Alexander saß wie ein gebrochener Mann auf dem Ledersessel vor dem massiven Mahagonischreibtisch. Der Raum, einst ein Symbol für seine Macht und Stärke, lag nun im Halbdunkel, die schweren Vorhänge zugezogen, als könnten sie den Verfall seines Imperiums verbergen. Seine Schultern waren eingefallen, die Hände zitterten leicht, als er die zerrissenen Dokumente und wertlosen Verträge betrachtete, die auf dem Schreibtisch verstreut lagen.Damian stand vor ihm, seine Gestalt warf lange Schatten an die Wände. Seine Augen glitzerten kalt, als er seinen Bruder musterte. Hier war der Mann, der einst als unbezwingbar galt, der unangefochtene Herrscher über die Stadt, jetzt ein Schatten seiner selbst. Damian verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich leicht gegen die massive Schreibtischkante, als gehöre ihm der Raum schon längst.
„Also", begann Damian leise, seine Stimme ein gefährliches Raunen. „Ist das das Ende, Bruder? All die Mühen, die Pläne, das Vermögen – das alles endet hier?"
Alexander hob den Kopf, seine Augen stumpf und müde, aber da war auch etwas anderes in seinem Blick: eine Spur von Entschlossenheit, vielleicht sogar Verzweiflung. „Du... du hast alles genommen. Alles, wofür ich gearbeitet habe. Aber bitte, Damian..." Seine Stimme brach, und er musste sich räuspern, um wieder sprechen zu können. „Lass Isabelle aus dem Spiel. Sie hat nichts damit zu tun. Wenn es um mich geht, dann...."
„Nichts damit zu tun?" Damian lachte leise, ein dunkles, spöttisches Lachen, das durch den Raum hallte. „Oh, Bruder... du verstehst es immer noch nicht, oder? Isabelle war von Anfang an der Schlüssel. Sie war diejenige, die das Spiel vorangetrieben hat, die jeden Zug gelenkt hat. Sie hat dir das Messer in den Rücken gestoßen, während du dachtest, sie wäre deine größte Verbündete."
Alexander zuckte bei diesen Worten zusammen, und sein Blick suchte hektisch Damians Augen, als suche er nach einem Funken von Wahrheit. Aber da war nur Kälte und eine unverhohlene Befriedigung. „Nein... sie—sie ist anders. Sie würde das nicht tun."
Damian lehnte sich nach vorne, seine Ellbogen auf die Knie gestützt, die Stimme nun ein sanftes, beinahe bedauerndes Flüstern. „Hör auf, dir etwas vorzumachen, Alexander. Sie hat dich verraten, weil sie dich nie wirklich geliebt hat. Du warst nur eine weitere Figur auf dem Schachbrett. Ein Mittel zum Zweck."
Alexander schüttelte ungläubig den Kopf, sein Blick flehend. „Sie kann nicht..." Seine Stimme brach wieder, und er senkte den Kopf, als würde die Realität ihn überwältigen. „Bitte, Damian. Wenn du jemals auch nur ein wenig Respekt für mich hattest... verschone sie. Lass sie gehen. Ich gebe dir alles, was ich noch habe. Aber Isabelle... tu ihr nichts."
Ein leises, fast amüsiertes Lächeln umspielte Damians Lippen. „Alles, was du noch hast?" Er stand auf, bewegte sich wie ein Raubtier um den Schreibtisch herum, bis er hinter Alexander stand. Die Fingerspitzen berührten leicht die Lehne des Sessels, gerade so viel, dass Alexander seine Anwesenheit spüren konnte. „Und was genau ist das, Alexander? Was könntest du mir noch anbieten? Macht? Einfluss? Du hast nichts mehr davon. Du hast keine Freunde, keine Verbündeten, keine Armee. Dein Imperium ist in Trümmern."
Alexander schloss die Augen, die Worte trafen ihn mit der Wucht eines Hammers. Er wusste, dass Damian recht hatte. Er hatte nichts mehr. Nur noch einen verzweifelten Wunsch, dass Isabelle von all dem verschont blieb. Er griff nach dem letzten Funken Hoffnung, der ihm blieb, und drehte sich zu Damian um. „Ich... ich werde mich zurückziehen. Das Feld räumen. Du kannst alles haben – die Geschäfte, die Verbindungen, alles. Aber nur, wenn du sie gehen lässt."
Für einen Moment herrschte völlige Stille. Dann beugte sich Damian langsam vor, sein Gesicht nah an Alexanders Ohr. „Sie wird nirgendwo hingehen, Bruder. Weißt du warum?" Seine Stimme war so leise, dass sie fast im Nichts verhallte. „Weil sie längst meine Königin ist. Die Königin der Schatten."

DU LIEST GERADE
Die Schatten Königin- Between Shadows and Flames
RandomAls Isabelle neu in die Stadt zieht, begegnet sie den Devereaux-Brüdern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Alexander ist vorsichtig und gutmütig, während Damian dunkel und gefährlich ist. Zwischen Licht und Schatten, Sicherheit und Gefahr, s...