Kapitel 1: Der Tanz der Schatten

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Die Luft war erfüllt von dem sanften Klingen von Kristallgläsern, gedämpftem Gelächter und leiser, eleganter Musik, die wie ein schimmernder Teppich über den Raum floss. Die raumhohen Fenster des Ballsaals gaben den Blick frei auf die funkelnden Lichter der Stadt, die sich wie ein glitzernder Ozean ausstrahlten. Gäste in maßgeschneiderten Anzügen und luxuriösen Abendkleidern bewegten sich wie Figuren auf einem Schachbrett, jeder an seinem Platz, jeder erfüllt von einem unausgesprochenen Ziel.

Dies war die Welt der Devereaux-Familie – eine Welt der Macht, des Einflusses und des sorgfältig orchestrierten Lächelns. Auf dieser Gala, einem Fest der Opulenz, schien alles wie immer perfekt, doch unter der Oberfläche brodelte es. Unsichtbare Ströme von Intrigen, Spannungen und ungelösten Konflikten durchzogen den Raum, als ob der Ballsaal selbst von einem geheimen Spiel lebte.

Isabelle Moreau trat durch den mit goldenen Verzierungen gesäumten Eingang. Mit einer Mischung aus Anmut und Selbstbewusstsein schritt sie durch die Menge, das weinrote Kleid, das sich um ihre zierliche Figur schmiegte, funkelte dezent im gedämpften Licht. Ihre weinroten Haare waren kunstvoll hochgesteckt, nur eine einzelne Strähne fiel sanft über ihre Schulter. Die tiefblauen Augen glitten aufmerksam durch den Raum, jedes Detail aufnehmend, als wäre sie auf der Suche nach etwas – oder jemandem.

Und dann fand sie ihn. Alexander Devereaux, den Erben des Imperiums. Groß, gutaussehend und mit dieser makellosen Art von Eleganz, die von Generationen des Wohlstands geformt wurde. Seine Schultern trugen die Last der Erwartungen, doch sein Lächeln war warm, sein Blick offen und ehrlich. Als sich ihre Augen trafen, zog sich für einen Moment alles um Isabelle zusammen. Es war ein Blick, der versprochen hätte, sie zu retten – wenn sie das gewollt hätte.

Alexander trat auf sie zu, seine Bewegung fließend, aber auch kontrolliert. „Isabelle Moreau, wenn ich mich nicht irre?" Seine Stimme war ruhig, tief und trug einen Hauch von Neugier.

„Sie irren sich nicht, Monsieur Devereaux." Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Und Sie sind wohl der Gastgeber des heutigen Abends." Ihre Stimme war warm und weich, und doch hatte sie diesen unausgesprochenen, gefährlichen Unterton, der Alexander sofort in seinen Bann zog.

„In der Tat. Willkommen auf unserem bescheidenen Ball." Er deutete eine Verbeugung an. „Es ist eine Ehre, jemanden wie Sie hier zu haben."

„Die Ehre ist ganz meinerseits." Ihr Blick wanderte durch den Raum. „Ein wahres Meisterwerk. Sie haben ein Talent dafür, Menschen zu beeindrucken."

Alexander lachte leise. „Es ist weniger mein Werk als das meiner Familie." Dann neigte er leicht den Kopf. „Vielleicht sollte ich Ihnen eine kleine Tour geben?"

Sie nickte elegant. „Das wäre wunderbar."

Während er sie durch den Ballsaal führte, machte Isabelle bewusst, dass sich die Blicke der Anwesenden auf sie richteten. Es war ein Gefühl von Macht, doch auch ein leichtes Kribbeln von Unsicherheit, das sich in ihrem Nacken breitmachte. Sie war neu in dieser Welt der Eliten, der Intrigen, aber sie hatte schnell gelernt, wie man spielt. Und Alexander war ihr erstes Ziel.

Plötzlich spürte sie eine andere Präsenz. Ein Blick, der sich auf sie heftete wie ein Schatten, der sich langsam über die Szenerie legte. Ohne sich umzudrehen, wusste sie, dass jemand sie beobachtete – intensiv, mit einer Mischung aus Neugier und etwas Dunklerem. Ihr Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich, und ein Schauer lief ihr über den Rücken.

„Isabelle," Alexanders Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Darf ich Ihnen meinen Bruder vorstellen?"

Isabelles Blick wanderte an Alexander vorbei – und dann sah sie ihn. Damian Devereaux. Eine Erscheinung, die auf den ersten Blick fast wie Alexanders Spiegelbild wirkte, und doch unterschied sich alles an ihm. Während Alexanders Gesichtszüge weich und offen wirkten, lag in Damians Miene etwas Wildes, Gefährliches. Sein dunkelbraunes Haar fiel ihm in losen Strähnen bis zu den Schultern, und seine smaragdgrünen Augen hatten einen Glanz, der tief in ihre Seele zu blicken schien.

Die Schatten Königin- Between Shadows and Flames Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt