Abschied

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Während Adele ihre Sachen in eine Reisetasche packte, hockte Ria ratlos auf ihrem Bett. Sie hatte keine Ahnung, was sie mitnehmen wollte. Eigentlich brauchte sie nur Cora. Ob sie ihre Waffen drüben brauchte? Immerhin stand ihr dort Ragnas physische Form zur Verfügung. Und ihre Kleider? Dort nicht zu gebrauchen.

Eleasar kam ins Zimmer geschlendert und musterte sie liebevoll. „Möchtest du nichts mitnehmen?"

Ria sah ihm in die Augen. Sie fühlte sich mit dieser Entscheidung überfordert. „Cora. Und meine ganzen Papiere vermutlich auch. Aber sonst...? Die Mode hier ist doch ganz anders als drüben."

„Um Kleider musst du dir nun wirklich keine Gedanken machen." Zärtlich zog er sie in seine Arme. In der Nacht, Ria hatte tief und fest geschlafen, war er noch einmal in sein Haus zurückgekehrt, um Anweisungen für ihre Ankunft zu hinterlassen. Dort hatte er eine wenig erfreuliche Nachricht erhalten, die ihren Aufbruch zwingend notwendig machte. Also hatte er Aram aufgesucht und ihn darüber informiert. Anschließend hatte er seine Frau geweckt und sie gebeten, die ihr wichtigen Dinge, die sie mitnehmen wollte zu packen. „Ich wünschte, du hättest mehr Zeit, dich zu verabschieden. Wenn das so läuft, wie ich denke, wirst du so schnell nicht wieder herkommen können. Es gibt aber die Möglichkeit, dass du hier ab und an wieder vorbei schaust. Es ist also nicht für immer." Obwohl er es gerne so hätte. Schließlich gehörte sie zu ihm, in seine Welt.

Hoffnungsvoll versank sie in seinem Kuss. Wenn es nicht für immer war, konnte sie später noch Dinge holen, die ihr fehlten. Was sie momentan mehr sorgte, war seine merkwürdig angespannte Stimmung. „Was ist passiert?"

Er ließ sich mit seiner Antwort Zeit, strich quälend langsam über ihren Rücken.

Erst Adeles Räuspern beendete seine zärtliche Tortur. „Ihr hattet es doch eilig."

„Jap." Nach Luft schnappend griff Ria nach ihrem Telefon. Als abgenommen wurde, machte sie sich nicht einmal die Mühe, eine Begrüßung auszusprechen. „Du und Andreas, sofort zu Demo und Dimi." Abschiedslos legte sie auf. „Wir können."

„Und deine Sachen?", fragte Adele verwirrt. „Du hast so schöne Sachen."

Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. „Pack das ein, was du haben willst."

Adele seufzte. „Eleasar ist zwar reich, aber du solltest trotzdem etwas zum Wechseln mitnehmen." Sie kramte in ihrem Schrank nach einem Rucksack und stopfte so viel von Rias Kleidung hinein, wie sie nur konnte. „Das nimmst du mit. Solltest du sie doch nicht haben wollen, nehme ich sie gerne." Frech grinste sie ihre Freundin an. Soviel zu ihrer altruistischen Motivation.

Ria nickte ergeben. „Okay. Also? Bereit? Du willst dich doch auch von den Brüdern verabschieden oder?"

„Klar." Adele warf sich den Rucksack über die Schulter und griff nach ihrer Tasche. „Na dann los."

Lachend zog Ria sie zurück. „Nicht doch. Wir kommen wegen Cora nochmal her. Ich kann sie unmöglich so lange im Korb einsperren." Und schon gar nicht nach der Entführungsnummer.

Schulterzuckend machte Adele sich auf den Weg. „Na dann, lasst uns gehen."

Die griechischen Brüder begrüßten die Mädchen voller Freude, musterten Eleasar hingegen kritisch, als Ria ihn als ihren Partner vorstellte. Nach einigen endlos scheinenden Augenblicken klatschte Demo lachend in die Hände. „Na, das ist ja mal eine Überraschung. Ria, du hast dir tatsächlich einen Mann ausgesucht. Wer hätte das gedacht?"

Brüderlich schlug Dimitrios Eleasar auf die Schulter. „Alle Achtung. Ich drück Ihnen die Daumen, dass Sie die Süße glücklich machen können."

Dunkel wie die Nacht [Schattenseelen 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt