Teil 21

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( An einem anderen Ort )

POV Marley
Ich höre wie die Stahltür mit einem lauten quietschen geöffnet wird. Langsam öffne ich die Augen und blick vorsichtig auf.
„Nicht schon wieder. Ich halte das nicht mehr aus." krächze ich leise zur Person, welche den Raum betritt. Ich lasse meinen Kopf wieder schlapp nach vorne fallen.
Sie haben mich die letzten Tage gefoltert, gequält, um an irgendwelche Informationen zu kommen. Sie haben mich ausgefragt nach irrelevanten Fakten über unser Volk, welche ich nicht beantworten konnte. Darauf haben sie mich immer geschlagen oder vor mein angeschossenes Bein getreten. Sie hatten es einigermaßen verarztet damit ich nicht verblute, doch mehr gemacht haben sie nicht. Die schrecklichen Schmerzen bestehen noch. Nichtmal die Kugel haben sie rausgeholt.
Jetzt sitze ich in diesem Raum auf einem Stuhl, mit den Händen hinter dem Stuhl gefesselt und warte auf meinen langsamen qualvollen Tot, welcher mich erlöst.
Die Person, welche den Raum betrat, kommt langsam auf mich zu. Ich weiß nicht, wer es ist. Plötzlich hockt sich diese vor mich und versucht in mein Gesicht zu blicken.
„Marley?" flüstert die Person und erst jetzt erkenne ich, wer es ist.
„Ardian?..." sage ich und schaue auf.
Ardian schaut mich bloß an. Er sagt nichts.
Sein Blick wandert an mir runter und er packt plötzlich mit seinem linken Roboterarm mein angeschossenes Bein.
Ich schreie laut vor Schmerzen auf. Er schaut mich darauf entsetzt an und lässt mein Bein wieder los. Er rutscht etwas von mir weg.
„Es... tut mir leid. Ich habe die Kraft meines Armes noch nicht im Griff." sagt er erschrocken. Also war es keine Absicht vom ihm.
Als ich mich wieder beruhige, schaue ich ihn fragend an. „Ardian. Warum tust du sowas?" Frage ich mit brüchiger Stimme. „Es war keine Absicht. Ich wollte dir nicht wehtun." sagt er schnell. „Nein, das meine ich nicht... warum... hast du dein Volk verlassen?" sage ich.
Ardians mitleidiger Blick wird zu einem wütenden ernsten. Er stellt sich gerade auf und schaut zur Seite runter.
„Das... verstehst du nicht." sagt er leise. „Dann erkläre es mir, das ich es verstehe. Ich kenne dich dein ganzes Leben lang. Ich weiß wie du bist, doch jetzt... Ich möchte wissen, warum?" sage ich ihm. Ardian schaut verzweifelt hin und her im Raum und beißt sich auf den Lippen umher. „Marley. Du hast mir schon so oft geholfen. Ungefähr 3 mal das Leben Gerettet. Warst für mich da, wenn es mir schlecht ging und hast mich bei dich aufgenommen. Also bin ich dir eine Antwort schuldig. Mehr als das." sagt Ardian ernst und schaut mich darauf genau an. Er atmet einmal ein und laut wieder aus. Dann fängt er an zu erzählen.
„Ich bin... So. Ich bin wie sie. Ich bin brutal. Ich will morden und sehe das als Lösung von Problemen. Ich bin... ein schlechter Mensch. Ich werde schnell aggressiv. Ich gehöre einfach nicht in euer Volk. Dort bin ich nur eine Gefahr... Das hat Vater... selbst gesagt. Und Mutter... denkt das selbe über mich."
als er zu Ende gesprochen hat, bricht er den Blickkontakt mit mir ab und schaut beschämt zum Boden. Seine Haare fallen ihm ins Gesicht und ich kann ihn nicht mehr in die Augen sehen. Jedoch sehe ich wie an seinem Kinn eine Träne entlangläuft.
„Hast du dich deshalb ihnen angeschlossen? Weil dir das dein Vater gesagt hat? Weil er ausgerastet war und dich als einer von ihnen beschimpft hat?-" Ardian blickt langsam zu mir auf. Sein Blick ist wütend doch ich rede immer weiter. „Du bist so nicht. Du bist das alles nicht. Dein Vater hat scheiße gesagt, die ihm im Kopf umherflog. Das hast du dir alles darauf eingeredet, dass es so ist, wie er sagte. Du hattest nur so gedacht gehabt wie er selbst jetzt denkt. Aus Trauer. Dein Vater-" „ES REICHT." schreit Ardian. Marley verstummt. „Ich- ich kann das nicht mehr hören." sagt Ardian dann entschuldigend und läuft im Raum eine Runde umher. „Dein Vater schadet sich selbst wegen dir. Er verzweifelt." sage ich.
„Mein Vater, ist mir egal." sagt Ardian leiße. „Ist dir auch egal... das dein Geschwisterlein bei der Geburt starb?" Frage ich ihn ernst. Ardian reißt geschockt die Augen auf und kommt dann schnell wieder zurück zu mir. „Wa- Wie- Was ist passiert?" stottert er traurig. „Es war eine Fehlgeburt. Ich weiß nicht, warum es starb." sage ich ihm. Ardian schaut noch kurz geschockt, wird dann aber wieder ernst und sagt „Mein Beileid.".
Er dreht sich wieder um und geht weiter im Raum umher.
„Weshalb bist du überhaupt gekommen?" Frage ich ihn. Er bleibt darauf stehen und richtet seinen Blick zu mir. Langsam kommt er auf mich zu und hockt sich wieder zu mir runter.
„Du bist ihnen nicht mehr nützlich. Sie haben keine Verwendung mehr für dich. Sie wollen dich bald töten.
Marley... ich bin dir viel schuldig. Du hast bereits oft mein Leben gerettet, also werde ich versuchen dein Leben zu retten." erklärt mir Ardian. Er schaut mich mitleidig an. „Wie willst du das anstellen? Außerdem kann ich nicht richtig laufen." sage ich ihm. Er schaut sich mein Bein kurz an.
„Ich werde es versuchen. Nichts ist unmöglich." sagt er und steht auf. Ohne weiteres geht er wieder aus dem Raum.

( Eine Zeit später )

Das quietschen vom öffnen der Stahltür weckt mich aus meinem halb Koma Schlaf. Sofort stürzen die Schmerzen wieder auf mich ein, die ich im Schlaf nicht spürte. Ich habe noch nicht die Augen geöffnet und spüre bereits ein Rütteln an dem Seil, welches meine Hände hinterm Stuhl verknotet. Es löst sich kurz darauf von meinen Händen und es ist ein komisches Gefühl die Seile nicht mehr zu spüren. Mit einem etwas gequälten Geräusch bewege ich meine Arme nach vorn. Ich schaue vor mich auf. Dort steht Ardian und schaut auffordern auf mich hinab. Er stützt einen Arm unter meinen und hilft mir beim aufstehen. Ein schrecklicher Schmerz zieht sich durch meine Muskeln und ich kneife kurz fest meine Augen zusammen.
Das stehen ist bereits unglaublich schwer. Ardian treibt mich zum gehen an und wir machen den ersten Schritt. Einfach jede kleinste Bewegung ist schmerzhaft. Ardian stützt mich so gut er kann und wir laufen langsam zum Augang.

POV Ardian
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, alles vorbereitet und abgewartet, um Markey dort aus dieser Hölle zu holen. Er ist mein bester Freund und ich bin ihm so viel schuldig. Also werde ich ihn nicht einfach sterben lassen.
Es geht leider nur sehr langsam voran. Ich spüre wie jeder Schritt Marley sehr schwer fällt. Wir sind bereits aus dem Gebäude in welchem Marley war. Ich schaue mich ständig um. Es sollte jetzt keiner hier sein. Viele Wachen haben Aussenposten oder sind woanders. Andere Leute sollten hier auch nicht sein.
Der Weg zur Mauer wird immer weniger. Keiner läuft uns über den Weg.
Doch plötzlich...
„Ardian. Was tust du da?" sagt eine hochnäsige Stimme hinter mir. Darauf kommen von überall aus Verstecken Wachen. Marley und ich werden umzingelt. Ich dränge mich mit Marley zurück, doch es gibt keinen Ausweg. Marley wird aus meinen Armen gezogen und wir werden beide hinter den Rücken mit den Armen festgehalten.
Die Wachen machen etwas Platz und Daron kommt zu uns in die Mitte. Er schaut uns beide mit einem Grinsen an. Ich versuche mich von meinem Hintermann loszureißen, doch es geht nicht. Daron stellt sich vor mich und sagt „Kleiner Ardymardy. Warum versuchst du einen der Anti-Evils zur Flucht zu verhelfen?" Ich schaue ihn mit einem wütenden Blick an. „Du hast Verrat an unserem Volk begannen. Das ist etwas sehr schlimmes Ardylein. Das wird normalerweise mit der Todesstrafe bestraft..., aber weil du ja noch neu bei uns bist, und das noch nicht so genau gewusst hast, bleibt dir das erspart. Jedoch bekommst du eine andere Strafe." sagt Daron belustigt. Darauf sehe ich wie Marley vor mir auf die Knie geschmissen wird. Ich werde darauf auch runter gedrückt. Marley und ich schauen uns gegenseitig verzweifelt an. Um uns herum stehen viele Wachen. „Deine Eltern lieben dich. Vergiss das nicht... Wir sehen uns." flüstert mir Marley zu und wie als hätte er es voraus geahnt, was jetzt kommt, sagt Daron
„Sieh zu wie dein Freund stirbt." Ich reiße geschockt die Augen auf und bevor ich überhaupt irgendwas realisiere, zieht einer der Wachen neben Marley eine Pistole und richtet sie auf seinen Kopf. Bevor ich die Augen schließen kann, drückt der Wache ab.
Ein Knall...
Ich sehe wie durch Marleys Kopf eine Kugel geht und mir von ihm einige Blutstropfen ins Gesicht spritzen.
Darauf fällt Marley tot neben mir zu Boden.
Ich schaue geschockt mit weiten Augen weiter geradeaus. Ich bin traumatiesiert... Ein Trauma mein Leben lang. Ich befinde mich in einer Schockstarre.
Ist das gerade wirklich passiert? Meine Atmung hyperventiliert.
Adrenalin steigt in meinem Körper auf und eine riesige Wut kommt in mir hoch. Ich fange laut an zu schreien werde aber schon bald von einem Würgereiz unterbrochen und beuge mich nach unten. Ich würde mich jetzt wohl übergeben, hätte ich etwas gegessen. Ich huste ein paar mal reiße mich aber schnell wieder zusammen, springe auf und prügle mich durch die Wachen. Sie versuchen mich festzuhalten, doch ich bin gerade durch meinen Adrenalin und der unglaublichen Wut zu stark für sie. Ich sehe langsam Daron zwischen den Wachen auftauchen und versuche zu ihm zu gelangen.
Ich will ihn töten. Erwürgen. Erschlagen. Ich will ihn leiden sehen. Das was er Marley angetan hat, soll er doppelt und dreifach spüren.
Als ich kurz davor bin bei ihm anzukommen, wird mir etwas in die Schulter gerammt. Ich werde plötzlich ganz müde, schwächer und meine Augen werden schwerer. Langsam sinke ich zu Boden und meine Augen fallen zu. Alles wird schwarz.

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