Problemlösung

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POV: Lucifer

Wir diskutierten nun schon eine halbe Ewigkeit. Mittlerweile war es einfach nur noch ein Rumgeschreie. Ich hatte bereits aufgehört mitzuwirken, da mir etwas schwindlig wurde. Trotz meiner Zurückhaltung wurde es schlimmer. Ich bekam nur noch wenig mit. Es waren nur noch dumpf die Stimmen der anderen zu hören. Irgendwann hörte ich nur noch Micheal, wie er meinen Namen rief und alle darauf hin leise wurden und schon war ich weg. Ich erinnerte mich noch daran, dass er nicht Lucifer, sondern Samael sagte. Den Namen hatte ich lang nicht mehr gehört. Ich wachte in meinem Zimmer im Bett auf. Alastor lag hinter mir und hielt mich im Arm. Vorsichtig drehte ich mich um. „Geht's dir wieder besser?" Alastor klang besorgt. Mir war noch leicht schwindelig, aber ansonsten war alles ok. „Ja, etwas. Was ist passiert?" Vorsichtig setzte ich mich auf. Dabei wäre ich glatt wieder umgefallen, wenn Al mich nicht aufgefangen hätte. Er fing an mir zu sagen, was wohl Michael ihm gesagt hatte. „Anscheinend bist du mitten in der Diskussion umgekippt. Er brachte dich wieder her und ging wieder zurück und um deine Frage schonmal zu beantworten: Nein, er ist noch nicht wieder da." Ich überlegte kurz. „Ging es dir auch so? Also damals mit Mara?" Ich fühlte mich immer noch schlecht. Er ist für mich da, während ich ihn im Stich lies. „Am Anfang ja und so schwindelig wie dir ist, wird die Übelkeit und das Übergeben nicht mehr lang auf sich warten lassen. Ich weiß, nicht gerade sehr beruhigend, aber schönreden wäre auch nicht passend." Jetzt fühlte ich mich nur noch mieser. „Alles in Ordnung?" fragte Al mich nach einer Weile. „Ja..." Erst wollte ich so tun, als wäre alles ok, aber entschied mich dann doch für die Wahrheit. „Nein. Dir ging es genauso und ich habe dich einfach allein gelassen." Er nahm mich in den Arm. „Allein war ich ja nicht. Ich hatte Rosie." „Genau das ist das Problem. Es war nicht ich, der für dich da war." Ich merkte, wie ich den Tränen nah war. „Ruh dich lieber aus. Gefühlsachterbahnen sind leider auch eine dumme Nebenwirkung." Mit diesen Worten legte er mich wieder hin und legte mir die Decke über. Eigentlich wollte ich nicht schlafen, aber meine Augen fielen sofort zu. Mein Traum war eher eine Verarbeitung vom heutigen Tag. Es hatte sich alles so surreal angefühlt. Den Himmel nach all den Jahren wieder zu betreten, hat wohl etwas in mir ausgelöst. Ich erinnerte mich an jedes Detail, was sich alles verändert hatte und...Lilith. Sie war auch da gewesen. Wieso? Bei dem Gedanken wurde ich wieder wach.

„Das war aber kein sehr langer Schlaf" lachte Alastor. Er saß neben mir und hatte wieder eins seiner vielen Bücher in der Hand. Ich war mir unsicher, ob ich es ihm überhaupt erzählen soll. Das Thema Lilith dürfte für ihn noch immer etwas empfindlich sein. Ich holte tief Luft. Ich wusste, dass das ganze jetzt nicht leicht wird. „Bevor du etwas sagst, lass mich ausreden." Sein Gesicht wurde ernst und fragend zu gleich. „Okay?" „Als ich mit den anderen auf dem Weg zu meinem Vater war, habe ich beim Vorbeigehen..." verdammt, das war echt schwer „...Lilith gesehen. Lass mich ausreden!" Ich warf den Satz schnell ein, als ich merkte, dass sich seine Miene stark veränderte. „Sie schien überrascht zu sein, eher geschockt, als sie mich sah. So als wollte sie nicht, dass jemand davon weiß. Was macht sie da oben? Egal was es war, gut konnte es ganz sicher nicht sein." Ich schaute zu Al, der immer noch etwas ungläubig schaute. „Al...? Bitte sag was..." Die Angst, dass er sauer ist oder ähnliches wuchs. „Das ist in der Tat komisch." Mehr sagte er nicht. Ich kuschelte mich an ihn ran, um ihm zu signalisieren, dass es nur ihn geben wird. Er legte seine Arme um mich und hielt mich fester als sonst. Verdammt. Ich hätte nichts sagen sollen. „Ich liebe dich, Al! Bitte vergiss das nicht." „Ich liebe dich auch." Wir blieben eine Weile so liegen. Nach einiger Zeit klopfte es. „Sam, ich bin's. Können wir kurz reden?" Es war Michael. Wieder nannte er mich wie früher. Es war schön und komisch zugleich. Bevor ich aufstand, gab ich Al noch einen Kuss. Dieser fing mich sofort wieder auf, da es meinen Kreislauf weggehauen hatte. Danach ging es wieder. Ich ging mit Michael in sein Zimmer. „Ich weiß, es ist etwas unnötig, wenn man bedenkt, was du zu sagen hast, dennoch interessiert es mich. Warum nennst du mich wieder bei meinem ursprünglichen Namen? Als du uns noch angegriffen hast, nanntest du mich Lucifer." „Ich hatte irgendwie vergessen, dass du mein Bruder, Samael, bist und ich will vermeiden, dass das wieder passiert." Etwas überrascht war ich schon, aber nun wollte ich wissen was passiert war. „Die gute Nachricht zuerst. Dad hat eingesehen, dass seine Handlungen nicht gut waren und uns eine sehr interessante Sache erzählt. Somit kommen wir zur schlechten Nachricht..." Er zögerte kurz. „...anscheinend waren diese „Prophezeiungen" nur Flusen, die..." Was auch immer er sagen wollte, war wohl schwierig für ihn auszusprechen. „Verdammt. Das wird dir überhaupt nicht gefallen...Es waren einfach nur Flusen, die Lilith ihn in den Kopf gesetzt hatte. Dazu gehört auch dein Rauswurf damals. Es stellte sich heraus, dass sie eine kleine Welt nur für sich wollte. Also hat sie eingefädelt, dass ihr in die Hölle kommt,..." „...wo wir dann ein eigenes Königreich aufgebaut haben." führte ich den Satz zu ende. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. „Und was hat das mit Mara...fuck." Die Frage, die ich stellen wollte, hatte ich mir in Gedanken schon selbst beantwortet. Sie war wohl eifersüchtig und die Tatsache, dass ich mit Al eine Tochter habe, machte es nicht gerade besser. Fuck...und was wird aus dem zweiten Kind? Geht dann alles wieder von vorne los? Michael merkte, dass ich in Panik verfiel und beruhigte mich. „Ich habe den anderen von deiner Lage erzählt und sie stimmten zu, euch, also Alastor, Mara, dich und das Kind zu beschützen, sollte da nochmal irgendwas kommen." Meine Familie half mir. Auch etwas, was ich nicht glauben konnte. Seit meinem Rauswurf hatte ich kein Wort von ihnen gehört und jetzt stehen sie alle hinter mir. Es machte mich traurig und glücklich zugleich. Ich umarmte ihn.

L: „Danke."

M: „Du bist unser Bruder. Das hatten wir alle scheinbar vergessen."

L: „Und was sagt Dad zu dem ganzen bzw. was genau ist denn jetzt passiert?"

M: „Nach dem du umgekippt warst, hatten wir mit ihm über deinen Rauswurf gestritten, da dies ja auf dem gleichen Grund aufbaute. Wir erklärten ihm auch, dass es hier nicht um einen normalen Sünder, sondern um deine Tochter geht. Daraufhin wurde er still. Er wusste anschneienden weder von Charlie noch von Mara. Also habe ich ihm alles erklärt. Auch dass Charlie und Mara keine ganzen, sondern nur Halbschwestern sind. Die Tatsache, dass du Bi bist, habe ich dann doch lieber mal weggelassen. Du kennst ihn ja. Es schien, als würde ihm ein Licht aufgehen. Danach hat er uns das Ganze mit Lilith erzählt. Auch er steht nun hinter dir. Er dachte damals, dass du genau so sehr aus dem Himmel willst wie sie. Ich erzählte ihm, dass es dir alles andere als gut ging und dass das nicht stimmte. Er sah den Fehler ein. Er will nun voll und ganz hinter dir und unserer Familie stehen. Alastor, Charlie und Mara, gehören da ja dazu.

Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Ich stand einfach nur ungläubig da. Lilith hatte nicht nur meine Beziehung zu Alastor zerstört, sondern auch dafür gesorgt, dass ich aus dem Himmel verbannt werde, nur damit sie ihren Willen bekommt. Wenn hier jemand nach der Definition des Himmels der Teufel ist, dann ja wohl sie.

M: Ach und das mit dem Bi habe ich zwar nicht erwähnt, aber sagen wirst du es ihm trotzdem müssen, wenn du Alastor nicht verstecken willst. Dad will herkommen, um sich mit dir zu versöhnen."

Jetzt schaute ich nur noch ungläubiger. Dad will tatsächlich herkommen? Es freute mich, aber auf der anderen Seite hatte ich Angst. Was wenn er Al nicht akzeptiert und alles wieder schlimmer wird? Ein zweites Mal will ich meine Familie nicht verlieren. Eine Frage war immer noch offen. „

L: Was machen wir mit Lilith? Hier unten haben, will ich sie ganz sicher nicht, aber im Himmel kann sie auch nicht bleiben."

M: „Wir könnten sie zwar hier runter schicken, ihr aber ihre Kräfte nehmen. Dann wäre sie einfach nur eine x-beliebige Sünderin."

L: „Haha, mein lieber Bruder, du musst noch einiges über die Hölle lernen. Man kann dennoch aufsteigen und da sie dieses Reich geschaffen hat weiß sie wie und kennt auch alle Schlupflöcher. Von Overlords dürftest du sicher mal was gehört haben und die, die mich Stürzen wollen, würden ihr blind folgen und sie weiterhin als die Königen sehen. Allgemein sie hier unten zu haben ist also keine Option."

M: „Wir überlassen das einfach Dad. Er hat sie schließlich erschaffen und somit auch das Problem, also soll er es auch wieder geradebiegen. Warum sollten wir uns unnötig den Kopf zerbrechen?"

Ich gab ihm recht. Erleichtert machte ich mich wieder auf den Weg zu Al. Shit. Wie sage ich ihm das ganze nur? Er hat ja schon darauf reagiert, als ich sagte, dass ich sie gesehen habe. Wenn ich ihm jetzt auch noch sage, dass sie für so ziemlich alles verantwortlich ist, wäre das sicher nicht gut. Weder für ihn noch für unsere Beziehung. Wenigstens Mara musste ich es sagen. Ich machte kehrt und ging auf ihr Zimmer zu. Vorsichtig klopfte ich an ihre Tür, unsicher ob sie überhaupt mit mir reden will. Ich ging rein. Überraschender weiße blieb ihre Stimmung neutral. „Was gibt's?" „Michael kam gerade wieder." Sie verstand sofort und ihre Miene wurde neugierig und ängstlich. Ich setzte mich zu ihr und erzählte ihr alles. Auch das mein Vater bald herkommen wird. Sie schaute genauso ungläubig wie ich vorhin. „Aber bitte sage Al nichts. Als ich ihm erzählt habe, dass wir Lilith gesehen hatten, traf ihn glaube ich schon genug. Ich will ihm nicht unnötig belaste. Ich werde es ihm sagen, aber nicht jetzt." Ich verfiel wieder in die dunklen Gedanken und den Selbsthass. Warum musste ich ihm das nur sagen? Ich wusste, dass es ihn verletzten könnte. Ich erinnerte mich an seinen festen Griff, voller Angst mich wieder verlieren zu können. Plötzlich spürte ich eine Umarmung. Ich war überrascht, aber erwiderte sie. Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen. „Nicht, dass ich es nicht schön finde, aber woher der Sinneswandel?" „Du schienst, als könntest du das gebrauchen und..." Sie zögerte kurz. „...tut mir leid. Ich war sauer, weil du nie da warst, aber wie sollst du da sein, wenn du nicht mal was von mir wusstest?" Ich verstand, was sie sagen wollte. „Alles gut. Ich hätte wahrscheinlich genauso auf mich reagiert." Unsere Umarmung hielt lang an. Ich strich ihr leicht über den Kopf. Sie hatte Al's Ohren. Dies spürte ich nochmal mehr, als sie sie zurückklappte. Diese Ohren wahren sowohl bei Al als auch bei ihr süß. Shit. Mir fiel ein, dass wir ihr noch gar nichts von dem zweiten Kind gesagt hatten. Wir lösten uns wieder. „Wenn wir schon gerade dabei sind..." Sie hörte aufmerksam zu. „...diesmal hat die Schwangerschaft mich erwischt und das Karma-Kommentar kannst du dir sparen. Das hat Al schon gebracht." Sie lachte über diese Bemerkung. Wenn mit Dad auch alles klappt, dann schien wirklich alles perfekt zu sein.

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