Aram fand seinen Freund gedankenversunken im Wohnzimmer. So früh hatte er ihn nicht erwartet. Als er Ria schlafend auf dessen Schoß schlafen sah, schwante ihm Schlimmes.
„Sem verlangt eine Anhörung", erklärte Eleasar, ohne den Blick von seiner Frau zu heben.
„Mist." Niedergeschlagen setzte er sich seinem Freund gegenüber. Auf den Platz, den der Kaiser vor einer guten Stunde ebenfalls gewählt hatte. „Wirst du es tun?"
„Raphael tut so, als würde sich das eventuell vermeiden lassen."
„Aber das glaubst du nicht."
Eleasar schüttelte leicht den Kopf. „Nein."
Der Vampir stand auf. „Du wirst keinen anderen in ihre Nähe lassen. Demnach bleibt dir nichts anderes übrig, als ihre Erinnerungen selbst zu durchsuchen." Er bemühte sich, die Fakten so klar wie möglich darzustellen. Sein Cousin musste sich eingestehen, dass es keinen Sinn hatte, das Unvermeidliche weiter hinauszuzögern. Besser, er nutzte den heutigen Tag in Ruhe, als es morgen auf Geheiß des Kaisers zu tun. Denn tun würde er es. Jeder andere würde das nicht überleben.
Schwermütig stand er mit ihrem schlafenden Körper in den Armen auf. „Ich möchte heute nicht gestört werden."
Aram begleitete ihn noch nach oben, bevor er sich daran machte, den Gästen zu eröffnen, dass Hausherr und -herrin an diesem Tag unpässlich waren.
Unterdessen bettete Eleasar Ria auf dem Bett und deckte sie gut zu. Anschließend legte er sich neben sie und zog sie in seine Arme. Es tut mir so unendlich leid, Geliebte.
Ria reagierte auf ihn, ließ ihn in ihren Geist und in ihre Seele. Das tiefe Vertrauen, das sie ihm damit entgegenbrachte, schnürte ihm die Kehle zu. Ein Schatten bildete sich neben ihm. Ragnarök sah ihn aus seinen tiefen dunkelroten Augen ernst an. Wir sollten uns beeilen, damit sie sich ausschlafen kann.
Verwundert fragte er den Schattendrachen, was er damit meinte.
Belustigt erklärte Ragnarök ihm, dass er sich an alles erinnerte, was nach ihrem Vertragsschluss geschehen war und er Zugriff auf ihre Erinnerungen hatte. Sie weiß es und sie weiß auch, dass ich lange Zeit einen Teil ihrer Erinnerungen zurückgehalten habe. Sie kann nicht spüren, wenn ich auf ihre Erinnerungen zugreife. Dafür sind wir schon zu lange zusammen.
Es verursachte ihm zwar einen gewissen Stich im Herzen, dass sie dem Geist so tief vertraute, andererseits war es ihre Natur und Ragnarök empfand auf andere Art für sie. Dieses Wissen beruhigte ihn. Er drückte seine Frau an sich und machte sich daran, in ihren verborgenen Erinnerungen nach Hinweisen zu suchen.
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Langsam wachte Ria auf. Sie spürte Eleasars überwältigende Präsenz. So wie damals, als er versucht hatte ihr zu zeigen, wie sie auf sein Wissen zurückgreifen konnte. Dieses Mal setzte es sie jedoch nicht außer Gefecht. Leicht verstohlen blinzelte sie durch ihre geschlossenen Lider. Eleasar lag neben ihr auf dem Rücken. Er schien nachzudenken. Von ihren Gefühlen für ihn überwältigt, legte sie sanft eine Hand auf seine Brust.
Als sein Blick auf sie fiel und er sie anlächelte, verstärkte sich das Gefühl. Eigenartigerweise schien es von außen zu kommen - er war also nicht in ihrem Kopf. „Wie geht es dir?" Liebevoll umfasste er ihr Gesicht.
Ratlos zuckte sie mit den Schultern. „Komisch."
Bei ihrem Beschreibungsversuch, musste er unwillkürlich lächeln. Auch Rias Mundwinkel zuckten leicht nach oben. „Das liegt daran, dass die Verbindung unserer Seelen noch tiefer geworden ist. Das war... unbeabsichtigt."
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Dunkel wie die Nacht [Schattenseelen 2]
ParanormalDer zweite Teil der Schattenseelen-Reihe Die Leitung ihres Clans, Der Umgang mit ihren freigelegte Fähigkeiten zu erlernen und den Schulstoff auch noch irgendwie in ihren Kopf kriegen. Ria hat alle Hände voll zu tun - auch ohne eine nervige Mitsch...