Kapitel 7 Maskentanz im Mondschein

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Damian zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch und ließ seinen Blick ein letztes Mal durch das Gästezimmer gleiten. Der Raum war in gedämpftes Licht getaucht, und abgesehen von dem leichten Schimmer der Kerzen, die an der Kommode aufgestellt waren, gab es keine Anzeichen davon, was hier wirklich geschehen war. Isabelle saß auf dem Bett, eingehüllt in einen seidenen Morgenmantel, der ihre Figur umschmeichelte und dennoch einen Anschein von Bescheidenheit bewahrte. Ihre weinroten Haare fielen ihr in sanften Wellen über die Schultern, und die dunkelblauen Augen leuchteten mit einem Feuer, das nur er in ihr entfacht hatte.

„Du weißt, was zu tun ist," murmelte er, als er auf sie zutrat, seine Hände kurz über ihre Haut gleiten ließ. Seine Berührung war leicht, kaum mehr als eine Erinnerung an das, was zwischen ihnen passiert war, doch die Spannung in der Luft blieb bestehen. „Lass ihn glauben, dass er gewinnt."

Isabelle neigte den Kopf leicht zur Seite, die Lippen zu einem geheimnisvollen Lächeln verzogen. „Natürlich," flüsterte sie. „Lass mich nur machen."

Damian erwiderte ihr Lächeln und beugte sich zu ihr hinunter, küsste sie mit einer Besessenheit, die so unverhohlen war, dass ihr ganzer Körper darauf reagierte. Ihre Finger gruben sich in die Stoffbahnen seiner Jacke, hielten ihn fest, als wollte sie ihn nicht gehen lassen, doch sie wusste, dass es notwendig war. Er musste verschwinden, musste sie wieder in den Händen seines Bruders lassen, damit dieser glaubte, sie wäre noch zu retten.

Als er sich schließlich von ihr löste und den Raum verließ, blieb Isabelle allein zurück. Der Raum fühlte sich plötzlich leer an, kalt, obwohl ihre Haut noch von der Hitze ihrer Leidenschaft glühte. Sie atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe. Damian würde alles arrangieren, dafür sorgen, dass es keine Spuren gab, die zu ihnen führten. Er war ein Meister darin, Dinge im Schatten zu halten. Und sie? Sie würde ihre Rolle spielen. Es war ein Tanz mit Alexander, ein Spiel der Masken, das darauf abzielte, ihn genau in die Position zu bringen, in der sie ihn haben wollten.

Ein paar Tage vergingen. Isabelle hielt sich im Hintergrund, hielt sich still, wiegte sich in der Routine der alltäglichen Höflichkeiten und pflegte die Fassade der verletzlichen, hin- und hergerissenen Frau, die umgeben war von zwei mächtigen Männern, die gegensätzlicher nicht sein konnten. Sie ließ sich Zeit, gab sich Mühe, Damians Namen nicht ein einziges Mal zu erwähnen, und suchte die Nähe zu Alexander, wenn sich die Gelegenheit bot.

Eines Abends, als der Sonnenuntergang die Skyline von Emberfield in ein warmes, fast goldenes Licht tauchte, war die Gelegenheit perfekt. Alexander saß in der großen Bibliothek des Stadthauses, in das er Isabelle nach dem Wochenende gebracht hatte. Der Raum war mit Regalen aus dunklem Holz gesäumt, die Decke hoch und verziert mit Schnitzereien aus einem längst vergangenen Zeitalter. Die Atmosphäre war ruhig, beinahe friedlich, als Isabelle die Tür leise hinter sich schloss und auf ihn zutrat.

„Alexander," begann sie sanft, ihre Stimme nur ein Hauch, als sie sich neben ihn setzte. Ihr Blick wanderte über die Seiten des Buches, das er in den Händen hielt, bevor sie ihn mit einem sanften Lächeln ansah. „Kann ich mit dir sprechen?"

Er legte das Buch zur Seite, runzelte leicht die Stirn und wandte sich ihr zu. „Natürlich. Worum geht es?"

Isabelle ließ sich Zeit, sah ihn erst lange an, als würde sie in seinen Augen nach etwas suchen, bevor sie leise seufzte. „Es geht um Damian," sagte sie schließlich und sah sofort, wie sich seine Miene verhärtete. Doch bevor er etwas sagen konnte, hob sie eine Hand, schüttelte leicht den Kopf. „Lass mich ausreden."

Alexander schwieg, seine Kiefermuskeln angespannt, doch er nickte kurz, das Misstrauen deutlich in seinen Augen.

„Ich... ich habe nachgedacht, über alles, was du gesagt hast," begann Isabelle vorsichtig, ihre Stimme leise und fast gebrochen. „Und... du hattest recht. Damian... er zieht mich in etwas hinein, das ich nicht verstehen kann, und ich... ich habe Angst, dass es mich zerstören wird."

Die Schatten Königin- Between Shadows and Flames Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt