Versagen

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Versagen

Dieses Mal ist es ein anderes Gefühl, als ich in die Bewusstlosigkeit übergehe. Nicht befreiend und einladend, wie in den vergangenen Malen. Nein. Ich bin vor wenigen Wochen überhaupt noch nie in Ummacht gefallen. Deshalb war es eine komplett neue Erfahrung für mich, doch dieses Mal, als ich langsam hinter Damon auf die Knie sacke, da der Schmerz und die Erschütterung gegenüber Brians Schicksal einfach zu groß ist und mein Körper und Verstand, das nicht mitmachen kann, verspüre ich das Gefühl der Niederlage. Mein Wunsch, dass ich Brian sicher und gesund aus dieser Situation retten kann, hat sich nicht erfüllt. Ich habe versagt, haushoch. In mir löst sich der kleinste Schimmer Hoffnung auf und macht Platz für die Realität. Ich habe den Kampf verloren. Mit diesem schmerzendem Gefühl bin ich langsam in die Bewusstlosigkeit übergegangen. Für mich gibt es keinen Grund mehr zu leben. Brian wird nie wieder so sein, wie er immer war. Denn ab heute wird er als Klaus Sklave leben, sowie Stefan, der sich „freiwillig“ dafür entschieden hat. Wie soll ich dann Brian von dem Gegenteil überzeugen, wenn Klaus seine Finger in seiner Entscheidung hat?

Ich habe aufgegeben.

Meine Augen nehmen Helligkeit wahr. Sie schmuggelt sich heimlich und wärmend durch meine Augenlider und weckt mich sanft. Doch ich kann das wohlwollende Gefühl der Geborgenheit nicht annehmen und akzeptieren, deshalb ignoriere ich es. Öffne meine Augen erst überhaupt nicht, um mich meinem Leben wieder zu geben. Mein einziger Wunsch ist hier zu liegen und keinen Schmerz zu empfinden. Und so schlafe ich nach kurzer Zeit wieder ein.

„Samantha.“ Eine weitentfernte Stimme aus dem Nichts. Ich versuche sie zu unterdrücken, um sie nicht wahrnehmen zu müssen. Die Dunkelheit beschützt mich vor Kummer und der Wahrheit, ich möchte nicht wieder in die Realität. Dafür bin ich noch viel zu verborgen in meinem Schlaf. Viel zu weit entfernt von der wirklichen Welt.

„Samantha.“ Die Stimme muss aufhören. Ich muss weiterschlafen, nur so kann ich es schaffen, dem Schmerz zu entgehen.

Stille. Ich versinke wieder in der Dunkelheit.

Damons Sichtweise:

Mit eiligen Schritten nähere ich mich dem Haus der Gilberts, klopfe fest an die neu ersetzte Holztür. Elena macht mir auf, ihr Gesicht wie immer herzlich.

„Was Neues?“, frage ich sofort. Jedes Mal stelle ich diese Frage, mehrmals am Tag, seit drei Tagen. Und jedes Mal ein neuer Hoffnungsschimmer, der sich in mir breit macht und dann wieder durch Elenas Antwort zu Nichte gemacht wird.

Ist es diesmal anderes?

„Tut mir leid, Damon.“, murmelt sie nur flüsternd. Ich marschiere leicht verärgert an ihr vorbei, die Treppe nach oben.

Und da liegt sie, genauso wie die vergangenen Male.

„Denkst du sie ist tot?“, frage ich Elena, die mir schleichend gefolgt ist. Mein Blick bleibt aber standhaft auf dem zarten dünnen Mädchen in dem riesigen verlassenden Bett.

„Nein, Damon. Sie atmet. Und sie lebt, keine Sorge.“ Ihre Worte machen mir Mut.

„Kann ich sie nicht einfach wecken?“ Meine abrupte Stimme erschreckt Elena, so dass sich ihre Gesichtszüge weiten: „Nein, Damon. Lass sie, sie wird schon aufwachen, wenn sie Hunger oder Durst verspürt.“

Ich seufze: „Sie wird noch verdursten.“ Meine Stimme wird laut. Wirkt unbeholfen.

„Sie wird aufwachen, wenn es soweit ist.“ Elena tätschelt mir den Arm und verschwindet dann wieder auf der Treppe: „Durst?“, fragt sie noch.

Nein. Auch ich verspüre im Moment keinen Durst.

Sisterheart (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt