, das nur für sie selbst bestimmt war – ohne Ablenkung, ohne äußeren Druck. Sie fühlte sich lebendig, inspiriert, als sie den Zug bestieg und in Richtung ihres neuen Ziels fuhr.
Als sie ankam, war die Stadt ruhig, fast verschlafen, aber genau das, was sie brauchte. Der Workshop war in einem charmanten alten Gebäude untergebracht, und India fühlte sich sofort wohl, als sie den Raum betrat. Die anderen Teilnehmer waren alle auf ihre Art einzigartig – junge Menschen mit Träumen, ähnlich wie sie, die das Schreiben liebten und ihre Geschichten teilen wollten.
Die Tage vergingen in einer angenehmen Routine. Sie saß mit den anderen Teilnehmern zusammen, diskutierte über Literatur, tauschte Ideen aus und schrieb. Es war, als hätte sie endlich den Raum gefunden, um ihre Gedanken in Worte zu fassen, ohne den Druck der Außenwelt.
Doch trotz des neuen Fokus auf ihre Arbeit schlichen sich die Erinnerungen an Jamal immer wieder in ihre Gedanken. Die Art, wie er sie angesehen hatte, die ruhigen Gespräche, die sie geführt hatten, und der Schmerz des Abschieds. Aber jedes Mal, wenn diese Gedanken aufkamen, fühlte India, wie sie stärker wurde. Sie wusste jetzt, dass sie weitergehen musste.
Eines Nachmittags, während eines freien Schreibworkshops, saß India am Fenster und ließ ihren Blick über die weitläufigen Felder außerhalb der Stadt schweifen. Sie war in Gedanken versunken, als eine der anderen Teilnehmerinnen, eine junge Frau namens Lea, sich zu ihr setzte.
„Du wirkst irgendwie abwesend," bemerkte Lea mit einem freundlichen Lächeln.
India schmunzelte und zuckte mit den Schultern. „Ich denke nur nach. Über alles Mögliche."
Lea nickte und sah sie neugierig an. „Weißt du, ich habe gehört, dass du ziemlich gut im Schreiben bist. Du scheinst so viel durchgemacht zu haben."
India sah überrascht auf. Sie hatte nicht viel über ihr persönliches Leben preisgegeben, aber offenbar strahlte sie etwas aus, das andere bemerkten. „Ja, ein bisschen."
„Es ist immer interessant, wie das Leben unsere Geschichten beeinflusst, nicht wahr?" sagte Lea nachdenklich. „Ich habe das Gefühl, dass die besten Geschichten immer aus Schmerz oder Veränderung entstehen."
India dachte einen Moment über Leas Worte nach. „Vielleicht hast du recht," sagte sie leise. „Vielleicht ist das genau das, was ich gerade verarbeite."
Lea lächelte leicht. „Ich bin sicher, was auch immer du schreibst, es wird gut sein."
India sah zu ihr auf und nickte dankbar. Die Gespräche mit den anderen Teilnehmern des Workshops halfen ihr, ihre eigenen Gedanken klarer zu sehen. Sie begann zu verstehen, dass sie die Erlebnisse der letzten Monate – die Beziehung zu Jamal, die Schwierigkeiten mit der Öffentlichkeit, den Abschied – nicht einfach ignorieren konnte. Sie musste sie in etwas Produktives umwandeln.
Vielleicht war das Schreiben genau der Weg, um das zu tun.
Als der Workshop dem Ende zuging, fühlte sich India bereit, wieder in die Stadt zurückzukehren. Sie hatte nicht nur neue Ideen und Inspirationen für ihre Arbeit gewonnen, sondern auch eine tiefere Klarheit über sich selbst. Sie wusste, dass sie stark genug war, ihren eigenen Weg zu gehen – mit oder ohne jemanden an ihrer Seite.
Zurück in der Stadt setzte sie sich sofort an ihren Laptop und begann zu schreiben. Die Worte flossen mühelos, als ob sie die ganze Zeit darauf gewartet hätten, herauszukommen. Sie schrieb über die vergangenen Monate, über die Beziehung zu Jamal, über ihre Zweifel und Ängste, und über den Weg, den sie nun alleine weiterging.
Es war nicht nur eine therapeutische Übung, sondern auch eine Möglichkeit, ihre Erfahrungen in etwas Greifbares zu verwandeln – in eine Geschichte, die nicht nur ihr gehörte, sondern auch anderen helfen konnte, ihre eigenen Kämpfe zu verstehen.
Einige Wochen später, als India wieder in ihrer Routine angekommen war, erhielt sie eine weitere E-Mail. Es war von dem Workshop-Leiter, der ihr mitteilen wollte, dass eines ihrer Stücke für eine Veröffentlichung ausgewählt worden war. India las die E-Mail und konnte es kaum glauben. Es fühlte sich an wie eine Bestätigung – nicht nur für ihre Arbeit, sondern auch für den Weg, den sie eingeschlagen hatte.
Sie lächelte und spürte, wie sich eine warme Zufriedenheit in ihr ausbreitete. Sie war auf dem richtigen Weg, ihr eigenes Leben wieder in die Hand zu nehmen. Jamal würde immer ein Teil ihrer Vergangenheit sein, aber sie war bereit, sich auf ihre eigene Zukunft zu konzentrieren.
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Unbekannte Wege
FanficIndia ist ein unabhängiger Charakter, der nicht viel mit der Fußballwelt anfangen kann. Sie konzentriert sich auf ihre Ausbildung und lebt ihren eigenen Alltag, bis sie eines Tages auf Jamal trifft - nicht ahnend, dass er ein berühmter Fußballstar i...