Kapitel 8: Quidditch und ein Tee beim Wildhüter

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Kapitel 8: Quidditch und ein Tee beim Wildhüter

Die nächsten Tage ignorierten wir uns komplett. Besonders James war deswegen unheimlich genervt, da Sirius und ich uns weigerten im selben Raum zu sein, wenn wir nicht gerade Unterricht hatten.

Ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht oft von Mädchen Paroli geboten bekam, worauf ich echt Stolz war. Ich war nunmal keines seiner willenlosen Anhängsel. Genau mit denen gab er sich in letzter Zeit oft ab, was sämtliche Mädchen in helle Aufruhr versetzte.

Seit ich behauptet hatte seine Freundin zu sein, hatte sich das herumgesprochen. Jetzt da wir uns so offensichtlich die kalte Schulter zeigten, kam das Gerücht auf, wir hätten uns getrennt (Nicht dass wir uns davor sonderlich freundlich behandelt hatten).

Black genoss dies ganz offenbar und hatte stündlich ein anderes Mädchen auf dem Schoß. Wo immer er hin ging wurde er von einer Traube wandelnder Schminkkästchen eskortiert.

Besonders jetzt, wo die Quidditchsaison begann, wurde er betütelt wie ein Star. Die Testspiele standen an und ich hatte mich als Treiberin beworben. Nicht, dass ich ernsthaft in die Mannschaft wollte (Ich konnte besser Tränke brauen, als auf einem Besen fliegen) aber mir gefiel die Vorstellung, dem Vollpfosten einen Klatschter gegen die Stirn zu hauen.

Nach dem Frühstück pilgerten die Gryffindors allesamt in Richtung Quidditchfeld um bei der Auswahl zuzusehen. Ich trug bereits die volle Montur der Hausmandschaft und umklammerte meinen Silberpfeil. In meiner anderen Hand trug ich den Schläger der Treiber, der sich als schwerer erwies, als erwartet.

Wir stellten uns auf dem Rasen auf und warteten bis wir dran waren. Da James der Kapitän war, lag es an ihm die Mitglieder auszuwählen. Zu Anfang testete er die Hüter, danach die Jäger und schließlich die Treiber.
Zitternd stieg ich auf meinen Besen und stieß mich kräftig vom Boden ab.

Black und Fletcher warfen uns Bälle zu, die wir zurück feuern sollten. Ich war als dritte an der Reihe. Finster sah Black mich an und schleuderte dann den Klatscher mit voller Wucht auf mich. Ich holte aus um den Ball zurück zu schlagen, weshalb ich beide Hände vom Besen nehmen musste.

Hatte ich erwähnt dass ich keinerlei Balance besaß?

Ehe der Klatscher mich erreicht hatte, rutschte ich seitlich von meinem Silberpfeil und stürzte in die Tiefe. Rasend kam ich dem Boden immer näher und verabschiedete mich schonmal von meiner geraden Nase, als ich mit einem Ruck in die Höhe gerissen wurde. Jemand zog mich auf seinen Besen und schützte mich somit vor dem Aufprall.

Keuchend klammerte ich mich an meinen Retter, der mich vorsichtig zum Boden flog. Kurz darauf hatte ich endlich wieder festen Grund unter den Füßen und drehte mich dankbar in Richtung des Helfers.

Mein Grinsen wurde mir aus den Gesicht gewischt, als ich die grimmige Visage von Black erblickte. Rasch ließ ich ihn los und brachte einen Meter Abstand zwischen uns.

"Du...!", böse funkelte ich ihn an: "Was fällt dir ein?". Er hob die Augenbrauen und erwiderte: "Ich habe dir gerade das Leben gerettet, du dumme Pute!".

Da hatte er allerdings Recht

"Na ja...danke. Aber das ändert nichts an unserem...Verhältnis zu einander, klar?". Er nickte kühl: "Deal!".

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James hatte mich selbstverständlich nicht in die Mannschaft aufgenommen, was mir nichts ausmachte. Ich hatte längst eine andere...Aufgabe gefunden. Mit eiserner Geduld hatte ich es geschafft McGonnagall zu überzeugen, mich als Spielkommentator einzusetzen.

Ich hatte soetwas noch nie gemacht, konnte mir aber vorstellen, dass es mir Spaß machen könnte. Es sollte eine Überraschung werden, weshalb ich noch niemanden davon erzählt hatte.

In einem knappen Monat stand das erste Spiel an. Gryffindor gegen Ravenclaw.

Das würde sicher lustig werden, aber noch mehr freute ich mich auf das Zusammentreffen der Gryffindor Mannschaft mit den Losern aus Slytherin. James hatte eine fabelhafte Gruppe zusammengestellt und den Schlangen sollte man definitiv mal den Hintern versohlen.

