Beobachtungen

6.8K 267 27
                                    

Beobachtungen

Stumm sitze ich vor dem Fenster im Wohnzimmer, mit Blick auf die Straße und den Vorgarten. Es dringen kaum Geräusche durch das Glas, nur der sanfte Wind, der leise an der Scheibe klopft. Nur wenige Menschen halten sich auf den Straßen in der kleinen Wohnsiedlung auf, Jogger oder Spaziergänger meistens in Begleitung eines Hundes. Der Tag scheint wohl für mehrere trüb und angespannt. Vielleicht haben die Menschen aber auch einfach nur das Bedürfnis sich im Zentrum der Kleinstadt aufzuhalten, wo nicht der Hund begraben liegt und eine kleine Möglichkeit bestehen könnte,  jemanden aus dem Freundeskreis zufällig zu begegnen.

Doch von einer Person kann ich meinen Blick nicht abwenden. Schon seit über zwei Stunden beobachtete ich sie verborgen hinter einer halbvorgezogenen Gardine. Ich weiß nicht, wieso ich nicht entdeckt werden will. Habe ich Angst?

Die Person verhält sich unauffällig, fast schon gewöhnlich. Schlendert gelassen die kurze Straße rauf und runter, in der Hoffnung, dass niemand Verdacht schöpft. Immer wieder fällt ein Blick auf das Haus, in dem ich mich aufhalte, dann husche ich schnell zur Seite. Herzklopfend.

In seiner Gestik  und Mimik weist kein Anzeichen daraufhin, dass er vor hat mich umzubringen. Und doch kann ich an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er gespannt auf etwas wartet. Diese ernsten finsteren Züge habe ich noch nie zuvor in seinem Gesicht wahrgenommen. Der Gedanke, dass mein Freund – den ich über alles liebe – mich vorhat umzubringen, macht mich wahnsinnig. Obwohl ich weiß, dass es nicht Brians Entscheidung war, macht es mich zutiefst traurig.

Zwei Stunden zuvor:

„Beruhige dich, Samantha.“ Damon legte mir behutsam seine Hände auf die Schultern und sah mich durchdringend an.

Doch ich konnte mich vorerst nicht beruhigen. Wieso will Brian mich umbringen?

„Wieso?“ Ich rang mit den Tränen.

 „Bonnie wurde von Klaus manipuliert und festgehalten, zuerst wollte er herausfinden wie er an dich rankommen kann, doch dann erfuhr er, dass Elena noch lebt. Du bist für ihn nichts mehr zu gebrauchen.“, antwortet Damon mir, sein Blick voller Hass, Wut aber auch damit verbundene Trauer. Doch er versuchte es mir gegenüber zu verstecken.

„Und Brian?“, murmele ich erschüttert von den Ereignissen.

„Wir schätzen, dass er hier ist, um Klaus Elena zu bringen und gleichzeitig um dich aus dem Weg zu schaffen.“

Ich konnte zuerst nicht mit Damons Aussagen umgehen. Kam aber dann immer mehr in der Realität an, um zu verstehen, dass die liebsten Menschen plötzlich zu deinen größten Feinden werden können, wenn auch nicht freiwillig. Eines war mir sofort bewusst, ich habe Brian in diesem Kampf verloren. Doch dann noch von diesem Menschen gehasst zu werden, so dass er dich beseitigen will, ist einfach nur grauenvoll.

In diesem Moment war ich froh, Elena und Damon auf meiner Seite zu haben. Sie gaben mir den Halt, den mir Brian vor wenigen Wochen noch gegeben hat.

Seine braunen Augen bohren sich in meine. Er hat mich entdeckt, meine Tarnung ist aufgeflogen.

Ich lächle ihm zu, um herauszufinden ob noch etwas Menschlichkeit in ihm steckt oder ob vielleicht Erinnerungen hochkommen könnten.

Doch sein Blick bleibt eiskalt, mordlustig. Nichts in ihm würde ihn daran hindern können mich umzubringen. Mich sterben zu sehen.

Gar nichts.

Er müsste nur warten, bis wir gezwungen waren das Haus zu verlassen, um uns dem Kampf zu stellen. Würde er bis dahin schon Verstärkung haben?

Ich konnte es nur abwarten.

Sisterheart (Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt