-7-

5.9K 229 64
                                    

"Bevor ihr fragt, es war nicht nur meine Schuld, dass Lexa und ich nachsitzen mussten, wir ha-"

"Da-"

"Wirklich Dad, wir haben nur ein bisschen gequatscht und dabei die Klingel nicht gehört und wir hatten in der ersten Stunde Mathe"

"Ly-"

"Du kennst ja Herr Maye, der muss immer gleich übertreiben, dabei waren wir gar nicht so zu spät, eigentlich waren es nur 5 Minuten"

"Lynn"

"Okay, vielleicht auch 10, aber das gibt ihm noch lange nicht das Recht uns so lange Nachsitzen und bevor du jetzt sagst, dass er der Lehrer ist, er hat uns bi-"

"LYNN MAYBRIT ELIN BLACK! DARUM GEHT ES DOCH GAR NICHT", herrschte mein Vater mich jetzt an und augenblicklich hielt ich meinen Mund. Wenn er mich bei meine Zweit- und Drittnamen nannte, musste ich echt aufpassen, denn dann war er entweder mega sauer oder wurde die ganze Zeit unterbrochen, wie gerade eben. Oops.

 Er machte eine kurze Pause um sich wieder zu beruhigen und sah Mum an, dann wendete er sich wieder an uns. "Ich werde ausziehen, ihr bleibt bei eurer Mutter." Das war jetzt ein Witz oder? Bestimmt. Aber warum lachte er denn dann nicht? Er sagte das so emotionslos, als würde es ihn nicht im geringsten stören. Wer war er und was hatte er mit meinem Vater gemacht?

"Ja haha, das war jetzt echt lustig. Und jetzt bitte das, warum ihr uns wirklich zusammengetrommelt habt?", versuchte ich die komische Stimmung wieder aufzulockern.

"Lynn", versuchte Jay mit mir zu sprechen.

"Nein, Jason. Ich will den richtigen Grund wissen."

Meine Eltern tauschten einen blick, dann ergriff meine Mutter das Wort: "Es ist die Wahrheit." Auch sie sagte das ohne jegliche Emotionen.

"Was bitte? Das kann doch nicht euer Ernst sein!", fassungslos sah ich erst Dad und dann Mum an, doch keiner verzog auch nur eine Miene, sie meinten das todernst.

"Lynn Schatz, das ist doch erstmal nur für kurze Zeit. Dein Vater und ich streiten uns in letzter Zeit einfach zu oft. Das bekommt ihr vielleicht nicht mit, aber wir schon", versuchte Mum mich zu beruhigen, was ihr aber misslang.

"Ja und wenn Dad erstmal ausgezogen ist, heißt es dann auf einmal, ihr hättet ihr euch zu sehr auseinander gelebt. Ihr spinnt doch, ich mach da nicht mit!" Ich merkte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Nein, ich würde nicht vor ihnen weinen. Ich versuschte die Tränen zurückzuhalten und einen klaren Gedanken zu fassen, aber ich scheiterte kläglich.
Wütend und traurig zugleich sprang ich auf und rannte in mein Zimmer. Hinter mir schloss ich die Tür ab und ließ mich dann schluchzend auf mein Bett fallen.

Warum? Warum ausgerechnet meine Eltern? Warum habe ich nicht mitbekommen, dass sie sich so oft streiteten? Warum verlässt Dad uns jetzt? Nur weil ich 18 bin, heißt das doch noch lange nicht, dass ich meine Eltern nicht brauche. Ich brauche sie und zwar alle beide, zusammen und nicht einzeln.

Kurz darauf klopfte es an der Tür und jemand versuchte die Türklinke runter zu drücken, aber die Tür war verschlossen.

"Ich hab Schokolade und Taschentücher", sagte mein Bruder durch die Tür und ich könnte wetten, dass er dabei grinste.

"Milka Haselnuss?"

"Milka Haselnuss."

Ich zögerte nicht lange und öffnete ihm die Tür. Er nahm mich sofort in den Arm und strich mir beruhigend über den Rücken. Dann wischte er mir mit einem Taschentuch die Tränen weg und setzte sich mit mir aufs Bett: "Schokolade?"

twitter talks [n.h.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt