Impulskontrolle

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Nach einem unerwartet entspannten Frühstück entschlossen sie sich dazu, ein wenig in der Stadt bummeln zu gehen. Sie kamen jedoch lediglich bis zu einem Park, wo sie sich am See nieder ließen und das lauwarme Wetter genossen. Während Adele Aram quasi ohne Unterlass von den letzten Tagen erzählte, begnügte Ria sich damit, eng an ihren Mann gekuschelt die Enten zu beobachten. Eleasar hing seinen eigenen Gedanken nach. Gelegentlich strich er über ihre Arme oder küsste ihren Schopf. Mehr tat er nicht.

Auf einmal begann etwas zu summen. Adele unterbrach ihren Redeschwall, kramte mit gerunzelter Stirn in ihrer Tasche herum und beförderte kurz darauf ihr Handy hervor.

„Unbekannte Nummer", meinte sie ratlos und nahm ab.

Mit Rias Entspannung war es vorbei. Sie setzte sich auf und musterte aufmerksam ihre Freundin. Es war ungewöhnlich, dass jemand Adele anrief. Immerhin hatte sie so gut wie keine Kontakte mehr in dieser Welt.

Adele nickte, sagte einmal Ja und einmal Nein, hörte eine Weile zu. Dann bedankte und verabschiedete sie sich und ließ ungewöhnlich blass ihre Hand sinken. Mit ernster Miene nahm Aram ihr das Telefon aus der Hand. Sein Blick wanderte zu Ria und wurde mitleidig. „Das war Aleix Conran", begann er zaghaft.

Prompt spannte Eleasar sich an. Was wollte der Kerl von seiner Frau?

Adele begann zu zittern. Ihre Stimme war schwach und bebte vor unterdrückten Gefühlen, als sie leise zu erzählen begann. „Bei uns ist eingebrochen worden. Die Nachbarn haben wohl eine offene Türe gesehen und die Polizei gerufen." Ein lauter Schluchzer durchschüttelte ihren Körper.

Aram legte seine Arme um sie und übernahm es, weiter von dem Telefonat zu berichten. Vampirohren konnten manchmal sehr nützlich sein. „Die Polizei hat einen Zettel gefunden, auf dem steht, dass die Einbrecher deine Katze mitgenommen haben."

Augenblicklich sprang Ria, die die Einbruchsnachricht recht locker genommen hatte, auf. „Ich bring sie um!" Niemand vergriff sich an ihrer Katze. Absolut niemand! Diejenigen, die Cora entführt hatten, mussten einen äußerst mächtigen Todeswunsch verspüren.

„Warum wurde Ria nicht benachrichtigt?", fragte Eleasar, dem die mörderische Stimmung seiner Frau gar nicht gefiel. Wer auch immer das getan hatte, würde büßen müssen.

Aram hob seine bitterlich weinende Frau auf seine Arme. Nebenbei beantwortete er die Frage seines besten Freundes. „Weil er nicht wollte, dass Ria die Verantwortlichen umbringt."

Noch während der Vampir sprach, musste der Prinz nach seiner Frau fischen, die schon Richtung Parkausgang davon stürmen wollte. Sie musste dringend lernen, ihre Impulse zu kontrollieren. Wie nicht anders zu erwarten, begann sie sich zu wehren. „Lass mich", fauchte sie. In ihren Augen glitzerten zurückgehaltene Tränen. Sie sorgte sich um ihre Katze. Cora. Wie konnte Aleix sie nur außen vor lassen? Das waren ihre Wohnung und ihre Katze! Er hatte kein Recht, ihr diese Informationen vorzuenthalten!

Eleasar konnte es nicht länger mit ansehen, wie sie litt. Kurz entschlossen machte er sie bewegungsunfähig. Eng an ihrem Ohr flüsterte er: „So ungern ich es auch zugebe, aber in diesem Fall hat der Mann recht. Es ist eine Falle."

Es war ihr egal. Sie würde diese Mistkerle überraschen. Sie hatten ihre Katze und wollten sie gegen sie verwenden! Dafür würden sie sterben.

Ihr Mann seufzte schwer. Es tat ihm unendlich leid, was er jetzt tun musste. Aber es war zu ihrem Besten. Sanft küsste er ihre Schläfe und raunte ihr zu, wie leid es ihm tat. Anschließend mischte er sich in ihren Geist ein und schickte sie schlafen.

„Ria", erstickt rief Adele nach ihrer plötzlich zusammenbrechenden Freundin.

Beruhigend strich Aram ihr über den Arm. Er konnte Eleasars Beweggründe nachvollziehen. „Ihr geht es gut. Sie schläft nur. Es bringt nichts, wenn sie sich kopflos in Gefahr begibt." Ria war zu impulsiv. Am Ende würde sie geradewegs in die Falle tappen. So wie damals, als sie versucht hatte, Adele zu entführen. Damals hatte sie sich auch nicht angemessen vorbereitet.

Dunkel wie die Nacht [Schattenseelen 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt