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Er seufzte und dreht sich ebenfalls zu mir. "Es ist schrecklich, sie machen immer und überall Fotos von einem. Letztens ist mir sogar einer aufs Klo gefolgt."

"Oh.."

"Jap."

Ein paar Minuten lang sagte keiner was, dann ergriff ich wieder das Wort: "Bist du deshalb hier? Wegen des Stresses mit den Paparazzo?"

"Nein, nicht wirklich. Warum bist du denn hier?", er sah mich wieder an.

Ich seufzte: "Familienprobleme."

Er nickte verständnisvoll: "Möchtest du darüber reden?"

"Nein, nicht wirklich", wiederholte ich seine Worte und er grinste kurz, bevor sein Gesicht wieder ernst wurde. "Das Management will mir eine Freundin für ein paar Monate aufdrängen, weil es anscheinend 'schlecht' bei den Fans ankommt, wenn nur einer vergeben ist und weil sie sich anscheinend unbedingt eine Freundin für mich wünschen, damit ich endlich glücklich bin."

"Das ist doch Bullshit, sie können dich doch nicht dazu zwingen!"

"Leider schon, aber das schlimmste daran ist, eigentlich liebe ich jemanden anders, aber sie ist, soweit ich weiß, schon vergeben. Aber ich liebe sie trotzdem.", er seufzte.

"Du solltest nochmal mit dem Management reden, die wollen doch sicher nicht, dass es dir schlecht geht."

"Das ist denen glaub ich ziemlich egal, solange sie ihr Geld kriegen."

"Hm, rede trotzdem mit ihnen, ja?", er nickte nur und wollte grade etwas sagen, da klingelte sein Handy.

"Wenn man vom Teufel spricht..", murmelte er, erhob sich und nahm den Anruf an.

Da er mit etwas Abstand zu mir unruhig auf und ab lief und nur sehr leise sprach, bekam ich nur einzelne Wortfetzen mit, aber Harrys Gesicht nach, war er nicht so erfreut über das, was der Anrufer sagte.

"NEIN, ICH WERDE JETZT NICHT KOMMMEN!", vernahm ich auf einmal Harrys aufgebrachte Stimme.

Ohne weiter darüber nachzudenken, stand ich auf und nahm ich ihm das Telefon aus der Hand: "Mit wem spreche ich?"

"Simon Cowell und mit we-"

"Okay Herr Co-irgendwas, Harry ist zu mir gekommen, weil es ihm im Moment nicht gut geht und er ein bisschen Zeit braucht, um sich wieder zu erholen. Also wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie ihm diese Zeit geben würden", unterbrach ich diesen Simon Sonstewas und sah dabei zu Harry, der mich dankbar zulächelte.

"Ja ehm okay, das verstehe ich natürlich, aber würdest du Harry bitte ausrichten, dass ich mich sehr freuen würde, wenn er heute Abend zum Interview erscheint?"

"Ja klar, mach ich. Bis Bald"

"Na hoffentlich nicht", hörte ich ihn noch leise sagen, dann legte er auf.

Kaum hatte ich mich umgedreht, da hob Harry mich überglücklich hoch und dreht sich lachend im Kreis.

"Danke, danke, danke", sagte er immer wieder und nahm mich dann in den Arm.

"Kein Problem, aber ich soll dir von dem Typen da grad am Telefon sagen, dass er sich sehr freuen würde, wenn du heute Abend zum Interview erscheinen würdest."

Sofort war sein Lächeln wieder verschwunden und er ließ sich seufzend auf einem Stein nieder.

"Hey, das schaffst du schon", versuchte ich ihn aufzumuntern und legte einen Arm um seine Schulter.

"Und was ist, wenn sie fragen, ob ich im Moment eine Freundin habe? Ich will sie ja nicht anlügen", er sah mich verzweifelt an.

"Dann sagst du einfach, dass du es im Augenblick nicht weißt und dass sich das mit der Zeit zeigen wird, das ist immerhin nicht gelogen."

"Du hast Recht danke."

"Ist doch selbstverständlich."

"Für einen Hater nicht."

"Halt stop, ich bin kein Hater, nur halt auch kein großer Fan von euch. Aber ehrlich gesagt hatte ich mir dich schlimmer vorgestellt."

"Ach ja?", jetzt sah er mich interessiert an.

"Ja, du bist ganz okay."

"Du bist auch 'ganz okay' ", meinte er darauhin.

Und ich? Ich lächelte nur blöd vor mich hin. Bis mein Magen laut knurrte und diesen schönen Moment zerstörte. Harry wolllte schon etwas sagen, das wurde er von seinem eigenen Magenknurren unterbrochen und ein paar Sekunden später saßen wir beide lachend nebeneinander.

Als wir uns wieder beruhigt hatten, holte ich meine zwei belegten Brötchen raus und bat ihm eins davon an, was er dankend nahm.

Wir saßen noch lange dort und unterhielten uns über alles mögliche oder sahen einfach auf London hinunter. Ich hatte von ihm erfahren, dass er eine ältere Schwester hat, mit der er sich sehr gut versteh und dass er seine Familie sehr vermisste, weil er sie nicht so oft besuchen konnte. Seine geheimnisvolle Liebe hatte keiner von uns nochmal erwähnt, aber wenn er darüber reden hätte wollen, hätte er was gesagt. Er hat aber auch viel von meiner Familie erfahren, auch von Dads Auszug. Er hat mir wieder neuen Mut gemacht und versucht mich davon abzulenken.

"Shit", war das einzige, was ich dachte, als ich auf die Uhr sah.

"Was ist los, Honey?", fragte Harry besorgt. HSoney? Hat er mich gerade wirklich Honey genannt? Sü- Lynn, konzentrier die aufs Wesentliche!

"Ich muss in 20 Minuten zu Hause sein."

"Oh shit", er fing an seine Sachen hektisch in seinen Rucksack einzupacken.

"Was machst du da?"

"Meine Sachen einpacken, ich fahr dich", sagte er entschlossen und packte nun auch meine Sachen ein, wobei ich ihm half.

Nachdem alles verstaut war, stand er auf und hielt mir seine Hand hin, die ich dankend entgegen nahm. Als sich unsere Hände berührten schien es in der Luft zu knistern. Es war ein schönes Gefühl, aber auch gleichzeitig mir sehr fremd. Dieses Gefühl ignorierend folgte ich Harry zu seinem Auto, er räumte die Taschen in den Kofferraum und wir stiegen ein. Ich nannte ihm meine Adresse und er stellte erstaunt fest, dass er nur ein paar Straßen weiter wohnte.

Dank Harry kam ich dann doch pünktlich zu Hause an.

"Danke Harry, ich weiß das echt zu schätzen, ich-", er ließ mich nicht fertig ausreden, sondern zog mich in eine Umarmung und flüsterte mir leise ins Ohr: "Das sollten wir auf jeden Fall wiederholen."
Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange und ich merkte, wie ich rot wurde, also stieg ich schnell aus, nahm noch meine Tasche und winkte ihm zum Abschied.

Gerade im Haus drinnen, hörte ich das Auto meiner Mutter vorfahren. Ich zog schnell meine Schuhe aus und huschte lesie nach oben in mein Zimmer, während unten die Haustür aufgeschlossenen wurde. Dort legte ich mich ins Bett und zog die Decke bis unters Kinn, damit Mum nicht sehen konnte, dass ich angezogen war.

Keine Sekunde zu früh schloss ich die Augen, denn da öffnete sich schon die Tür.

Bitte mach, dass sie nicht merkt, dass ich wach bin. Bitte, bitte, bitte.

Kurz darauf schloss sich die Tür wieder und ich atmete er leichter aus. Ich blieb noch ein wenig im Bett liegen, dann stand ich auf und packte meinen Rucksack aus.
Dabei fiel mir ein Zettel in die Hand.

0044 1499 1301456
Harry xo


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