Everybody needs enemies (Rumtreiber ff)

Kapitel 34: Von Gerüchten und wehleidigen Stewards

Kapitel 34: Von Gerüchten und wehleidigen Stewards

Stewards Nase war gebrochen, aber Madame Pomphrey hatte sie mit einem Schwung ihres Zauberstabes binnen einiger Sekunden gerichtet. Sie hatte ihm noch eine Salbe mitgegeben und ihn dann entlassen.

Allerdings hatte sie darauf bestanden, dass wir ihn zurück zur großen Halle begleiteten und so mussten wir uns fünf Minuten lang sein Gerede über "Höllische Schmerzen" anhören. Fünf lange Minuten.

"Gott, ich wusste nicht, dass ein Nasenbruch so schmerzhaft ist! Sowas kann aber auch böse enden...da hattet ihr nochmal Glück, sonst hätte es ganz schnell eine Klage wegen Schmerzensgeld gegeben".

Sirius blickte missmutig drein: "Das wäre nicht passiert, wenn du uns nicht bei etwas...wichtigerem unterbrochen hättest!".

Wir hatten nicht über den Kuss geredet und ehrlich gesagt grauste mir davor. Er war wundervoll gewesen, aber im Nachhinein war es mir irgendwie peinlich, mich so fallen gelassen zu haben. "Ich geh mich kurz frisch machen", murmelte ich, als das Mädchenklo (nicht Myrtes, das hätte mir gerade noch gefehlt) in Sicht kam.

Ich ließ die Jungs stehen und verschwand in dem großen Raum, wo ich mir zu aller Erst eine große Ladung Wasser ins Gesicht kippte. Dann zog ich Sarahs Lippenstift aus meinem Dekolletee (er hatte gerade so hineingepasst ohne aufzufallen) und zog meinen Mund nach. Steward hatte Recht gehabt! Er war verschmiert und sah Scheiße aus.

Erfrischt und voll neu gewonnener Energie, trat ich zurück in den Korridor. Sirius empfing mich mit einem warmen Lächeln (das ich erwiderte) und Steward schaute genervt drein: "Bist du dann mal fertig? Ich will auch noch was von der Party mitbekommen!".

Die Augen verdrehend setzte ich mich in Bewegung. Wir liefen schweigend neben einander her, und um ehrlich zu sein war ich froh darüber, denn alles worüber Sirius und ich hätten reden können, ging Steward einen feuchten Kerich an.

Nach zwei unangenehmen Minuten des Schweigens, betraten wir endlich wieder die große Halle. Lily und James waren in mit den Zungen des jeweils anderen beschäftigt und Lily kicherte immer wieder, wenn James etwas in den Kuss hinein sagte.

Wir setzten uns an den Tisch und ich griff nach einem Stück Schokolade. Nervennahrung war genau das was ich jetzt brauchte.

"Also Olivia", begann Steward und innerlich verdrehte ich die Augen und klebte ihm anschließend den Mund zu. Natürlich nur in Gedanken.
"Ich dachte wirklich, dass etwas aus uns werden könnte, aber ich muss leider sagen: Du hast deine Chance vertan! Tut mir leid", fast schon mitleidig sah er mich an.

Ich antwortete: "Wie bedauerlich!" Und stellte ihn damit offenbar zufrieden. Er erhob sich, nickte zuerst mir und dann Sirius zu, bevor er (aufgeplustert wie ein Gockel) zu einer hübschen Ravenclaw gesellte, die einsam beim Buffet stand. Ganz die kluge Hexe, wirkte sie nicht sonderlich begeistert von ihm, ich fühlte mit ihr!

"Sag mal, Olivia...", setzte Sirius mit ernster Stimme an, aber ich unterbrach ihn: "Können wir das ein andermal klären? Bitte, können wir die restliche Nacht einfach mit den Anderen zusammen Spaß haben?". Der Kuss hatte sich so richtig angefühlt, aber ich fürchte ein 'wir-müssen-reden-Gespräch' würde nur den Abend versauen. Wenigstens heute Nacht wollte ich unbeschwert feiern.

Er nickte erleichtert und zog mich hoch. Meine Hand kribbelte, aber anstatt sie wegzuziehen griff ich fester zu und folgte ihm zu Alice, Remus und Cecilia, seiner Begleitung, die offenbar schon etwas Alkohol intus hatte, denn sie war viel weniger befangen und scheu, als noch vor ein paar Stunden.

"In unserem Schlafsaal wird so einiges gemunkelt", sagte sie und senkte geheimnisvoll die Stimme: "Mache meinen es gäbe einen Werwolf an der Schule", sie brach in schallendes Gelächter aus. Sirius Blick war zu Remus geschnellt, der Käseweiß geworden war. "Aber das Mädchen, das das gesagt hat denkt auch, Sirius und Olivia hätten etwas miteinander".

Nervös kicherte ich, darum bemüht nicht in Sirius' Richtung zu sehen oder rot anzulaufen. Bis Gestern hätte ich wohl genau so sehr darüber geschmunzelt, wie alle Anderen, aber jetzt...Wir mussten uns morgen unbedingt unterhalten und das klären!

"Okay, die Party kann beginnen!", rief plötzlich Jordan und aus den magischen Lautsprechern tönte Metallica. Das Orchester packte die Instrumente ein und verschwand von der Bühne. Die Tanzfläche füllte sich, bis kaum noch Platz zum atmen war und auch wir gesellten uns zu der lärmenden Schülermasse.

Auch wenn ich nichts getrunken hatte (ich trank nie Alkohol, mein Interesse daran, mich im Suff völlig zu blamieren hielt sich in Grenzen) aber die Musik pushte mich auf, sodass ich bald jegliches Schamgefühl verlor und mich einfach bewegte, ohne einen Scheiß auf die Meinung der Umstehenden zu geben.

Auch Sirius hatte sich komplett fallen lassen und irgendwann landeten seine Hände auf meiner Taille. Ich erstarrte und versank in diesen unglaublich schönen Augen.

Unsere Gesichter kamen immer näher, aber kurz bevor wir den Abstand schlossen fiel uns beiden wieder ein, dass wir in der Öffentlichkeit waren und wir zuckten gleichzeitig zurück.

Er räusperte sich und zog seine Hände von mir. Wenn wir uns in Mitten der Schüler küssen würden, hätten wir einiges zu erklären und die Gerüchteküche würde brodeln. Ich wollte diese Sache zuerst nur zwischen uns allein ausmachen, bevor irgendjemand davon erfuhr (was natürlich nur funktionierte, wenn Steward seine Klappe hielt ).

Himmel, das war so viel komplizierter als ich erwartet hatte...

Sirius war einen Schritt zurück getreten um etwas Platz zwische uns zu bringen. Trotzdem streifte er kurz meinen Handrücken. Wenn mich diese eine Geste bereits so aus der Fassung brachte, konnte das mit dem "Nicht in der Öffentlichkeit knutschen" ziemlich schwierig werden!

Immer noch rührte sich keiner von uns. Wir standen nur da und betrachteten einander. Dann spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter und erwachte aus meiner Trance.

"Sag mal, hast du Remus irgendwo gesehen?", fragte Cecilia. Erstaunt
runzelte ich die Stirn: "Wieso? Ist er nicht bei dir?".

Doofe Frage, sonst würde sie ihn wohl kaum suchen! Sirius war definitiv nicht gesund für mein Gehirn.

"Nein, ich war nur kurz was zu trinken holen, dann war er verschwunden", schrie sie gegen den Lärm der musik an: "Ich suche ihn schon eine halbe Stunde lang, also wird er wohl kaum auf der Toilette sein!".

Ich konnte gerade noch Sirius Festumhang erkennen, bevor er in der Schülermenge untertauchte.