Eleasar

2K 186 23
                                    

Für alle, die die Nacht nicht ohne eine weitere Portion Ria überstehen ;) Bin gespannt, was ihr zu dem neuen Charakter sagt, den ihr in den nun folgenden Kapiteln näher kennen lernen werdet :)

:::::::::::::::::::::

Er rannte so schnell, dass die Welt vor Adeles Augen zu verschwimmen begann. Ria hielt zuerst problemlos mit, wurde dann jedoch auf äußerst unsanfte Art und Weise von ihrem Körper daran erinnert, dass sie vor einigen Stunden noch am Sterben gewesen war. Atemlos brach sie zusammen. Fluchend hielt Aram inne. „Kannst du laufen?"

Schwer atmend schüttelte sie den Kopf, ihr Körper zitterte unaufhörlich. „Kleine Nebenwirkung meiner Diät", versuchte sie Adele zu beschwichtigen, die panisch auf sie einredete.

„Was war denn eigentlich los?" Fordernd sah das Küken der Runde ihren Geliebten an.

„Ich weiß nicht genau", keuchte Ria atemlos. „Wer immer da angeritten kam, hat angefangen wahllos Dorfbewohner abzuschlachten."

Beide Mädchen sahen fragend zu Aram. Der fuhr sich ein frustriert durch die Haare. Er hatte nicht erwartet, dass es so schlecht stand. Hatte sein Cousin das bereits gewusst, als er abgereist war? Irgendwie bezweifelte er es. „Eleasar kam wohl nicht mehr rechtzeitig." Wenn es überhaupt noch ein rechtzeitig gegeben hatte.

„Ja, besten Dank auch", erklang es dunkel neben ihnen. Bis auf den Vampir zuckten alle Anwesenden zusammen, als ein elegant gekleideter junger Mann von einem nahen Baum sprang. „Bei eurer Lautstärke könnt ihr auch gleich ein Leuchtfeuer anzünden." Sein Blick fiel auf die nach Atem ringende junge Frau. „Du hast überlebt." Diese Feststellung klang so emotionslos und trocken, dass Adele erschrocken zusammenzuckte. Sie fragte sich, wie jemand nur so teilnahmslos sein konnte.

Ria hingegen funkelte ihn herausfordernd an. Das musste dieser ominöse Eleasar sein, von dem ab und an die Rede war. Aram hatte angedeutet, dass er ihren Essensentzug beendet hatte. Nach dieser Begrüßung konnte er sich das Dankeschön jedoch abschminken. „Dein Zimmer bekommst du nicht wieder."

Die Freunde wechselten einen kurzen Blick. Eleasars war überrascht, Arams eher mitleidig. „Sie hat es drauf angelegt, dass dein Vater sie ins finsterste Kellerloch sperrt", informierte der Vampir seinen sprachlosen Freund. Dabei fragte er sich, wie Ria und Eleasar wohl miteinander auskommen würden. In manchen Dingen war mit ihm deutlich schlechter Kirschen essen, als mit seinem Vater. Der König spielte mit Vorliebe den Bösewicht, war an sich aber in der Regel gerecht.

Ein wenig ratlos sah der Prinz auf Ria hinab. Dieses Mädchen brachte Ärger mit sich. Ärger, den er nicht gebrauchen konnte. Sein Blick wanderte zu Aram, der ein blondes Mädchen - aller Wahrscheinlichkeit nach seine Frau - in den Armen hielt. Gebrechlich. Das war das erste Wort, was ihm zu dem Menschen einfiel. Bei der Anderen... Nun, sie wirkte nicht halb so zart, wie es ihr zu Gesicht stünde. „Geht ihr zwei vor, ich kümmere mich um sie."

„Aber, diese Mörder...", begann Adele plötzlich schluchzend. Dabei klammerte sie sich krampfhaft an ihren Mann.

Beschwichtigend nahm dieser sie in den Arm. „Keine Angst, die beiden überleben das schon. Eleasar ist ein erfahrener Kämpfer und Ria ist selbst in diesem Zustand in der Lage sich selbst zu verteidigen."

Bestätigend nickte Ria. „Wäre ich schwach, würden meine Leute mir nicht folgen." Verzweifelt versuchte sie gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich nicht anmerken zu lassen, wie mitgenommen sie tatsächlich war. Jetzt galt es, ihre Freundin zu beruhigen. Um sich selbst konnte sie sich später noch genug Gedanken machen. Mit einem Kraftaufwand, als würde sie Tonnen stemmen, hob sie ihre Mundwinkel ein wenig an. Ein Lächeln machte jede Situation erträglicher.

Dunkel wie die Nacht [Schattenseelen 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt