Kapitel 9: Masken der Täuschung

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Die große Empfangshalle von Thornhill Manor, Alexanders prächtigem Anwesen am Rande von Emberfield, war in goldenes Licht getaucht. Die gewaltigen Kronleuchter schimmerten in edlen Facetten und warfen weiche Reflexionen auf die glänzenden Marmorböden. Diener eilten umher, arrondierten letzte Details, während Isabelle sich inmitten des Treibens befand und den letzten Schliff für das bevorstehende Bankett gab.

Sie stand neben Alexander vor einer langen Tafel, die mit weißen Blumenarrangements und goldenem Besteck geschmückt war. Der Duft von Rosen und Lilien erfüllte die Luft und verlieh dem Raum eine elegante Note. Alexander beugte sich leicht zu ihr herüber und deutete mit dem Finger auf eine der Platzkarten. „Du hast das alles so wunderschön arrangiert," murmelte er sanft, und seine Stimme trug eine aufrichtige Wärme, die fast schwer zu ertragen war.

Isabelle schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es war mir ein Vergnügen," sagte sie leise und berührte flüchtig seine Hand, als hätte sie Angst, der Kontakt könnte ihn vertreiben wie ein Trugbild. „Ich wollte, dass es perfekt ist. Schließlich ist es für eine gute Sache."

„Wohlstand für die Waisen von Emberfield," nickte Alexander, und sein Blick wanderte zu den Fensterfronten hinaus, wo sich der Abendhimmel in einem tiefen Violett verfärbte. „Die Unterstützung, die wir damit gewinnen, wird es so vielen Kindern ermöglichen, eine Zukunft zu haben."

Er klang ehrlich bewegt, und für einen kurzen Moment verspürte Isabelle einen winzigen Stich tief in ihrem Inneren. Sie wusste, dass Alexander aufrichtig war in seinen Plänen. Doch in dem gleichen Moment, in dem das Gefühl aufflammte, wurde es von etwas anderem verschlungen – einer dunklen, brennenden Flamme, die durch Damians Berührung und Worte in ihr entzündet worden war. Er hatte sie gelehrt, dass die Welt aus Fäden aus Lügen und Manipulation bestand, und sie hatte begonnen, sich mühelos durch diese Fäden zu bewegen, als wären sie Teil von ihr.

„Ich bin beeindruckt von deiner Hingabe, Alexander," sagte sie sanft und ließ ihre Stimme ehrlich klingen. Ihre blauen Augen, so tief und geheimnisvoll wie ein Ozean in der Dämmerung, ruhten auf seinem Gesicht. „Du setzt so viel aufs Spiel, investierst Zeit und Energie in diese Projekte. Ich wünschte, mehr Menschen wären so wie du."

Er hielt inne und betrachtete sie einen Moment lang, als wollte er hinter die Worte blicken, aber dann entspannte sich sein Gesicht und er nickte mit einem schwachen Lächeln. „Ich versuche nur, die Welt ein wenig besser zu machen, Isabelle. Das ist alles."

„Und genau deshalb..." Sie machte eine kurze Pause, ließ ihre Fingerspitzen über die Kante des Tisches gleiten, als müsste sie sich selbst zurückhalten. „...ist es so wichtig, dass du Erfolg hast. Ich bin froh, dass ich dir helfen kann." Isabelle trat einen Schritt näher, fast schon vertraulich, und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Du bist ein guter Mann, Alexander. Und ich werde dich nicht enttäuschen."

Alexander legte seine Hand sanft über ihre und erwiderte den Blick. „Das weiß ich." Seine Stimme war leise, beinahe ehrfürchtig. „Es bedeutet mir so viel, dass du an meiner Seite bist."

Isabelle lächelte, das perfekte Bild einer treuen Partnerin. Doch innerlich schwelte etwas in ihr, ein dunkles, bösartiges Kichern, das nur sie hören konnte. Er sah in ihr jemanden, der ihn unterstützt und bewundert, doch das war nichts weiter als die Maske, die sie trug. Während sie ihm zuhörte, war ihr Verstand bereits auf der Suche nach dem nächsten Schachzug, dem nächsten Zug, um ihn noch fester in das Netz zu wickeln, das Damian und sie um ihn gesponnen hatten.

„Ich hoffe, das Bankett wird ein voller Erfolg," sagte sie sanft, und ein Hauch von echter Begeisterung schwang in ihrer Stimme mit. „Wir sollten unbedingt sicherstellen, dass all deine Gäste zufrieden sind."

Die Schatten Königin- Between Shadows and Flames Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt