Der gefallene Engel

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Die Angriffe auf das Hotel häuften sich. Gerade wieder war es uns gelungen die meisten Exorzisten zu töten, was sie erneut zu einem Rückzug zwang. „Wieso greifen sie nur uns an?" Mittlerweile war es den anderen ebenfalls aufgefallen. „Vielleicht haben sie was gegen das Hotel und wollen erst uns aus dem Weg räumen." Lucifer wandte sich Charlie zu und hoffte sie mit dieser Aussage zu besänftigen. Dies half auch. Sie nahm es hin und sie und die anderen versorgten ihre Wunden. „Wann ist der beste Zeitpunkt es ihnen zu sagen?" Ich wusste, dass es irgendwann so weit kommen musste und wollte Lucifers Meinung dazu hören. „Wahrscheinlich gibt es den gar nicht." Da diese Kämpfe auch für ihn anstrengend sind, machte er sich sofort auf den Weg in unser Zimmer. Ich wollte nochmal nach den anderen sehen. Als ich mich umdrehte, wich ich erschrocken zurück. Mara stand direkt vor mir. „Wie lang stehst du da schon?" Ich wollte wissen, wie viel sie gehört hatte. „Lang genug, um zu wissen, dass du mir was verheimlichst. Luc... - Dad – hat vorhin gelogen, nicht wahr? Sie sind nicht scharf auf das Hotel." Sie hatte sich wohl immer noch nicht daran gewöhnt, dass Lucifer ihr Vater war. Ohne etwas zu sagen, nahm ich sie mit in unser Zimmer. Dort angekommen, schloss ich die Tür hinter uns.

„Hey Luc, wir hatten es doch vorhin vom perfekten Zeitpunkt. Ich denke der ist jetzt." Lucifer, der gerade dabei war seine Schnittwunden zu versorgen, drehte sich etwas verwirrt zu uns um. Ihm war es allerdings schnell klar, als er Mara sah. „Sie weiß so oder so das wir, was verbergen und ich kenne sie gut genug, um sagen zu können, dass sie uns nicht in Ruhe lassen wird. Sie kann das händeln, vertrau mir." Das war wohl das positive daran, dass Mara bei den Vs aufgewachsen ist. Auch wenn es etwas fies klag, sie kann deutlich mehr wegstecken als Charlie, was sowas betrifft. Wir setzten uns alle aufs Bett. Mara zwischen uns. „Beim ersten Angriff war Michael, mein Bruder, dabei, um diesen anzuführen. Dabei stellte sich heraus, dass..." Lucifer fiel es schwer weiterzureden, also übernahm ich. „Um es kurz und einfach zuhalten: das Ziel ist nicht das Hotel, sondern du und Charlie. Der Grund ist etwas komplizierter." Sie war kurz sprachlos. „Wa...kann man denn nichts dagegen machen oder mit ihnen reden oder..." Lucifer unterbrach sie. „Was sowas betrifft, kann man mit dem Himmel nicht reden. Glaub mir, das habe ich auf die harte Tour gelernt." Mit dem letzten Satz wurde er nachdenklich und fuhr über seinen rechten Oberarm. Dort hatte er eine Narbe von dem Schwert, dass ihn damals durch das Portal nach hier unten gedrängt hatte. „Aber wir müssen es versuchen, ansonsten..." „Ich weiß, was sonst passiert, Al. Ich kann nicht mit ihnen reden, es sei denn sie kommen hier runter oder laden mich extra ein und keins davon wird wohl kaum passieren." Ich wandte mich zu Mara. „Die anderen dürfen davon nichts erfahren, besonders nicht Charlie. Das würde nur Panik auslösen." Sie nickte und verließ den Raum. Dafür, dass es Panik verursachen würde, wäre Lucifer der perfekte Beweis. Dieser fing an zu hyperventilieren. „Hey, alles ist gut." Ich holte das Verbandszeug und versorgte die letzten Wunden von ihm sowie meine.