Heute waren wir vom Widhüter zum Tee eingeladen. Genauer gesagt Lily und Alice, aber Lily meinte er würde mich auch gerne richtig kennenlernen, weshalb sie mich kurzerhand mit sich schleppten.

Seine Hütte lag am Rande des Verbotenen Waldes auf Hogwarts Ländereien. Von außen wirkte sie recht klein, vorallem für einen Mann seiner Größe.

Lils klopfte an die schwere Eichentür und lächelte mir aufmerksam zu. Mit einem schrillen Quitschen wurde die Tür geöffnet und der bärtige Hühne, der uns am ersten Schultag über den See gelotst hatte streckte den Kopf nach draußen.

"Lily, Alice...schön dass ihr es einrichten konntet! Kommt rein, ich habe frische Felsenkekse gebacken!".

"Hallo Hagrid", begrüßten die Beiden ihn und folgten ihm in seine Behausung.

Hagrid also!

Ich ging schüchtern hinterher und setzte ein Lächeln auf: "Guten Tag, Sir. Ich bin Olivia Withaker. Danke, für die Einladung". Hagrid klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, was mir kurzzeitig den Atem nahm: "Schön dich kennen zu lernen! Ich bin Rubeus Hagrid, aber nenn mich doch einfach Hagrid!".

Er deutete auf einen kleinen Tisch in der Mitte seiner Hütte: "Setzt euch doch". Erleichtert ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und sah mich um. Von der Decke baumelte ein toter Fasan, in der Ecke stand ein Fass, in dem sich mehrere, wurmähnliche Geschöpfe tummelten. Auf einer Decke neben dem Bett lag ein dunkler Welpe der den Boden vollsabberte.

Hagrid stellte einige Tassen auf den Tisch und hob eine Kanne vom Kamin: "Tee?".
Ich nickte lächelnd und griff mir einen der Kekse aus der Schüssel in der Mitte des Tisches.

Ich biss genüsslich hinein...und hatte Angst um meine Zähne. Das Zeug machte seinem Namen alle Ehre.
Es war hart wie Stein und schmeckte ein wenig nach Erde. Aus Höflichkeit biss ich fester zu und schaffte es tatsächlich den Keks zu schlucken.

"Schmeckt's?", fragte Hagrid als er sich zu uns setzte. Ich zwang mir ein Lächeln ins Gesicht: "Köstlich!".

Hagrid strahlte stolz und ich langte hastig zu meiner Tasse um den Geschmack herunter zu spülen. Er war nicht mal schlecht, etwas zu Pfeffermizlastig vielleicht, aber er überdeckte wenigstens teilweise den Felsenkeksgeschmack.

"Und? Wie läufts so in der Schule?", fragte Hagrid und zertrümmerte, mit einem Krachen eines der Gebäcke zwischen seinen Zähnen. Die Beiden musterten mich anklagend.

Was hatte ich jetzt wieder verbrochen?

"Na ja, Olivia hat sich mit Sirius Black angelegt...", sagte Alice an ihn gewandt. Er runzelte die Stirn: "Hat er dir das Herz gebrochen?".

Wie bitte?

"Nein! Ich hatte sicher nichts mit diesen Typ! Er ist eine Plage, ganz einfach", verteidigte ich meinen Stolz. "So weit kommt's noch...".

"Ihr solltet das klären, nicht wahr Hagrid?".

Er nickte bestimmt: "Er ist eigentlich ein guter Junge".

Ich nahm noch einen Schluck Tee: "Themawechsel! Lily und James sind Schulsprecher, ist das nicht toll?".

Hagrid klopfte auf die Tischplatte, weshalb ein wenig Tee aus meiner Tasse schwappte: "Da brat mir doch einer einen Storch!". Mein Streit mit Black war schnell vergessen und wir unterhielten uns noch ein Weilchen mit Hagrid bevor wir den Heimweg zum Schloss antraten.

James hatte es wirklich geschafft, sein Amt als Schulsprecher wochenlang vor Lils geheim zu halten. Als sie es vor zwei Tagen herausgefunden hatte, war sie tobend durch den Gemeinschaftsraum gewandert. James' hoffnungsvolles "Willst du mit mir ausgehen" hatte sie noch wütender gemacht. Sie war knallrot angelaufen und hatte ihm, vor Zorn funkelnd, eine Predigt über seine Unreife gehalten.

Danach war sie sofort zu Dumbledore gerannt, da sie hoffte, dass es sich um eine Verwandlung handelte. Dieser hatte ihr dann schonend erklärt, dass alles seine Richtigkeit hatte.

Lily hatte sich in die Bibliothek verkrochen um sich zu sammeln und war erst wiedergekommen, als der Unterricht weiterging.
James hatte bei ihr wirklich schlechte Karten!

Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt