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Ich werde von meinem klingelnden Wecker aus dem Schlaf gerissen. Es ist 9 Uhr und ich habe mir ihn gestellt, damit ich rechtzeitig fertig bin, wenn Brad mich um 11 abholt. Er hat nicht gesagt was wir machen werden, aber ich freue mich trotzdem riesig. Nach dem Duschen ziehe ich mir meine jeansblaue Highwaisted Shorts an und ein schwarzes T-shirt mit Blumen darauf, außerdem natürlich meine schwarzen Converse. Meine Haare lasse ich heute offen und beschränke mich beim Makeup auf Mascara und Concealer. Ich checke schnell nochmal mein Handy und sehe, dass ich eine neue Nachricht habe.

Lucy: Viel Spaß mit Mr. LoverLover heute ;)

Ich muss lachen und schreibe ihr zurück.

Danke haha wir sehen uns morgen x

Bevor Dad und ich gestern nach hause gegangen sind, haben Lucy und ich uns

noch für morgen zum shoppen verabredet.

*DING DONG*

Ich öffne die Tür und sehe, Brad mit einem Hund. Ein Hund? Ich umarme ihn zur Begrüßung und er erklärt mir, dass das Jesse ist.

Ich schnappe mir mein Handy und etwas Geld und schon gehen wir los.

„Mam und Dad sind heute Morgen vorbei gekommen und haben Jesse zu mir gebracht." Er grinst über beide Backen. „Ich freue mich dich wiederzusehen."

„Ich freue mich auch." Ich lächle ihn an und plötzlich nimmt er meine Hand. Es fühlt sich gut an und das Letzte was ich tun werde ist meine Hand wegzunehmen. Aber das muss ich auch gar nicht, denn plötzlich zieht Brad seine Hand weg. Ich gucke ihn verdutzt an, doch er guckt nach nur nach unten. An der nächsten Kreuzung zieht er mich in eine Gasse.

„Ich dachte wir wollen zum Hyde Park" ich bin verwirrt.

Er fängt an zu stottern: „Das hier ehm ist ein anderer Weg, ich dachte ich zeig dir mal London ein bisschen besser"

Ich sehe mich um und alles was ich sehe sind Hauswände. Diese Gasse ist winzig und wir müssen eng aneinander gehen, damit wir hier überhaupt durchpassen. Sogar Jesse sieht verängstigt aus. Was ist nur los mit Brad? Das kann doch nicht sein Ernst sein.

„Wollen wir sonst woanders hingehen?" Fragt ich ihn. Ich höre selbst wie besorgt ich klinge und bereue, dass ich ihn überhaupt gefragt hab.

„Nein, wieso sollten wir?" Ich ignoriere seine Frage und wir gehen schweigend nebeneinander her. Den ganzen Weg bis zum Park sagt keiner mehr ein Wort und versucht meine Hand zu nehmen hat Brad auch nicht nochmal. Vielleicht will er nicht mit mir gesehen werden. Ich fange an mir Sorgen zu machen und wäre jetzt am Liebsten nicht mehr hier. Mir ist das alles sehr unangenehm. Ich fühle mich plötzlich so unwohl in meiner Haut.

Als wir angekommen sind, macht Brad Jesse von der Leine los und wir gehen zu einer Bank um uns hinzusetzen.

„Wie gefällt dir London?" fragt Brad nach einer Weile.

„Sehr gut. Ich bin so froh hier zu sein. Endlich weg von zu Hause. Und dir?"

„Wieso bist du so ungern dort?" Er ignoriert meine Frage und geht direkt zu dem Schreckens-Thema über. Ich will eigentlich gar nicht mit ihm über meine Familie reden. Ich rede sonst mit niemandem darüber, trotzdem will ich seine Frage auch nicht nicht beantworten und wenn ich den Sommer über Zeit mit ihm verbringen will, hätte ich es ihm wahrscheinlich eh erzählen müssen. „Es ist ok, wenn du nicht darüber reden willst."

„Nein Nein ist schon gut." Ich erzähle ihm die ganze Geschichte. Einfach alles. Angefangen bei dem Hass meiner Mam mir gegenüber, über den ‚Verlust' meiner Schwester, bis hin zu meinem Dad der mich verlassen hat. Ich kann mir meine Tränen verkneifen, denn alles was Brad macht, ist mich umarmen. Er löchert mich nicht mit irgendwelchen Fragen, sondern er versucht einfach, dass es mir besser geht.

Er nimmt mich an meiner Hand und wir laufen zu Jesse. Wir werfen uns gegenseitig den Ball zu und ab und zu bekommt Jesse ihn auch. Ich habe den Ball so weit geworfen, dass Brad ihn unmöglich fangen konnte. Ich laufe zu ihm um den Ball aufzueben, als ein Mann den Ball zu uns wirft und wir beide versuchen ihn zu fangen. Ich stolpere und verliere mein Gleichgewicht. Das wir so dicht bei einander stehen, macht die Situation nur schlechter, denn wir beide fallen auf den Boden und ich lande zur Hälfte auf Brad. Ich werde rot und versuche aufzustehen als Brad sich zu mir heran ziehen. Ich spüre wie mein Herz anfängt schneller zu schlagen und halte die Luft an. Ich sehe ihm direkt in seine Augen und meine Luft wird knapper „Du solltest aufpassen wo du hintrittst" flüstert er mir ins Ohr. Dann richten wir uns beide auf. Ich atme aus. Erst jetzt merke ich wie weich meine Knie sind. Er läuft zu Jesse und ich stehe noch einen Moment total perplex da. Was wenn er mich geküsst hätte? Geht es mir durch den Kopf. Halt den Mund Ally. Er will nichts von dir und du auch nicht von ihm! Für Liebe hast du gar keine Zeit. Das verstößt doch gegen deinen Plan.

Wir albern noch den ganzen Nachmittag im Park herum. Da es langsam dunkler wird, bringt Brad mich nach Hause. Als wir vor meiner Tür stehen sieht er mir tief in die Augen und es fühlt sich an wie der Moment im Park. Küss mich! Denke ich. NEIN! Küss mich nicht. Ich merke wie mir meine Gedanken peinlich sind, obwohl er sie gar nicht hören kann und senke meinen Kopf. Er legt seine Finger unter mein Kinn und richtet meinen Kopf nach oben. Wir sind uns so nah, dass das einzige was ich sehen kann seine Augen sind. Er streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr und kommt immer näher. Meine innere Stimme schreit: „Tu's nicht" doch meine Schmetterlinge im Bauch übertönen sie. Ich fühle, wie er immer dichter kommt und ich spüre seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Wir sind uns so nah, dass ich wenn ich meine Lippen spitzen würde, seine schön berührt könnte. Ich sehe wie er seine Augen schließt und schön sind seine weichen Lippen auf meinen. Jetzt schließe ich auch meine Augen und dass Feuerwerk in meinem Bauch explodiert. Seine Hände wandern zu meiner Hüfte und er zieht mich näher an sich heran. Ich lege meine Arme in seinen Nacken und unser Kuss wird intensiver. Ich will, dass dieser Moment niemals endet. Ich streiche seine Wange und er nimmt meine Hand mit seiner. Dann lehnt er sich wieder zurück. Er hält immer noch meine Hand und sieht mir tief in die Augen. „Gute Nacht" flüstert er leise und verschwindet dann.

Meine Knie sind so weich, dass ich es kaum noch die Treppen hochschaffe. Ich fühle mich total komisch. Mein ganzer Körper kribbelt. Ich weiß nicht ob ich lieber schreien oder lachen möchte, aber ich weiß, dass ich irgendwas machen muss, weil ich einfach nicht anders kann, also drehe ich die Musik voll auf und beginne zu tanzen. Meine Gefühle gehen mit mir durch und mein tanzen wird mehr zu einem hüpfen. Was ist nur los mit mir? Du bist verliebt! Es ist offensichtlich. Antwortet mir meine innere Stimme auf die Frage. Das geht nicht! Ich kann nicht. Ich kann nicht gegen meinen Plan verstoßen.

Ich laufe in mein Zimmer und ziehe das Heft aus meinem Rucksack. Seit dem ich hier bin habe ich es noch nicht einmal angeguckt, obwohl ich es zu Hause mehrmals täglich in der Hand hatte. Ich lese meinen letzten Punkt durch : „Lasse nie mehr, NIE MEHR, etwas zu nah an dich heran". Ob es dafür schon zu spät ist?

Brad & Ally [Bradley Simpson] - GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt