POV Luna
„Pressen!..." schreit mich ständig die Frau vor mir an. Ich tue es und schreie laut vor Schmerzen. Dabei drücke ich mit einer Hand ganz fest Taddls. Es tut so unglaublich weh.
Taddl, der neben mir steht, schaut mich mitleidig und besorgt an.
„Irgendetwas stimmt nicht. Es ist zu früh." Schreie ich laut durch die Schmerzen.
Das Kind ist zu früh. Es sollte erst in ein paar Wochen kommen. Außerdem tut es so schrecklich weh. So sehr schmerzte es zu Ardians Geburt nicht. Ich habe das Gefühl, das Kind in mir zerreißt mich. Es macht mir Angst. Es stimmt etwas nicht.
Ich drücke Taddls Hand so fest, dass ich spüre, dass es ihm schon wehtut.
„Jetzt pressen!..." Sagt wieder die Frau vor mir und ich tu es.
Ich habe das Gefühl jeden Moment zu sterben. So sehr tut es weh.
Ich schreie laut und Taddl wickelt seine andere Hand noch fest mit dazu um meine. In seinen Augen sehe ich große Angst. Er schaut ständig kurz zu der Frau vor mir, die ihm auch ständig komische Blicke zuwirft. In denen sehe ich ebenfalls Sorge und Zweifel.
Dann schaut mich die Frau mit diesen Blicken an.
„W-Was ist?" Frage ich.
Es gibt keine Antwort.
Alle schauen mich bloß komisch im Raum an. In unserem Wohnzimmer.
Es sind noch einige andere Leute wie Ärzte hier. Die Geburt findet gerade in unserem Wohnzimmer statt. Ich sitze halb auf einem Stuhl mit Armlehne. Anders konnte ich mich nicht legen oder setzen. Die Frau vor mir ist meine Hebamme.
Wieder schaue ich Taddl an.
Sind das Tränen in seinen Augen?
Ich sehe ein Glitzern in ihnen.
Ich schaue zurück zur Hebamme.
„Luna. Ein letztes mal." Sagt sie.
Ich nehme alle Kraft zusammen, schließe die Augen und tu es ein letztes mal. Ich schrei laut. Drücke fest Taddls Hand und er meine.
Ein letztes mal...
Ich beruhige mich und muss zu Atem kommen. Ich lege meinen Kopf in den Nacken. Mein Körper entspannt sich und ich spüre wie mir die Schweißperlen die Stirn entlang laufen.
Dann lausche ich.
Es ist still.
Nichts.
Auf einmal spüre ich wie Taddl seine Hand aus meiner zieht. Ich will nach ihr wieder greifen, doch finde sie nicht mehr neben mir.
Schnelle Schritte die sich entfernen.
Ein lauter Knall einer Tür.
Dann wieder Stille.
Ich reiße entsetzt die Auge auf.
Schaue die Hebamme an und sie...
sie schaut mich an... mit Tränen in den Augen.
Entsetzt.
Mitleidig.
Alle schauen mich im Raum so an.
„Wa-Warum höre ich mein Kind nicht schreien?" Frage ich sie.
Keine Antwort.
Ich schaue neben mich.
An dem Fleck, wo vor kurzer Zeit noch Taddl stand, ist nun keiner mehr. Er ist weg.
Gereizt und voller Angst und Schock frage ich die Hebamme nun schreiend
„Wo ist mein Kind?"
Sie schließt die Augen. Dann sagt sie
„Wir haben das Kind verloren..."( Einige Wochen später )
„Man kann das Schicksal nicht aufhalten. Es musste passieren..." flüstert plötzlich eine Stimme hinter mir.
Ich drehe mich blitzartig um.
„Was willst du? Verschwinde!" Fauch ich mein Gegenüber an.
„Freust du dich nichtmehr mich zu sehen?" fragt er mich.
„Du-... Du bist nicht real. Du bist tot." Schreie ich ihn schon fast an.
„Und dennoch stehe ich hier. Genau vor dir." Sagt er ganz ruhig.
„Nur eine Einbildung. Du bist nur eine verdammte Einbildung. Ich werde verrückt. Das ist es." Murmle ich vor mich hin.
Plötzlich kommt er langsam näher an mich ran. Ich laufe rückwärts, bis ich schließlich an der Wohnzimmerwand hinter mir ankomme.
„Lass mich in Ruhe, Ardy!" Fauche ich ihn an.
„Ich verstehe deine Trauer, Luna. Der Verlust deines Kindes..." Sagt Ardy leise.
„Du hast keine Ahnung wie ich mich fühle." Keife ich ihn wütend an.
Mir kommen wieder Tränen in die Augen. Ständig erinnert er mich.
Dann husche ich zur Seite weg und renne zum Schrank auf der anderen Seite des Raumes. Dort greife ich zur draufstehenden Vase, drehe mich wieder um zu Ardy und schmeiße sie in seine Richtung.
Doch Ardy ist weg.
Er steht dort nichtmehr.
Die Vase prallt gegen die Wand und zerschmettert mit einem lauten klieren von Porzellan.
Hektisch sehe ich mich um.
Plötzlich steht Ardy genau vor mir. Ich erschrecke so sehr, dass ich stark zusammenzucke, reflexartig nach hinten taumle und gegen den Schrank knalle.
Ardy sieht mich mitleidig an.
„LASS MICH IN RUHE?" Schreie ich ihn laut an.
„Du bist schuld. Du hast ihn umgebracht. Vor einigen Wochen hattest du schon davon geredet. Ich wusste nicht, was es bedeutet, doch jetzt weiß ich es. Du hast ihn geholt..." Sage ich und Tränen laufen mir das Gesicht runter.
„Nicht ich habe ihn geholt. Das Schicksal. Ich sagte doch. Es lässt sich nicht aufhalten. Ich habe dir dauernd einen Tipp gegeben für das was kommen wird, damit du dich darauf vorbereiten kannst. Alles was passiert, ist vorherbestimmt." Sagt Ardy, als währe er die Ruhe selbst.
„Und wenn du immer alles so gut vorher weißt, dann sag mir wie es meinem Sohn Ardian geht. Geht es ihm gut? Lebt er noch?" Frage ich Ardy aufdringlich.
Er sagt nichts. Sieht mich bloß weiterhin mit dem gleichen Gesichtsausdruck an.
„SAG SCHON WAS!.... SAG ES MIR! NALOS!" Schreie ich ihn an.
Als ich aufhöre zu schreien, steht er immer noch stumm mit dem gleichen Gesichtsausdruck vor mir. Er hat sich nicht geregt.
„Das willst du besser nicht wissen." sagt er bloß kalt.
Diese Antwort versetzt mir bereits einen Schock. Es macht mir Angst. Das will ich besser nicht wissen?...
„Warum?" flüstere ich ängstlich.
Wieder schaut mich Ardy bloß an. Seine grünen Augen haben so ein wunderschönes Glitzern und strahlen heller als zuvor. Seine Haut ist blass und geschmeidig und seine Haare haben so ein elegantes Schimmern. Seine Lippen haben einen sanften Rotton.
„Du solltest nach Thaddeus sehen." sagt er mit einer ruhigen Stimme. Ardy ist immer ganz ruhig. Spricht, als würde er gleich einschlafen.
Mit so einer Ruhe.
Seit einigen Wochen lässt Taddl sich nicht bei mir blicken. In unserem Haus bin ich zur Zeit ganz alleine.
Ich bin oft ganz alleine.
Manchmal schaut Marley nach mir. Ich habe ihm zwar immer noch nicht wirklich verziehen, dass er nicht auf Ardian acht gab, doch ich habe keine Kraft mehr ihn zu hassen.
Er bringt mir Nahrung und Wasser und versucht mich abzulenken. Ich sperre mich sozusagen in unserem Haus ein. Ich will nicht raus. Jeden Tag sitze ich nur im Haus und heule.
Heule über alles was geschah, was mir wichtig war und ich verloren habe.
Marley hat mir gesagt, dass Taddl in einem kleinen Haus weiter weg von unserem Haus zur Zeit wohnt. Wie schon gesagt, wollte er Abstand von mir und jetzt, wo ich unser gemeinsames Kind verloren habe, wahrscheinlich noch mehr.
Marley sagte auch, dass er ihn ewig nicht auf der Straße oder sonst wo sah. Er wollte ihn besuchen und nach ihm sehen. Taddl hat ihn aber ein blaues Auge geschlagen, als er mit ihm reden wollte. Seit dem, war er nicht mehr bei ihm. Das war vor 2 Wochen ungefähr.
Taddl verschanzt sich also genauso wie ich im Haus. Nun aber sagt Ardy, ich soll nach ihm sehen.
Wieso ich?
Ihn hat es nie interessiert wie es mir nach all dem geht. Er hat mich alleine Zuhause sitzen lassen.
„Wieso sollte ich nach ihm sehen?" Frage ich Ardy.
„Tu es einfach." Sagt Ardy und dann verschwindet er. Dieses mal wieder ganz.
Das war das erste mal, dass ich Ardy nicht im Traum in einer weißen Leere sah, sondern in der Wirklichkeit. Als Illusion? Als Geist?
Es ist so verwirrend. Werde ich jetzt doch verrückt?
Ich mache das einfach was Ardy mir sagte. Was habe ich noch zu verlieren.
Ich besuche Taddl.
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The New Era
FanfictionVor 16 Jahren brach ein Virus aus, welches das halbe Leben auf der Welt auslöschte. Viele Menschen fanden sich und hatten vor wieder ein neues Leben aufzubauen. Leider gibt es Menschen die andere Vorstellungen haben wie das Leben weiter geht. Es ha...