Vox

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Rosie hatte mich mit offenen Armen empfangen. Ich blieb eine Weile bei ihr. Sie half mir mit allem, brachte mir Übungen bei und so weiter. Es war dennoch nicht leicht. Ich hatte über die ganze Zeit Depressionen und habe mich kaum aus dem Bett bewegt. Nur einmal oder so pro Tag, weil Rosie mich regelrecht Zwang. Die üblichen Leiden blakten mich weiter. Übelkeit, Schwindel, Stimmungsschwankungen und dann auch noch Depressionen dazu. Na klasse. Je mehr die Monate vergingen, desto schwächer wurde ich. Ich kam mir einfach nur lächerlich vor. Jeder Schritt war eine Qual. Ich hielt mich immer mehr und mehr bei Rosie versteckt. Ich konnte nicht zulassen, dass mich jemand so sieht. Allerdings wurde auch mein Herz immer schwerer, desto mehr Tage vergingen. War es ihm etwa nicht aufgefallen, dass ich nicht mehr da bin oder war es ihm einfach egal? War er vielleicht sogar froh darüber? Ich merkte, wie ich wieder in ein tiefes Loch viel, konnte mich aber gerade so noch abfangen. Ich versuchte aufzustehen. Vergebens. Ich hatte mittlerweile den letzten Monat erreicht. Ich konnte es kaum abwarten, diese Last endlich los zu sein.

*Zeitsprung, da ich nicht weiß, wie ich eine Geburt beschreiben soll.😅 Dafür größerer Spielraum für die Fantasie🙃

Mara war mittlerweile zwei Jahre alt. Die Zeit ist viel zu schnell vergangen. Wir lebten immer noch bei Rosie, die die Kleine echt gernhatte. Leider musste sie immer zu den Overlord-Meetings mit, da wir beide Overlords waren. Zum Glück hatten alle meine Verweigerung für Erklärungen akzeptiert. Solange sie kein Störfaktor war, hatte keiner ein Problem. Nach einen der Meetings, kam Vox auf mich zu. Eigentlich hatte ich nicht wirklich Interesse daran mit ihm zu reden, dennoch wollte ich wissen, wieso er zu mir kam. „Ich habe mitbekommen, du hängst nicht mehr so viel in diesem komischen Hotel rum." Woher weiß der denn jetzt...Natürlich. Er kennt Valentino und Valentino kennt Angel. „Nein. In den letzten zwei Jahren gar nicht mehr, um genau zu sein." Er schaute mich kurz skeptisch an, bevor sein Blick auf Mara wanderte. „Ja, ein wenig hat es mit ihr zu tun, aber sie ist nicht der Hauptgrund" versuchte ich seine kommende Frage abzublocken. „Wie viel Zeit nimmt die Kleine denn ein? Also wieviel Freizeit hast du ca.?" fragte er sehr zögerlich und leicht schüchtern. Wollte er gerade etwa was versuchten? Rosie grätschte dazwischen, bevor ich irgendwas sagen konnte. „Klar, die kleine Mara macht viel Arbeit, aber die gute Tante Rosie hilft natürlich aus, bedeutet er hat bestimmt das ein oder andere Stündchen Zeit." Sie schien mir etwas zu freudig zu sein. „Oh, wirklich? Wenn das so ist, hättest du vielleicht Lust einen Kaffee trinken zu gehen, so wie früher?" „Natürlich würde er das!" An sich hatte ich Rosie gern, aber gerade raubt sie mir den letzten Nerv. Sie verabschiedete sich von Vox, der sich wieder zu den Vs gesellte. „Was zur fucking Hölle war das denn?!" schrie und flüsterte ich zugleich. „Komm schon, Alastor. Du musst dringend mal wieder raus und dich mit anderen unterhalten als mit mir. Mal abgesehen davon, dass er eine super Ablenkung von Lucifer wäre." Damit hatte sie nicht ganz unrecht. Bis auf die Meetings ging ich nicht viel raus.

Rosie hatte leider auch die Zeit für mich abgemacht. Somit hatte ich keine Wahl. Ich traf mich mit Vox am vereinbarten Treffpunkt. Wir gingen in unser Stammlokal. Es ist lange her, seitdem ich hier war. Ich erinnerte mich, wie wir uns über die neuen Sünder kaputtgelacht und sie in gemeine Deals gelockt haben. Das war schon witzig. Auch heute konnten wir uns über neue Sünder amüsieren, aber wir ließen sie in Ruhe. Es hatte nicht mehr den Reitz von früher. „Erzähl mal, was gibt es Neues bei den Vs. Ist lange her" versuchte ich das Gespräch zu beginnen. „Eigentlich nicht viel, bis auf, dass wir alle unsere Branchen erweitert haben. Mich würde viel mehr deine Geschichte interessieren." Natürlich tut sie das. Ich überlegte, was ich ihm erzählen sollte und was nicht. „Sagen wir mal so: erst dachte ich es sei eine gute Idee Charlie mit dem Hotel zu helfen. War es auch. Allerdings haben sich die Dinge sehr schnell verändert und ich hielt es nicht mehr aus. Ich habe das Hotel verlassen. Da sich seitdem keiner von denen bei mir gemeldet hat, nehme ich an, dass es sie nicht groß interessiert und es vielleicht sogar besser so ist." Ich merkte, wie ich wieder in meine depressive Stimmung verfiel. „Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass zwischen Lucifer und mir was wäre, da hatte ich mich aber gewaltig geirrt." Ich merkte erst, als es zu spät war, was ich gesagt hatte. Vox schaute mich kurz verwundert an, fing sich aber wieder. „Fuck. Das muss echt nicht schön sein." „Das ist es nicht, nein." Da es keinen Sinn mehr hatte, dem Thema auszuweichen, versuchte ich es gar nicht erst. „Und Mara ist deine Tochter?" „Ja, aber ich will dennoch nicht darüber reden." Das musste er nun wirklich nicht wissen.

Wir verließen nach einiger Zeit das Café. Wir liefen noch etwas in der Gegend rum. Dabei merkte ich, wie Vox immer näherkam. Ist das wirklich eine gute Idee? Ich bin noch nicht über Lucifer hinweg. Auch wenn es sicher seinen Reitz hatte mit Vox zusammen zu sein, vor allem, weil ich bereits damals darüber nachgedacht hatte. Dennoch wäre Lucifer ein großes Hindernis. Ich entfernte mich. „Hör zu. Ich denke, dass es keine gute Idee ist. Zumindest jetzt noch nicht. Ich hänge immer noch sehr an Lucifer, obwohl ich das sicher nicht sollte, dennoch könnte das zu einem Hindernis werden." Er hielt kurz inne, kam dann aber wieder näher. Wir wurden langsamer und blieben kurze Zeit später stehen. Er nahm meine Hand und stellte sich vor mich. Ich schaute nur mit bedrückter Miene zur Seite. „Dann ist das halt ein Hindernis. Hindernisse kann man überwinden." Er legte seine Hand auf meine Wange und drehte mein Gesicht zu ihm. Ich hatte immer noch diesen bedrückenden Gesichtsausdruck. Ohne weitere Worte, küsste er mich. Ich wusste erst nicht was abgeht, erwiderte aber dann den Kuss. Nicht weil es Vox war, sondern weil ich diese Nähe und das Gefühl genoss. Nein, das war ihm gegenüber nicht fair. Ich löste mich sofort wieder und ging einige Schritte zurück. „Nein, das ist keine gute Idee. Du wärst nur ein Lückenfüller und das wäre einfach nicht fair." Er schaute mich kurz an, kam dann aber wieder näher. „Dann bin ich halt dein Lückenfüller." Hatte er es wirklich so nötig? Sicher, dass nicht ich der Lückenfüller war? Selbst wenn, sollte es mir egal sein, denn ich war nicht gerade besser. Ich sah ihn kurz überlegend an, fiel ihm aber dann in die Arme. Eine liebevolle Umarmung konnte ich gerade echt gebrauchen. Er drückte mich eng an sich. Entweder braucht er das genauso, oder er spürt, dass es mir guttat.

Wir verharrten eine ganze Weile so. Langsam lösten wir uns wieder. Wieder küssten wir uns. Dieses Gefühl tat gerade einfach nur gut. Wir liefen gemeinsam wieder in die Stadt. Ich bog nach Canibal-Town ab und er ging Richtung V-Tower. Zuhause angekommen, bombardierte mich Rosie mit Fragen. Sie wollte wissen, wie es war. Ich erzählte ihr alles. Sie freute sich für mich, für uns. Als ich im Bett lag, dachte ich nochmal über Voxs Angebot von vor 10 Jahren. Sollte ich mich wirklich den Vs anschließen?

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