Wir setzten uns aufs Bett und lehnten uns an der Wand an. Lucifer setzte sich zwischen meine Beine und lehnte sich an mich an. Ich legte meine Arme um ihn. Er hatte sich mittlerweile beruhigt und war erschöpft. „Ich will das alles nicht mehr...und so richtig Zeit für uns hatten wir auch nie wirklich, seitdem du wieder hier bist." Dies störte mich ebenso, musste ich gestehen. Unsere Tage bestanden eigentlich nur aus Essen, kämpfen, Wunden versorgen und schlafen. „Ich weiß...mir geht es ebenso." Eine Lösung hatten wir auch noch nicht gefunden. Ich befürchtete, dass Lucifer der einzige ist, der uns da rausholen könnte, aber damit wollte ich ihn nicht auch noch belasten, zumindest noch nicht. Ich spürte, dass er schlafen wollte, aber nicht konnte. Er lag schwer auf meiner Brust und konnte nicht richtig ruhig liegen bleiben. Es tat weh ihn so zu sehen. Ich wünschte ich könnte irgendwas für ihn tun. Irgendwann war es zugegebenermaßen anstrengend. Ich versuchte ihn anzuheben und seitlich auf meinen Schoß zu setzen, sodass er seinen Kopf auf meine Schulter ablegen konnte. Dies schien deutlich besser zu sein. Ich winkelte meine Beine und schloss ihn eng in meine Arme. Dabei gab ich ihm noch einen sanften Kuss auf die Lippen, den er nur sehr müde erwiderte. Es dauerte nicht lang bis er eingeschlafen war.

Ich wachte in genau der gleichen Haltung wieder auf. Mein Kopf lag auf Lucifers. Es war schön ihn so friedlich zu sehen. Ich wollte nicht aufstehen, um ihn nicht zu wecken. Mir fiel erst nach Minuten auf, dass ich von mir aus aufgewacht war und nicht durch irgendeinen Knall oder einem panischen Hotelbewohner. Ließen sie uns heute in Ruhe? Wenn ja, wieso? Egal, einfach genießen. Ich merkte, wie Lucifer langsam aufwachte und strich ihm über die Wange. „Guten Morgen." Ehe er etwas sagen konnte, küsste ich ihn. Er legte seine Arme um mich, um sich näher ran zuziehen. Wir standen auf und checkten die Lage. Tatsächlich blieb alles ruhig. Wir gingen wieder zurück ins Zimmer. Wir wussten, dass wir den ruhigen Moment zum Nachdenken nutzen sollten. Wir überlegten, wie wir das ganze stoppen könnten. „Ich sage es echt ungern, aber ich glaub du bist der Einzige, der uns helfen kann. Gibt es einen Weg wie du mit deinem Vater reden könntest?" „Pah, an meinen Dad kommt keiner ran. Ich könnte allerhöchstens mit Michael reden. Er scheint das ganze ja anzuführen." Er beschloss über den Tag zu versuchen Michael zu erreichen. Ich hoffte, dass es klappte. Was er ihm sagen sollte, wusste Lucifer noch nicht, aber das bekommen wir sicher noch raus.

Während Lucifer dies versuchte, ging ich zu den anderen und erzählte ihnen davon. Sie waren froh, dass wir mindestens einen Lösungsansatz gefunden hatten. Wir unterhielten uns darüber, dass es merkwürdig war, dass heute kein Angriff stattfand. Wir erschraken alle, als die Tür des Hotels ruckartig aufgeschlagen wurde. Mit offenem Mund standen wir alle da. „Ich habe echt kein Plan wie ich ihn erreichen soll, aber bestimmt fällt mir da noch was...Michael?! Was machst du ihr?!" Lucifer war gerade zu uns gestoßen. Michael stand außer Atem, verletzt und völlig erschöpft in der Tür. „Du hattest recht. Mit allem."

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