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( 13 Jahre später )

POV Mell
„Du bist ein Nichtsnutz. Eine Missgeburt. Ein unnützes Stück." schrie mich meine 'Mutter' an. Täglich tut sie das und schlägt auf mich ein. Täglich sagt sie wie nutzlos ich bin. Wie dumm. Wie hässlich.
Jedes Wort und jeder Schlag traf mich, doch es ist mir egal. Ich hasse sie.
Sie ist nicht meine Mutter, das weiß ich.
Das hatte sie mir selbst gesagt. Sie hat es mir täglich eingetrichtert, dass ich nicht ihre leibliche Tochter bin. Sandra ist ihre einzige leibliche Tochter. Sie ist genauso wie Taja.
Sie mobbt mich, verurteilt mich, verprügelt mich, lacht mich aus. Sie ist allerdings die Einzige mit der ich etwas verwand bin. Meine Halbschwester. Sie und ich haben den gleichen Vater. Das ist das einzige, was uns bindet.
Ich kenne meinen Vater. Sein Name ist Thaddeus Tjarks und meine echte Mutter heißt Luna Darko. Doch ich kenne sie nicht persönlich. Wie sie sind. Wie sie waren.
Taja hat mir oft gesagt, dass sie tot sind. Sie währen im Krieg gestorben. Auf dem Schlachtfeld, auf welches Taja sie damals schickte. Taja lachte mich immer wieder aus, weil sie meinte, dass meine Eltern als Verlierer gestorben sind. Sie währen Verlierer des Lebens gewesen. Und mein Bruder. Ardian.
Ich hätte ihn so gerne kennengelernt. Doch Taja hatte mir über ihn auch vieles erzählt. Er währe auf die Seite des Feindes gewechselt, weil er angeblich seine Eltern nichtmehr ertragen konnte. Er soll ebenfalls im Krieg auf dem Schlachtfeld gestorben sein.
Der Krieg, welcher nun vorbei ist, soll selbst an Erschöpfung gestorben sein.
Der Grund?
Auf beiden Seiten gab es zu wenig Soldaten, Krieger die kämpfen. Vieles in den Völkern wurde zerstört. Wenig Nahrung. Der Krieg wurde beendet. Allerdings sind die Dead-Finders und unser Volk noch immer verfeindet.
Und wieder ein Schlag in meinem Gesicht reißt mich aus den Gedanken. Meine Mutter... ich meine Taja, hat mich wieder geschlagen. Sie hasst mich einfach so abgrundtief, weil ich nicht ihr Kind bin, sondern das ihrer damaligen Feinde. Ich fragte mich oft warum sie mich dann behalten hat, weiter aufgezogen hat, obwohl sie mich hasst. Das wurde mir dann aber irgendwann klar. Sie benutzt mich um ihre Wut an mir herauszulassen.
Wieder ein Schlag. Mein ganzes Gesicht muss bereits komplett rot sein. Sandra steht wieder im Türrahmen und sieht sich alles belustigt mit an.
„Du bist genauso dumm wie es dein Vater immer war. Wie du war er ein Nichtsnutz." lacht mich Taja aus.
„Ich glaube dir nicht." Schreie ich sie darauf an.
Ich habe alles was sie mir über meine Familie gesagt hat nie geglaubt. Ich wollte es nicht. Ich will es nicht. Sie sagt mir so vieles und ich kann ihr einfach nicht glauben, was sie sagt.
„Was ist mit Sandra? Sie ist auch seine Tochter." sage ich ihr. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie Sandra aus dem Türrahmen tritt und in schnellen Schritten auf mich zukommt. Taja nimmt mich nun fest am Kragen und schaut mich zornig an. Darauf spüre ich dazu wie nun Sandra fest an meinen Haaren zieht. Ich verziehe von dem Schmerz mein Gesicht, doch keine einzige Träne vergieße ich für sie. Ich weine nicht mehr für sie damit sie das bekommen, was sie wollen. Mich schwach sehen.
„Was willst du jetzt damit sagen?" fragt mich Taja zähneknirschend. „Wenn du sagst, dass mein Vater ein Nichtsnutz und so weiter war und ich daher nun genauso bin, dann müsste es Sandra doch auch sein, richtig?" sage ich unbeeindruckt von ihrer zornigen Art. Das reicht ihr allerdings. Sie verzieht ihre Augen zu winzigen Schlitzen, ballt ihre Faust zusammen und hebt sie.
Gerade aber als sie ausholt und zum Schlag ansetzt wird ihre Faust von einer fremden Hand festgehalten. Sandra lässt auch auf einmal meine Haare los. Was ist jetzt?
„Äääh, ja. Allerdings hat Sandra diese Eigenschaft allein von ihrer Mutter geerbt. Nicht du. Du hast sie zum Glück nicht als deine Mutter, Mell." lacht plötzlich eine Stimme, welcher auch die fremde Hand gehört und beantwortet damit meine Frage. Taja starrt die Person geschockt an.
Ich blicke überrascht neben mich zu der unbekannten Gestalt. Dort steht ein eigentlich ganz hübscher Mann mit einer Kapuze auf dem Kopf. Trotz das ich ihn garnicht kenne, hat er etwas für mich vertrautes an sich. Ich fühle mich sofort bei ihm geborgen.
Nun lässt mich Taja endlich los, da der Unbekannte sie nach hinten drückt. Taja versucht sich zu wehren und zappelt wild um sich. Der Fremde fängt auf ihre Reaktion an zu lachen. „So So. Auf die unschöne Art wollen wir es also." lacht er.
Als sie nun endlich an die Betonwand des Raumes ankommen, schubst der Unbekannte sie mit einem Ruck dagegen, Taja stößt sich den Kopf an dieser und verliert sofort das Bewusstsein. Nun kommt der Fremde wieder auf mich zu.
Plötzlich aber werde ich nach hinten gezogen und spüre etwas kaltes an meinem Hals. Als ich etwas nach unten linse, erkenne ich, dass es ein Messer ist. Der Unbekannte stoppt. Doch dann fängt er wieder an zu lachen.
„Du willst doch nicht wirklich deine eigene Schwester töten." sagt dieser dann. Ich spüre Sandras Nervosität an dem Zittern des Messer an meinem Hals. „L-lass m-mich in Ruhe! O-oder ich tu es. Sie ist nur meine dumme Halbschwester. Ich hätte nichts dagegen." Stottert Sandra nervös.
Der Unbekannte grinst und sagt
„Oh ja. Allerdings ist sie auch meine Schwester." kommt darauf in schnellen Schritten auf mich zu, reißt Sandra das Messer aus der Hand und packt sie an den Haaren. Sandra quiekt kurz auf und der Unbekannte senkt ihren Kopf zum Boden.
„Ich kann echt nicht glauben, dass wir verwand sind." sagt dieser wieder zu Sandra gewannt. Er schleudert sie an den Haaren in eine Ecke, wo sie sich schnell wieder aufrappelt und aufsteht.
„LOS! VERPISS DICH SCHNELL VON HIER!" schreit er sie darauf an. Sofort verlässt sie ängstlich den Raum im rennen und verschwindet.
Nun wendet sich der Fremde wieder an mich. Plötzlich kommt er auf mich zu, legt eine Hand an meine Wange und küsst liebevoll meine Stirn. Ich bin ganz geschockt und überrascht von dieser Geste. Sowas habe ich noch nie gespürt. So eine Liebe, Geborgenheit. Es ist ein warmes Gefühl.
Der Unbekannte schaut mich lieb mit einem sanften Lächeln an. Dann dreht er sich um, nimmt meinen Arm und sagt „Wir müssen jetzt hier weg. Halbschwesterherz ruft bestimmt schon die Wachhunde." Er zieht an meinem Arm und will mich mitschleifen, doch ich rühre mich nicht. Er dreht sich verwirrt zu mir um. „Ich kenne dich garnicht. Wer bist du überhaupt? Nichtmal deinen Namen hast du mir gesagt." sage ich ihm.
Er kommt mir wieder näher und sagt dann „Liebe Mell, mein Name ist Ardian Tjarks und ich bin dein Bruder.".
Ich bin komplett überwältig und erschrocken von dem, was er mir sagte und starre ihn bloß mit offenem Mund an. Gerade will ich etwas sagen, doch da hören wir Leute, die auf uns zukommen.
„Wir reden später weiter. Komm jetzt." sagt Ardian und zieht mich nun mit sich mit.
Er rennt mit mir den langen Gang unseres Hauses entlang.
„Wohin bringst du mich?" Frage ich ihn. „Weg von hier. Du hast lange genug in dieser Hölle leben müssen. Vertrau mir, ich beschütze dich." antwortet er mir während wir rennen. Dann öffnet er die Tür vom Haus und wir rennen raus. Immer weiter und immer schneller rennt er, bis ich nicht mehr kann. Ich stolpere ihm nur noch hinterher. So viel Ausdauer wie er hab ich nicht. Das bemerkt Ardian, bleibt stehen, nimmt mich auf die Arme und rennt weiter. Das ist ein echt komisches Gefühl von jemanden so lieb behandelt zu werden.
Er schleppt mich zu einem Auto wo er mich hineinsetzt. Dann steigt auch er neben mir ein und fährt mit dem Auto los. Das riesige Tor, was immer den Weg versperrte, ist komischerweise einen Spalt offen und wir können hindurchfahren. Es klinkt doof, aber ich bin wirklich noch nie in einem Auto gefahren. Wann denn auch. Wer wäre denn mit mir mal irgendwohin gefahren? Niemand.
Wieder so ein unbekanntes neues Gefühl, aber auch ein alt so bekanntes. Übelkeit.
Von diesem ganzen hin und her, der Aufregung, den neuen Erfahrungen... Das ist echt zuviel.
Plötzlich wird mir eine Flasche Wasser vor die Nase gehalten. Ich schaue hinüber zu Ardian, welcher sie mir hinhält.
„Hier, trink einen Schluck. Du siehst ganz schön blass aus." sagt er nett. Ich nehme sie dankend und trinke daraus.
Eine Minute später werde ich plötzlich ganz müde. Unnormal schnell müde. Ich schaue Ardian komisch an, dieser schaut auf die Straße doch grinst manchmal zu mir rüber. Langsam fällt mein Kopf zur Seite und ich schließe müde die Augen.
„Keine Sorge, Mell. Wenn wir da sind, wachst du wieder auf." höre ich ihn noch sagen, bevor ich in einen tiefen Schlaf falle.

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