Neue Realitäten

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Nachdem India und Jamal sich in Deutschland getroffen hatten, fühlte es sich an, als hätten sie einen weiteren wichtigen Schritt gemacht. Das Treffen war entspannt und unaufgeregt verlaufen, ohne den Druck, sofort zu klären, wohin ihre Verbindung führen würde. Dennoch war klar, dass da noch etwas zwischen ihnen war – ein unausgesprochener Funken, der nie ganz erloschen war.

Doch mit dem Ende des Treffens kehrte auch die Realität zurück. Jamal war nach Madrid zurückgekehrt, um seine Saison fortzusetzen, und India tauchte wieder in ihre Arbeit und das Schreiben ein. Ihre Leben waren wieder getrennt, und die Distanz zwischen ihnen schien größer denn je. Beide hatten sich in den letzten Monaten verändert, und sie hatten es geschafft, in dieser Veränderung einen neuen Weg zueinander zu finden. Doch wie würde es weitergehen?

Ein paar Wochen vergingen, in denen India und Jamal weiterhin in lockerem Kontakt blieben. Sie schrieben sich Nachrichten, sprachen gelegentlich über Videoanrufe, aber es war klar, dass die Distanz zwischen Madrid und Deutschland ihre Kommunikation erschwerte. India hatte sich bereits daran gewöhnt, unabhängig zu sein, und sie wusste, dass sie ihre Prioritäten nicht einfach ändern konnte, nur weil Jamal wieder in ihrem Leben war.

Eines Abends, als India in ihrem Wohnzimmer saß und über ihrem nächsten Manuskript brütete, vibrierte ihr Handy. Es war eine Nachricht von Jamal:

Jamal:
„Hey India, es gibt Neuigkeiten, über die ich mit dir sprechen wollte. Ich denke, es wird meine Zukunft betreffen, und ich würde gern wissen, was du darüber denkst. Können wir heute Abend kurz telefonieren?"

India spürte, wie sich eine leichte Unruhe in ihrem Magen ausbreitete. Was für Neuigkeiten? Sie wusste, dass Jamal gerade mitten in einer wichtigen Phase seiner Karriere war – die Saison war in vollem Gange, und die nächsten Monate würden entscheidend sein. Sie antwortete schnell:

India:
„Klar, ich bin gerade zu Hause. Ruf mich an, wann immer es passt."

Wenige Minuten später klingelte ihr Handy, und sie nahm den Anruf an. Jamals Stimme klang ruhig, aber etwas ernster als sonst.

„Hey," begann er. „Danke, dass du dir die Zeit nimmst."

„Natürlich," antwortete India, während sie es sich auf dem Sofa bequem machte. „Was ist los?"

Jamal seufzte leicht. „Es geht um meine Karriere. Ich habe ein Angebot erhalten – von einem anderen Verein."

India runzelte die Stirn. „Was für ein Verein? Willst du Madrid verlassen?"

„Das ist es, was ich überlege," sagte Jamal. „Das Angebot ist von einem Team in England. Es wäre eine große Veränderung, aber auch eine Chance, meine Karriere auf ein neues Level zu bringen. Doch das bedeutet auch, dass ich Madrid hinter mir lassen müsste, wo ich mich gerade erst eingelebt habe."

India lehnte sich zurück und versuchte, die Informationen zu verarbeiten. Jamal hatte viel Zeit und Energie investiert, um sich in Madrid zurechtzufinden. Ein Wechsel würde alles auf den Kopf stellen – neue Stadt, neues Umfeld, neuer Druck. „Das ist eine große Entscheidung," sagte sie schließlich. „Wie fühlst du dich dabei?"

„Ich weiß es nicht," gab Jamal zu. „Es wäre eine großartige berufliche Möglichkeit, aber es ist auch beängstigend. Ich habe das Gefühl, dass ich in Madrid gerade erst wirklich angekommen bin. Aber gleichzeitig frage ich mich, ob ich diese Chance verpassen sollte."

India verstand seinen Zwiespalt. Jamal hatte immer nach dem Besten gestrebt, sowohl in seiner Karriere als auch in seinem Leben, aber diese Entscheidung schien mehr als nur berufliche Aspekte zu betreffen. „Hast du schon eine Tendenz?" fragte sie.

Jamal zögerte kurz. „Noch nicht. Aber ich wollte mit dir darüber sprechen, weil... nun ja, ich denke, es würde uns auch betreffen."

India spürte, wie sich eine leichte Spannung in ihr aufbaute. Sie hatte es geahnt, aber jetzt, wo Jamal es aussprach, fühlte es sich realer an. „Wie meinst du das?" fragte sie leise.

„Wenn ich nach England gehe, wird es noch schwieriger, sich zu sehen," erklärte er. „Die Entfernung wäre größer, und ich weiß, dass wir jetzt schon Mühe haben, in Kontakt zu bleiben. Ich will nicht, dass das alles nur komplizierter wird."

India schwieg einen Moment. Die Realität seiner Worte traf sie. Sie hatten es geschafft, in Kontakt zu bleiben, aber die Entfernung war bereits jetzt ein Hindernis. England würde sie noch weiter voneinander entfernen, und sie wusste, dass es nicht leicht sein würde, eine Beziehung auf Distanz aufrechtzuerhalten – besonders, wenn beide so beschäftigt mit ihren Karrieren waren.

„Ich verstehe," sagte India schließlich. „Es würde sicher nicht einfacher werden. Aber es klingt, als wäre das eine Entscheidung, die du für dich selbst treffen musst. Du solltest tun, was das Beste für dich und deine Karriere ist."

Jamal seufzte leise. „Ich weiß. Aber ich will auch nicht, dass das zwischen uns alles zerstört, bevor es überhaupt eine Chance hatte."

India fühlte, wie sich eine Mischung aus Frustration und Traurigkeit in ihr breit machte. Sie mochten sich immer noch, das war klar. Aber das Leben, das sie führten, stellte ihre Verbindung auf eine harte Probe. Sie hatte nicht erwartet, dass alles einfach sein würde, aber jetzt, da Jamal möglicherweise eine Entscheidung treffen musste, die sie noch weiter voneinander entfernte, spürte sie, wie die Unsicherheit zurückkehrte.

„Jamal, ich glaube, wir müssen uns beide fragen, was wir wirklich wollen," sagte sie schließlich. „Ich mag dich, und ich will, dass wir ehrlich miteinander sind. Aber wenn deine Karriere dich nach England führt, dann musst du dem folgen, was für dich richtig ist. Ich kann dir nicht sagen, dass es einfach sein wird, aber ich werde verstehen, wenn du diese Entscheidung triffst."

Jamal schwieg einen Moment, bevor er antwortete. „Ich danke dir, dass du das sagst. Du hast recht. Es ist nicht leicht, aber ich denke, ich muss mir wirklich überlegen, was ich will – beruflich und persönlich."

India nickte, auch wenn Jamal sie nicht sehen konnte. „Das musst du. Aber egal, wie du dich entscheidest, wir sollten uns die Zeit nehmen, um herauszufinden, was das für uns bedeutet."

„Das klingt vernünftig," sagte Jamal. „Ich möchte nicht, dass wir voreilige Entscheidungen treffen. Wir sollten beide klar im Kopf sein, bevor wir weiter darüber nachdenken."

India fühlte, wie sich die Spannung etwas legte. Es war noch keine Entscheidung gefallen, aber sie wusste, dass sie beide bereit waren, ehrlich miteinander zu sein, egal, wohin dieser Weg führte.

In den nächsten Tagen dachte India oft an das Gespräch mit Jamal. Es war seltsam, wie sich ihre Verbindung verändert hatte. Sie mochten sich, das war unbestritten, aber das Leben, das sie führten, war kompliziert. Beide waren an einem Punkt, an dem ihre Karrieren im Vordergrund standen, und sie wusste, dass sie nichts überstürzen durfte.

Ein paar Tage später schrieb Jamal ihr erneut:

Jamal:
„Ich werde in den nächsten Wochen nach London fliegen, um das Angebot zu besprechen. Ich werde dir Bescheid geben, wenn es offiziell wird."

India las die Nachricht und spürte, wie sich ein Gefühl der Ungewissheit in ihr ausbreitete. Egal, wie sehr sie versuchte, sich auf ihr eigenes Leben zu konzentrieren, wusste sie, dass Jamals Entscheidung Auswirkungen auf ihre Verbindung haben würde. Aber sie hatte sich geschworen, sich nicht mehr in etwas hineinziehen zu lassen, was sie nicht vollständig kontrollieren konnte.

Unbekannte WegeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt