Teil 9

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POV Luna
Blitzartig öffne ich meine Augen. Ich liege auf einem Boden. Langsam richte ich mich zum sitzen auf.
Zuerst muss ich wieder begreifen, wo ich mich überhaupt befinde.
Dann fällt mir auf, dass ich wieder am gleichen Ort wie schon einmal bin.
In der weißen Leere könnte man es nennen.
Doch was ist das hier eigentlich für ein Ort?
Das Nichts? Mein Unterbewusstsein? Der Himmel?
Naja, ich bin ja nicht tot, also könnte ich Himmel ausschließen... oder?
Ich drehe meinen Kopf etwas zur Seite und erschrecke, als da plötzlich neben mir Ardy sitzt und mich anschaut. Er sieht etwas anders aus als das letzte mal. Er trägt immer noch alles ganz in weiß, aber jetzt trägt er nur noch ein T-Shirt und eine weite Hose mit Schuhen.
Sitzt er schon die ganze Zeit hier?
Ich rutsche vor Schreck etwas nach links, aber als ich dann ganz begreife, dass es Ardy ist, krabble ich zu ihm zurück und falle ihm um den Hals.
„Ich bin so froh dich wiederzuhaben. Du fehlst mir so unglaublich." sage ich ihm in der Umarmung.
Ich löse mich aus der Umarmung und küsse ihn einfach. Kurz erwidert er, doch bricht plötzlich ab.
Er schaut mich mit einem undefinierbaren Blick an. Es ist ungefähr ein Gemisch zwischen Pokerface und Verwirrung.
„Was ist?" Frage ich ihn.
„Warum küsst du mich?" Fragt er.
Darauf gebe ich ihm keine Antwort.
Ich schaue ihn eher verwirrt an.
„Hattest du nicht mal gesagt, du liebst mich nicht, hast es nie und wirst es auch nie?" Sagt er kalt.
Mir fällt keine richtige Antwort darauf ein. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es selber nicht genau. Es ist so ein Gefühl und Verlangen ihn zu küssen. Ist es vielleicht, weil ich ihn so lange nicht sah und ich ihn einfach an mir spüren will, oder ich jetzt doch irgendwie Gefühle für ihn entwickelt habe? Für einen Toten?
Jetzt verstehe ich mich garnicht mehr selbst so richtig.
Ardy wartet immer noch auf meine Antwort. Währen Taddl oder mein Sohn Ardian jetzt schon ganz genervt oder nervös geworden wären, weil nicht sofort eine Antwort auf ihre Frage kommt, bleibt Ardy ganz ruhig und wartet ohne einen Zuck zu machen auf meine Antwort.
„Ja, das habe ich." Gebe ich ihm leise als Antwort.
„Warum dann also küsst du mich?" Fragt er.
Ich sage „Vielleicht... hat sich etwas geändert. Als ich das damals sagte, sagte ich es, um den Streit zwischen dir und Taddl zu beenden. Das ich dich jemals lieben werde, konnte ich auch schon unmöglich vor 16 Jahren wissen."
Ardy sagt „Also liebst du mich? Jetzt? JETZT WO ICH LANGE SCHON TOT BIN?! JETZT WO MEIN KÖRPER VERROTTET UNTER DER ERDE LIEGT?!" die letzten 2 Sätze schrie er aber und war dabei aufgestanden.
Ich war geschockt, so sah ich ihn auch an. Meine Tränen standen bereits in meinen Augen.
Er stand mit einem wütenden Gesicht vor mir. Ich stand auch vom Boden auf.
„Und was ist mit Thaddeus? Liebst du ihn nicht mehr?" fragt er mich mit einem wütenden Unterton.
„Ich... Ich... Doch nur... Ich weiß nicht. Es ist kompliziert. Ich... glaube ich liebe... euch beide." Sage ich mit wackliger Stimme.
Ardy lacht und schüttelt den Kopf.
„Jetzt ist es eh egal. Jetzt gibt es für dich nur noch Taddl. Mich gibt es nicht mehr." Sagt Ardy wieder weniger wütend, dafür mit etwas Traurigkeit. „Wir können immer noch zusammen die Ewigkeit verbringen. Oder wie jetzt die Zeit." Ardy blickt mit großen Augen zu mir auf.
„Dein ungeborenes Kind... ." Sagt Ardy plötzlich nach einer Weile stille, mit einer ganz anderer Stimmlage, wie als hätte er gerade das Thema gewechselt. Das hat er wahrscheinlich auch. Er verhält sich ganz anders.
Aufgeregt.
Ängstlich.
Traurig.
„Was ist mit ihm?" Frage ich ihn.
er schaut mich verzweifelt an.
Was ist nur plötzlich mit ihm los.
„Das Schicksal wird es holen..." sagt Ardy total in Panik.
„Was? Wie... wie meinst du das?" Frage ich ihn.
Plötzlich bleibt er starr stehen und er beruhigt sich wieder auf dem nächsten Moment. Dann schaut er mir bloß still in die Augen.
„Es... wird so passieren." sagt er leise und ruhig, aber schaut mich dabei traurig an.
„Luna!?.... LUNA?!" Ich höre Gepolter von schnellen Schritten. „Hey Luna... Luns, wach bitte auf!" ertönt es plötzlich in meinen Ohren von einer altbekannten Stimme.
Langsam öffne ich meine Augen. Ich liege auf der Seite und drehe mich daher auf den Rücken. Mein Arm tut mir weh von der unbequemen Lage und dem harten Untergrund.
Über mir sehe ich Marley, der neben mir kniet. Er sieht mich besorgt an.
„Was ist denn passiert? Warum liegst du auf dem Boden? Bist du ohnmächtig geworden?" Fragt mich Marley ruhig.
Ich drehe meinen Kopf zur Seite und schaue mich um, wo ich bin. So wie es aussieht, liege ich immer noch auf dem Küchenboden. Ich richte mich auf und halte eine Hand an den Kopf. „Ich muss wohl eingeschlafen sein." Sage ich. „Auf dem Küchenboden?" fragt Marley verwirrt.
Jetzt fällt mir alles auch auf einem Schlag wieder ein, was passiert ist. Ich hätte es beinahe vergessen.
Der Streit zwischen Ardian und Taddl.
Sofort frage ich Marley „Hast du Ardian eben irgendwo gesehen?" .
Marley zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen und sagt „Emm... Nein. Ich wollte ihn ja eigentlich gerade suchen und dachte, dass er hier währe. Dann habe ich dich hier auf dem Boden gefunden. Ich wollte dich und ihn nochmal fragen, ob er noch einmal mit kommt nach außerhalb."
Ersteinmal stand ich vom Boden auf und Marley folgte mir nach oben. Dann lehnte ich mich gegen den Küchentisch und atmete einmal laut aus. „Geht es dir etwa wieder gut? Ich dachte, du hast eine schlimme Rauchvergiftung?" Frage ich ihn. „Das war eigentlich halb so schlimm. Ich fühle mich wieder fit, bis darauf, dass ich noch etwas Halsschmerzen habe." Sagt er mir. „Jetzt aber zu dir. Was ist passiert?" Fragt er. Ich sollte ihm erstmal grob erzählen, was passiert ist. Ich erzähle ihn schon seit langer Zeit meine Probleme, wenn es um Taddl oder so geht und er mir seine. Wir sind eben beste Freunde.
Ich fange an zu erzählen „Ok, Marley... Ardian und Taddl hatten einen schlimmen Streit. Ardian wollte wissen, was sie, also wir nun mit den Dead-Finders anstellen werden und dem Gefangenen. Er hat die ganze Zeit darüber geredet, das wir sie töten sollten. Darauf ist Taddl ausgeflippt, hat ihn an die Wand gedrückt und... ihn sogar deswegen geschlagen. Dann hat Taddl zu Ardian gesagt..." Ich höre auf weiter zu sprechen. „Was? Was hat er gesagt?" Fragt Marley neugierig aber vorsichtig. Mir rollt wieder eine Träne runter. „Er... er hat zu Ardian gesagt, dass er nicht mehr sein Sohn sei." Sage ich schluchzend. Marley schaut mich entsetzt an. „Sowas kann er doch nicht sagen. Ist der jetzt total übergeschnappt? Das ist sein Sohn!" Sagt Marley fassungslos.
„Ich habe beide seit dem Vorfall, als sie aus dem Haus gegangen sind, nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht wie es jetzt Ardian geht. Vielleicht hat Taddl ja recht... er hat sich schon die letzte Zeit so negativ verhalten und jetzt...
Marley... Was ist wenn er sich den Dead-Finders anschließt?" Sage ich ihm.
Marley schaut mich geschockt an und zerrt mich sofort in eine Umarmung. „Das wird er nicht. Das würde er euch doch niemals antun. Er... er ist ein guter Junge, aber zur Zeit wahrscheinlich einfach zu verwirrt."
Flüstert Marley mir in der Umarmung ins Ohr.
„Er hasst seine Eltern." Sage ich schluchzend. Man kann den Satz kaum verstehe, weil es mir so schwer fällt ihn auszusprechen.
„Seinen Vater vielleicht. Wieso sollte er dich hassen. Du hast ihn nicht angeschrien oder sonst etwas. Du hast ihm sogar einen großen Wunsch erfüllt, den Taddl ihm niemals erlaubt hätte." Sagt Marley und löst sich aus der Umarmung, um mir ins Gesicht zu sehen.
„Wie wäre es, wenn wir Ardian suchen. Du redest mit ihm und dann sehen wir weiter. Ok?" Sagt Marley und wartet mit gesenkten Blick und hochgezogenen Augenbrauen auf meine Antwort.
„Ok." Sage ich.
Darauf hält er mir eine Hand hin und ich ergreife sie. Er zieht mich mit zur Tür.
Als er sie gerade öffnen will, reißt bereits ein anderer von außen sie auf und tritt ins Haus.
Es ist Taddl.
Er kommt mit einem schlappen Gesichtsausdruck ins Haus geschliffen. Sein Blick zum Boden gesenkt. Als er sieht, dass wir vor ihm stehen, hebt er den Kopf. Er schaut uns verwirrt an, dann schaut er nach unten zu unseren Händen. Marleys Hand ist immer noch in meiner verhakt. Dann blickt er etwas enttäuscht zu mir, aber dreht sich nach links und geht in unser Wohnzimmer, ohne nur ein Wort zu uns gesagt zu haben.
Was ist nur los mit Taddl und Ardian?

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