Teil 38

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( Einige Wochen später )

Luna sitzt zusammengekauert in der Ecke, mit ihrem Gesicht in ihren Knien vergraben. Wie jeden Tag.
Taddl wiedermal mit Depressionen geplagt, doch er unterdrückt sie gekonnt. Er läuft durch das Zimmer und denkt nach. Wie jeden Tag.
Er hatte schon genug in der Zelle in Selbstmitleid gesessen und nichts gemacht, sich zusammengekauert und geweint, doch jetzt will er die Zeit sinnvoll nuten. Er versucht einen Plan auszutüfteln, denkt an die Zeit nach, überlegt seine Fehler, welche er gemacht hat.
Der Arzt, wessen Name übrigens Samuel ist, sitzt auf seinem Bett und denkt ebenfalls nach. Wie jeden Tag.
Plötzlich geht die Tür bei jedem auf und Wachen kommen in ihre Zellen.
„Mitkommen!" sagen diese, packen sie und zerren sie mit raus. Auf dem Flur treffen nun nach Wochen Luna, Taddl und Samuel wieder aufeinander. Sie werden nach draußen geführt. Taddl versucht Blickkontakt mit Luna aufzunehmen, doch diese schaut erst garnicht in seine Richtung. Der Boden ist für sie interessanter.
„Luna!" ruft Taddl. Darauf bekommt er aber einen Schlag von den Wachen auf den Hinterkopf. „Weitergehen!" brüllt einer ihm ins Ohr. Taddl läuft geduckt und eingeschüchtert weiter. Dann kommen sie draußen auf dem Platz an. Dort wartet Taja. Wie immer grinst sie diabolisch. Taddl, Samuel und Luna werden in einer Reihe aufgestellt. Die Wachen halten sie hinter dem Rücken fest. Taddl sein Blick ist wieder finster gegenüber zu Taja.
„So, da seid ihr wieder." fängt Taja an zu erzählen und grinst böse. Luna fällt ihr bevor sie weiter sprechen kann ins Wort und schreit „Wo ist mein Kind?!" Taja zuckt etwas zusammen. „In Sicherheit. Ihr geht es gut, keine Sorge. Und Luna, ich versichere dir, dass ich dafür Sorge, dass es ihr immer gut gehen wird." antwortet ihr Taja. Taddl blickt traurig zu Luna rüber und im gleichen Augenblick tut Luna das selbe und schaut auch zu ihm hinüber. Nach Wochen treffen sich nun wieder ihre Blicke. Entsetzt über den Anderen, wie dieser kaputt und müde aussieht, starren sie sich an.
„Hey, hier her klotzten!" fordert Taja die beiden auf und schnippt nervös. Sie werden von den Wachen darauf angestoßen und schauen wieder nach vorn.
„Ich habe eine gute Nachricht für euch... Naja, vielleicht mehr oder weniger.
Der Krieg geht immer noch weiter wie ihr wisst. Die Leute werden immer knapper und wenn ich jetzt schon so weit gekommen bin, möchte ich diesen Krieg nicht verlieren und damit alles was ich geschafft habe aufzubauen wieder verlieren. Ich brauche mehr Soldaten.
Ich dachte also, da ihr sowieso bald hingerichtet werden solltet, verschwende ich euch nicht einfach. Ihr würdet so oder so sterben, aber wenn ich euch als Soldaten einsetze, währe doch noch eine gewisse Überlebenschance für euch.
Also... ab heute seid ihr Soldaten. Freut ihr euch?"
Taddl schaut zur Seite. Ist es nicht das was er immer wollte? Kämpfen an der Seite von Luna und wenn es so weit kommt mit ihr sterben?
Luna scheint den selben Gedanken zuhaben. Sie ist ebenfalls nachdenklich.
„Ok, ab morgen seid ihr an den Außenposten. Dann bis morgen." sagt Taja und geht. Die drei werden wieder zurück in ihre Zellen geführt.

( Nächster Morgen )

„Es tut mir leid." flüstert Taddl. Darauf bekommt er nur einen Schlag mit der flachen Hand von Luna ins Gesicht. „Nein. Mir tut es leid." sagt sie bloß kalt, dreht sich wütend um und geht. Taddl steigen die Tränen in die Augen. „Aber ich liebe dich... Luna..." sagt er ganz leise, sodass es kaum einer hört. Die erste glänzende Träne verlesest sein Auge. Sie läuft langsam seine Wange hinab, löst sich schließlich und fällt auf das Maschinengewehr, welches er in den Händen hält. Dort zerplatzt der salzige Wassertropfen, genau so wie Taddls Hoffnung. Die Hoffnung, dass alles einmal wieder wie früher sein wird. Er fröhlich sein kann und Luna an seiner Seite hat.
„Hey Junge. Komm schon. Wir müssen jetzt..." sagt Samuel vorsichtig zu Taddl. Samuel ist gerade hinter ihm aufgetaucht und legt eine Hand auf Taddls Schulter. Taddl schluchzt einmal, was er eigentlich unterdrücken wollte. Ohne Samuel eines Blickes zu würdigen geht er schweigend los.
Sie und ein paar weitere Leute steigen in die Wagen ein. Die Fahrt dauert nicht lange für Taddl. Sie steigen aus. Kurz mustern Luna, Taddl und Samuel die Umgebung in welcher sie nun sind. Sie sind nicht weit vom Volk Dead-Finder stationiert. Sie befinden sich noch in der Stadt hinter den Häusern versteckt, doch aus der Ferne kann man die Mauer schon klar sehen.
Kurz steht Taddl angewurzelt da und starrt auf diese. Ein Schauer geht ihm über den Rücken. Die Sonne ist noch nicht ganz am Himmel. Einige Wolken sind noch rötlich und gehen nun ins gelb-orang über. Taddls Gesicht ist von den Sonnenstrahlen orang gefärbt.
„Hey, du. Du bist nicht zum rumstehen und Sonne angaffen da. Du hast eine Aufgabe. Los!" fährt einer der anderen Soldaten ihn von der Seite an. Kurz ist es still und Taddl schaut weiterhin geradeaus. Er interessiert sich wenig für die Ansage und seine 'Aufgabe', welche er hat.
Dann aber sagt er ruhig „Was ist, wenn ich das nicht mache?"
Er hört nun darauf ein klacken neben sich und sieht im Blickwinkel, wie der Soldat neben ihm etwas vor seinen Kopf hält. Taddl dreht sich langsam um und hat nun eine Pistole direkt zwischen seinen Augen gerichtet. Der Soldat, welcher die Pistole hält, sagt nun „Dann kannst du dich gleich verabschieden.". Taddl schwenkt seinen Blick von der Pistole und schaut hinter den Mann. Dort sind nun alle anderen auf die Beiden auch aufmerksam geworden und schauen sie an. Er überblickt kurz alle Gesichter und bleibt dann bei Luna stehen.
Diese schaut Taddl entsetzt an. Sie hat große Angst um ihn. Ihr Blick verrät alles. Taddl bleibt immer noch ganz ruhig, sein Blick ist kalt und er sagt nichts. „REDE MIT MIR DU PISSER!" schnauzt ihn nun sein Vordermann an und drückt die Knarre nun gegen seine Stirn. Taddls Blick bleibt weiter uninteressiert und starrt bloß auf Luna. Diese schaut ihn noch kurz an und setzt sich plötzlich in Bewegung. Sie drängt sich durch die Leute und versucht zu ihn zugelangen.
Doch da kommt ihr einer zuvor, denn der Soldat, welcher Taddl die Knarre vor die Stirn hält, wird plötzlich der Arm weggezogen und ein Stück nach hinten geschleift.
„Sag mal, spinnst du? Willst du die Dead-Finders auf uns aufmerksam machen?" knurrt ein anderer Soldat diesen nun an. „Schau dir doch diese Missgeburt an. Der hat's verdient zu verrecken. Das ist ein erbärmliches Stück Dreck. Warum mussten wir so einen Pisser mitnehmen? Die Hinrichtung währe einfacher gewesen." versucht sich dieser zu verteidigen. Die Beschimpfungen gegen ihn waren nicht zu überhören. Taddl macht sich aber nichts draus. Er findet, dass er sogar recht hat. Er senkt den Kopf und läuft nun doch zu seinen Posten. Plötzlich aber wird er stark nach hinten gezogen. Taddl denkt, dass es wieder der Typ von eben ist und eine Prügelei anfangen will. Er dreht sich also ruckartig um und will sich gerade in Stellung machen und ausholen, doch da wird er stürmisch umarmt.
Erst checkt Taddl garnicht's, sieht dann an sich hinunter und sieht dort Luna an seiner Brust gedrückt. Nun legt er auch seine Arme um sie. Zuerst unsicher doch dann liebevoll.
„Ich hatte so eine Angst um dich. Was machst du nur Taddl? Ich könnte nicht ohne dich." nuschelt Luna in den Stoff von Taddls schwarzer Jacke. Er sagt nichts und streicht bloß Lunas Kopf sachte. Dann löst sich Luna plötzlich wieder ruckartig aus Taddls Armen und stellt sich gerade und mit einer ernsten Mine vor ihn. Dennoch sind ihre Augen rötlich und ein paar Tränen laufen ihr über die Wange. Sie nimmt ihren Ärmel und streift sich mit diesem einmal die Tränen aus dem Gesicht. „Wir müssen zu unserem Posten." sagt Luna ernst, dreht sich um und geht.
Kurz bleibt Taddl alleine stehen und schaut ihr hinterher bis ihn jemand aus seinen Gedanken holt und zischt „Verpiss dich endlich zu deinen scheiß Posten, Tjarks!"
Taddl dreht sich schweigend um und folgt einfach der Anweisung.
An seinem Posten angekommen setzt er sich und starrt nun wie angeordnet die Mauer der Dead-Finders an. Dort kann man sehen wie stationierte Wachen davor stehen, einige mit den Wagen hinausfahren oder einige, wie sie die Umgebung beobachten. Deshalb müssen sie immer geduckt, möglichst leise und unauffällig sein. Ihre Aufgabe ist es hier die Dead-Finders zu beobachten, zu schauen, ob sie einen Angriff machen wollen und möglichst schnell bei diesem Fall ihr Volk kontaktieren. Wenn aber Anweisungen kommen von ihrem Volk, dass sie angreifen sollen, dann sind sie die ersten vor Ort und belagern. Sie müssen Tag und Nacht am Stützpunkt sein. Sie werden alle 4 Stunden von einen anderen abgelöst. Den Stützpunkt darf niemand verlassen, weil es sonst auffallen würde, wenn ständig Autos umher fahren.
Taddl sieht es so, dass sie bis zu ihrem Tot hier bleiben müssen. Bis sie von den Gegnern bei einem Angriff getötet werden. Und nun sieht er wie schnell sich alles wieder zum selben entwickelt, wie vor der Seuche.

Erst wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt wissen,
was frieden heißt.
-Jimi Hendrix

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