Teil 34

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( einpaar Monate später )

Taddl sitzt geschafft in dieser Zelle, welche ihn festhält. Seine Sachen, welche er trägt, ähneln einem weißen Schlafanzug. Der Raum ist immer noch der Selbe. Außer weiße Wände, ein Badezimmer und das Bett ist hier nichts. Nach Ewigkeiten haben sie ihn nun endlich von dem Bett losgemacht. Er kann sich jetzt im Raum frei bewegen, kann ihn aber nicht verlassen. Alles 'Gefährliche' ist aus diesem Raum entfernt.
Gerade sitzt er neben seinem Bett auf dem Boden und starrt auf die Tür vor ihm auf der anderen Seite des Raumes. Der Kopf etwas schräg und mit dem Rücken an der Wand hinten angelehnt.
Stille. Alles ist Still. Nichts zu hören. Taddl hört nur seine langsame Atmung und seinen Herzschlag im Ohr. Am liebsten würde er sein Herz rausreißen und in die nächste Ecke schmeißen um es nicht weiter zu hören. Er braucht es eh nicht mehr. Es ist gebrochen.
Er hat den Glauben so langsam verloren, dass Luna noch lebt. Sie ist seit einigen Monaten weg, da draußen, irgendwo. Wo? Das weiß er nicht.
Es ist unmöglich alleine in der Wildnis überlebt zuhaben. Sie ist wahrscheinlich gestorben mit ihrem und seinem gemeinsamen Kind. Taddl verzeiht es sich nie nie nie mehr warum das passiert ist. Warum sie weg lief, durch die Mauer flieh und für immer verschwand. Er gibt sich jeden Tag die Schuld für alles. Mit der Weile sind seine Nebenwirkungen, welche er hatte, wieder komplett weg. Dass heißt, dass auch alle seine Erinnerungen wieder langsam eingetroffen sind. Mit diesem Wissen, was er nun wieder komplett hat, ekelt er sich noch mehr vor sich selbst. Er kann sich nicht mehr selbst in den Spiegel sehen.
Nun sperren sie ihn zu recht ein, damit er sich nicht selbst verletzt, denn jetzt möchte er seinem Leben endgültig ein Ende setzen.
Luna, der letzte Funke in seinem Leben, ist nun auch verschwunden. Ardian... alles tut ihm leid. Er gibt sich dem außerdem die Schuld, dass Ardian nun so ist wie er ist. Wie es ihm wohl geht? Die Frage, welche er sich auch schon ewig stellt, ist, warum Ardian ihn umbringen wollte. Taddl redet sich selbst immer ein, dass sein Sohn alle Gründe dazu hatte, doch es passt dennoch nicht. Er weiß, dass das nicht Ardian war, welcher vor ihm stand. Er konnte ihm ansehen, wie zerstört er innerlich war.
Innerlich?
Ardian sein Verhalten. Taddl konnte ihm ansehen, dass er nicht er selbst war. Ihm kam aber nicht in den Sinn, dass er ferngesteuert wurde, von einem Chip, welcher mit dem Virus versehen ist, welches Taddl zugut kennt. Er vermutet, dass die Dead-Finders ihn so geformt haben, ihn so herzlos machten, dass er ohne groß zu zögert die 3 Männer töten konnte und beinahe auch seinen eigenen Vater.
Taddl redet schon seit einer Ewigkeit nicht mehr seit dem alle seine Erinnerungen wieder eingetroffen sind. Wenn Chris zum Beispiel mit ihm sprechen wollte schaut er ihn nur müde an und sagte nichts. Er will sich selbst nicht mehr hören. Er hat genug gesagt. Genug, was so viel schlimmes angerichtet hat. Die Erinnerungen mit Ardian machen ihm am meisten zu schaffen. Er könnte sich eine Knarre an den Kopf halten, wenn er nun alles überdenkt, was er getan hat. Jetzt hat er ja die meiste Zeit dafür. Er bereut alles. Ardian damals angeschrien zuhaben, die ganzen Sachen mit Luna, den Krieg.
Alles.
Er gibt sich für alles die Schuld. Sein größter Feind ist nun er selbst geworden.
Nun sitzt er hier wie ein Haufen Elend. Verblasste Haut, welche schon seit langem nicht die Sonne von draußen zu Gesicht bekam. Aufgesprungene Lippen, welche schon lange nicht mehr die von Luna schmeckten. Lange kaputte Haare, welche ihm über sein Gesicht fallen, matt und glanzlos sind. Abgemagerter Körper, welcher einfach zuwenig Nahrung bekam. Rote Augen, welche schon ganze Badewannen von Tränen füllten, Glanz und Freude verloren haben, erschöpft und müde sind und nicht mehr die Welt sehen wollen.
Dennoch lebt er.
Plötzlich öffnet sich die Tür.
Taddl dreht seinen Kopf gerade. Er schaut auf die Füße der Person, welche den Raum betrat und nun auf ihn zukommt.
Auf einmal spürt er zwei Hände um seinen Hals. Feste Griffe drücken ihm die Luft um den Hals ab. Er schaut auf.
Chris steht über ihn und sein Blick ist voller Zorn. Taddl bekommt keine Luft mehr, doch hat nicht vor sich zu wehren. Er lässt es über sich ergehen. Er schaut Chris einfach nur in die Augen. Sagt nichts. Macht nichts.
Taddl weiß, warum Chris gekommen ist.
Taja ihr Kind ist geboren.
Was Chris sofort auffiel, war, dass es unmöglich seins sein kann. Es hat zuviel Ähnlichkeit mit Taddl. Die Augen, die Lippen, die Nase. Chris wusste es sofort. Es ist von Taddl.
Nun ist er hier. Er hasst ihn.
Chris packt seine ganze Wut in seinen Handdruck um seinen Hals. Taddl zwinkert bereits mit den Augen, welche immer kleiner werden.
„Chris, was tust du da?!" ruft plötzlich eine Person von der Tür. Darauf wird dieser mit einem Ruck von Taddl weggezogen. Zwei starke Männer halten Chris hinter dem Rücken am Arm fest.
Schwer atmet Taddl ein und fällt zur Seite mit dem Kopf zum Boden. Kurz schließt er die Augen und versucht zu Atem zukommen. Langsam öffnet er sie wieder. Dann sieht er etwas. Seine Augen weiten sich.
Die Männer versuchen Chris mit Mühe festzuhalten. Noch einmal atmet Taddl tief ein und aus. Dann springt er schnell auf und sprintet zur noch offenen Tür. Die Männer, welche die Tür immer bewachten, sind ja gerade schwer beschäftigt. Er rennt raus und schließt sie sofort hinter sich. Das Schloß dreht er um und ein Hämmern von innen gegen die Tür ist zuhören.
Er atmet noch mal laut aus. Ein leichtes Lächeln springt auf sein Gesicht.
Er dreht sich nun um und sieht sich etwas im Raum um in dem er sich nun befindet. Er geht zu einem Kleiderschrank und zieht dort sofort festere Klamotten raus. Er zieht sich seine weiße Kleidung aus und streift sich schnell die andere über.
Nun sieht er aus, wie einer der Wachen. Dunkel gekleidet. Seine Haare bindet er zu einem Zopf zusammen. Dann holt er noch aus einem anderen Schrank im Raum ein Maschinengewehr heraus. Auf einem Tisch entdeckt er einen Autoschlüssel, welchen er mitnimmt.
Lautes rufen und klopfen gegen die Tür hinter welcher er Chris und die Männer nun eingesperrt hat. Das ignoriert er.
Nun steht Taddl vor der Tür nach draußen. Langsam legt er die Hand auf die Türklinke. So lange war er nicht mehr da draußen. Er schließt nochmal seine Augen und überdenkt alles. Mit einem Ruck öffnet er nun die Tür und springt raus.
Eine kalte Prise weht ihm entgegen. Es ist Nacht. Kurz schaut er in den Sternenhimmel und lächelt den Mond an.
„Ich werde dich suchen und ich werde dich finden. Wenn nicht hier, dann da oben." flüstert Taddl leise dabei vor sich hin. Er senkt seinen Blick wieder und schaut sich um. Keiner zur Zeit hier. Es ist Still. Nur der Gesang von den Krillen ist zuhören.
Taddl rennt nun los. Er rennt und rennt durch die vom Mond erhellte Nacht. Dabei fühlt er sich nach Ewigkeit mal wieder freier.
Sein Ziel: das Tor der Mauer.
Er hat bereits einen Plan, wie er es öffnet. Etwas komisch ist ihm beim rennen nun doch, doch er hatte sich für diesen Moment so lange fit gemacht. In seiner Zelle Sport gemacht. Liegestütze, Beindehnungen und so weiter, um seinen Körper fit zuhalten.
„Hey, stop!" hört Taddl plötzlich hinter sich. Er schaut im rennen nach hinten über seine Schulter. Dort sieht er wie eine Person ihm hinterher rennt. Sie hat ihn erkannt und will ihn festhalten.
Taddl stoppt ab. Er dreht sich zu seinem Hintermann. Als dieser bei ihm angekommen ist, drückt ihm Taddl einen Elektroschocker in die Hüfte, welchen er auch mitgehen ließ. Der Mann fällt zitternd und geschockt zum Boden. Taddl kümmert sich nicht weiter um ihn und rennt weiter.
Endlich kommt er an der Mauer an. Neben dieser stehen Autos geparkt. Er stoppt und drückt auf den Knopf vom Autoschlüssel und sieht eins der Autos sich öffnen. Er rennt darauf zu und setzt sich hinein. Dann startet er das Auto und fährt damit vor das Tor der Mauer.
Davor hält er es kurz. Er steigt aus, rennt zu einer Treppe, welche auf die Mauer hinaufführt und geht diese hinauf. Oben angekommen schleicht er sich an den Mann ran, welcher vor der Steuerung für das Tor steht. Dann nimmt er sein Maschinengewehr und stupst diesen am Rücken damit an. Erschrocken dreht der sich zu Taddl um.
„Öffne das Tor!" sagt Taddl drohend mit der Waffe auf ihn gerichtet.
Er würde den Mann niemals töten wollen, doch er versucht ihn damit zu erpressen. Der Mann nickt eifrig und legt einen Regler von der Steuerung um.
Das Tor öffnet.
Taddl grinst. Sobald das Tor einmal offen ist, dauert es um die 40-60 Sekunden, dass es sich wieder ganz geschlossen hat. Taddl rennt nun die Treppen wieder runter.
Wie er es sich gedacht hat, schließt der Mann das Tor wieder. Alarmanlagen gehen los und der Platz wird hell erleuchtet. Taddl steigt schnell in das Auto ein und tritt auf das Gas. Er fährt mit Vollgas durch das Tor hinaus. Mit einem Knall schließt es sich wieder hinter ihm. Nun ist er draußen.
Taddls Vorhaben:
Luna ist das letzte, was ihn an seinem Leben hält. Er kann nicht glauben, dass sie tot ist. Er glaubt es erst, wenn er es mit eigenen Augen gesehen hat. Erst dann will er sein Leben zum Ende bringen. Erst wenn er weiß, dass Luna und seine Kinder im Jenseits auf ihn warten werden. Erst wenn er alles versucht hat und alles nach ihr abgesucht hat.
Das ist sein letztes Lebensziel. Sie finden.
Und anfangen sie zusuchen, tut er bei den Dead-Finders.

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