Bauernmanieren

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Nach der nächtlichen Zusatzdosis nun das geplante Update ^^ Es geht weiter mit Ria und Elea :3 Viel Spaß beim Lesen.

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Ein knurrender Magen weckte Ria am Morgen. Oder war es Mittag? Schwer zu sagen, bei den Gewitterwolken am Himmel.

„Wir werden wohl noch einen Tag hier verbringen müssen", informierte sie ihren kleinen Freund. Die Echse beobachtete sie von ihrem Platz auf dem Bettpfosten her aufmerksam. Das bedeutete, dieses Prinzchen noch eine Weile länger am Hals zu haben. Vielleicht konnte sie ihn ja aushorchen. Und vielleicht wusste er ja auch rein zufällig, wie sie zurück nach Hause kommen konnte - mit Adele.

Eleasar kam ins Zimmer, in der Hand ein vollgestopftes Tablett. „Bedien dich, ich habe schon gegessen."

Das ließ Ria sich nicht zweimal sagen. Vielleicht, ja ganz vielleicht, war der Kerl ja doch nicht ganz so übel, wie sein Genspender. Nachdem sie die Hälfte des Essens verschlungen hatte, beäugte sie ihn misstrauisch. Zeit, Mr. Mysteriös auf den Zahn zu fühlen. „Warum hilfst du mir?"

Er zögerte. Es war offensichtlich, er nicht viel von sich preis geben wollte. Musste sie ihn erst abfüllen, damit er in Redelaune kam? „Dafür gibt es viele Gründe. Der wichtigste ist wohl, dass mein Vater Anspruch auf dich erhebt."

„Und wer ist jetzt dieser Sem?" Und warum vernichtete der einfach ganze Dörfer?

„Ein nicht besonders wohlgesonnener Kontrahent." Das machte Sinn. Die folgenden Worte allerdings weniger. „Er erhebt ebenfalls Anspruch auf dich."

Verständnislos sah sie ihn an. „Gibt es dafür auch eine plausible Erklärung?"

Ihr Begleiter machte eine wegwerfende Handbewegung. „Später. Jetzt solltest du dich erst einmal darauf konzentrieren, wieder zu Kräften zu kommen. Und unsere Sprache zu lernen. So fällst du sofort auf."

Wortlos wandte sie sich wieder ihrem Essen zu. Sollte er doch denken, dass sie kein Wort verstand. „Gibt es hier Menschen?"

„Der Schneider ist ein Mensch. Du brauchst etwas anderes zum Anziehen. Etwas weniger Auffälliges."

Vielsagend musterte sie seine vornehmen Kleider.

„Die Leute glauben dir eher eine Verkleidung als mein Dienstmädchen, als die einer gleichgestellten jungen Dame." Herausfordernd lächelte er sie an.

„Ich denke, ich lasse es drauf ankommen", brummte Ria ungehalten. Was für ein arroganter Schnösel. Aber warum wunderte es sie eigentlich? Sie musste sich nur seinen Vater ansehen.

Verblüfft schüttelte Eleasar seinen Kopf. Mit einer solchen Antwort hatte er nicht gerechnet. „Diese Kleider sind eine Zielscheibe. Niemand in der Umgebung läuft so herum. Nicht einmal der Adel."

„Beinhaltet die Dienstmädchenkleidung Hosen und Stiefel?"

Verdutzt blinzelte er. Hatte sie gerade ernsthaft nach Hosen gefragt? „Eigentlich nicht."

„Dann will ich sie nicht." Gleichgültig biss sie in ein mit reichlich Salat belegtes Sandwich. „Bring mir lieber bei, was ich sagen muss, damit ich als Einheimische durchgehe", nuschelte sie mit vollem Mund.

„Verkleide dich als Bauer, da erwartet niemand, dass du etwas sagst. Deine Manieren scheinen diesem Stand angemessen genug zu sein."

Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm auszuweichen. Beinahe hätte das Brötchenmesser seine Kehle durchtrennt. Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Was sollte das denn? Ich bin kein verfluchter Vampir, ich kann wegen diesem Mist sterben!"

Dunkel wie die Nacht [Schattenseelen 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt