Musik
„Bitte reg dich nicht auf."
Marie verengte ihre Augen und blieb zwei Meter vom Auto entfernt stehen. Sie war gerade von der Raststätte zurückgekommen, einigermaßen erleichtert über eine annehmbare Toilettensituation. Felix stand in der geöffneten Fahrertür, das Handy in der Hand, und lächelte sie etwas unglücklich an. „Weißt du, was es auslöst, wenn du mir sagst, ich soll mich nicht aufregen?", fragte sie ihn. „Ich reg mich auf. So unterschwellig. Meine ängstlich-vermeidende Persönlichkeit kickt voll rein. Also: Worüber verfickt noch mal soll ich mich nicht aufregen?" Sie schaute sich um. Wie immer hatte Felix bei den LKWs geparkt. Ein, zwei menschliche Existenzen waren weiter entfernt wahrzunehmen. Aber niemanden hier regte eine schwangere Frau auf, die sich aufregte. „Hast du was in München vergessen und wir müssen jetzt zurück? Ist dein Handy kaputt und jetzt müssen wir für den Rest der Fahrt auf meine Spotify-Playlist zurückgreifen, was ich aber eher gut fände? Haben wir nen verfickten Platten?" Skeptisch schaute sie auf die beiden für sie sichtbaren Reifen des Mercedes'.
„Nein", sagte Felix betont ruhig. „Aber ick hab gerade was zugeschickt bekommen. Hier!" Er hielt ihr sein Handy hin.
Marie kam zu ihm, berührte das Handy nicht, bewegte den Kopf stattdessen, um auf dem spiegelnden Display was erkennen zu können. „Baby-News bei Felix Lobrecht?", las sie leise vor. „Aha." Sie schüttelte den Kopf. „Wer ist denn die glückliche Mutter?" Abwartend sah sie Felix an.
Der grinste. „Weeß ick jetzt och nich. War vor Jahren mal bei ner Samenbank. Babe, du weißt, ick war früher immer broke und irgendwie musste ick mir die Fahrten zu den Poetry Slams ja finanzieren. Und im Wichsen war ick eh Profi."
Marie musste lachen. Dann atmete sie tief durch. „Okay...äh... wow. Also das ging jetzt schnell."
„Na ja, in Berlin hätten wa schon öfter mal auffallen können." Er deutete auf Maries Bauch. „Wundert mich fast, dass da noch nichts gekommen ist bisher."
„Hm, also München." Marie nickte. „Gestern Abend, Lucky Punch? Steht da was über mich?"
„Nee, nicht so konkret", sagte Felix.
„Da können wir ja froh sein, dass nicht dieselbe Reporterin da war wie bei meiner Lesung."
„Nee. Aber soll ja och so Leute geben, die eins und eins zusammenzählen können", meinte Felix.
„Ist doch schön. Grundrechenarten sind wichtig."
„Du nimmst das locker", stellte er fest und wirkte erleichtert.
Marie atmete noch mal durch, streichelte ihren Bauch. „Na ja, was soll ich machen? Und... außerdem... ich bin heute tiefenentspannt. Sicher weil ich so gut geschlafen hab wie schon lange nicht mehr. Du kannst meine Füße bitte in Zukunft öfter massieren."
Felix stöhnte gespielt genervt. „Mann ey! Womit hab ick dit verdient?"
„Na, du hast mich angebumst?" Marie deutete vorwurfsvoll auf ihren Bauch. „Du hast da null körperliche Konsequenzen. Ich krieg dicke Füße, nehme zu, hatte übelste Übelkeit und in nicht mal drei Monaten muss ick ne Wassermelone rausdrücken, also... damit haste dit verdient."
Felix lachte. „Na jut. Einmal in der Woche Massage ist gebongt."
„Gut." Marie nickte.
Er räusperte sich. „Also in dem Artikel steht was von dem Sturz sogar. Die ham halt einfach dit, wat ick auf der Bühne erzählt hab, eins zu eins für bare Münze genommen. Dit Bit kann ick doch vergessen dann. Und dit war jetzt schon eingeplant für Sell out eigentlich. Ick hasse dit, wenn Leute mein Material verraten. Gegen heimlich gedrehte Videos bin ick ja schon vorgegangen, aber so'n Artikel... weiß nicht."
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Grace Notes (Felix Lobrecht FF)
Fanfiction...und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Na ja, ihr wisst schon. Felix und Marie, das große Happy (na hoffentlich! Daumen drücken!) End, das sich bei mir natürlich nicht in ein Kapitel packen lässt. Das hier ist der Nachschlag, der Nachhal...