Kapitel 13: Eine Rache, eine Standpauke und Schuldgefühle

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Kapitel 13: Eine Rache, eine Standpauke und Schuldgefühle

Das Adrenalin pumpte durch meine Adern und ließ mich alles andere ausblenden. Ich konzentrierte mich ganz auf das Spiel.

Der Nervenkitzel war unbeschreiblich und ich konnte nur erahnen, wie himmlisch dieses Gefühl für Extremsportler sein musste, wenn ich mich schon jetzt in einer Art Extase befand. Ich war zuvor noch nie von einer derart großen Menge an Menschen gehört worden und ich musste zugeben: Ich genoss diesen Augenblick.

"Und da ist Potter, er fliegt auf die Tore zu und gibt den Quoffel an Leroy ab, der ihn an dem Smith vorbei, durch den linken Ring wirft. Zehn Punkte für Gryffindor", meine Stimme klang klar und deutlich auch wenn ich innerlich vor Aufregung stotterte.

Die Kurve der Gryffindors brach in Jubelschreie aus. Trotzdem vermied ich es, einen Blick auf die grölende Menge zu werfen. Es gab nur noch mich und das Spiel...und meine Mission.

"Oh ein Klatscher...lässig von Calvin weitergegeben an Black. Wussten sie, dass Sirius Black unter Furunkelfäule leidet? Es ist was chronisches, denke ich, denn es geht einfach nicht weg", als ich den Satz beendet hatte, hätte ich mir am liebsten selbst auf die Schulter geklopft. Ich hatte 'Furunkelfäule' völlig flüssig über die Lippen gebracht, ohne mich zu verhaspeln, so wie es mir beim Üben passiert war (Ja, ich hatte vor dem Spiegel trainiert. Ich wollte nunmal vorbereitet sein).

Die Slytherins grölten begeistert und zeigten mit dem Finger auf Black, der in der Luft stehen geblieben war und seinen Zauberstab gezückt hatte. Seine Augen waren zu Schlitzen zusammen gekniffen und seine Haare waren vom Wind verwuschelt. In diesem Augenblick wurde mir erst das volle Ausmaß seines guten Aussehens bewusst, was mich kurzzeitig aus der Fassung brachte, doch kaum eine Sekunde später hatte ich mich wieder voll im Griff.

"Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum er ständig eine Neue hat. Sobald seine Betthäschen das spitz kriegen, sind sie weg!".

Er feuerte einen Levicorpus auf mich ab, welchen ich mit einem Schutzzauber abwehrte.

Ich wollte ihn mit einem Fluch belegen, der sein (zugegeben hübsches) Gesicht mit Pickeln bedecken und ihm etwas von seiner Ebenmäßigkeit nehmen sollte, aber er kam mir zu vor.

Meine Haare sahen aus, als hätte ich in eine Steckdose gefasst. Ich überlegte gerade, welcher Zauber das gewesen war, als Black schon einen Entwaffnungszauber auf mich abfeuerte. Gerade noch rechtzeitig blockte ich ab.

"Ganz unter uns: der zweite Grund dafür, dass er die Mädchen tauscht, wie seine Unterwäsche ist, dass er ganz einfach völlig unfähig ist eine Bindung aufzubauen. Das meinte jedenfalls seine letzte Eroberung: Jennifer...oder war es doch Catherine?".

Ich sah James, der das Geschehen mit offenem Mund verfolgte. Der Goldene Schnatz schwirrte einige Sekunden provokativ um den Kopf des Suchers, der ihn nicht einmal wahrnahm. Die Bälle waren auf den Boden gefallen, niemand interessierte sich mehr für das Spiel. Alle Augen waren auf uns gerichtet.

Das Publikum war begeistert von der unerwarteten Wendung des Spiels und brüllte unsere Namen. Einige Schüler schlossen sogar Wetten ab.

Als ich Black lähmen wollte erreichte mich Professor McGonnagall, die erbost aufgesprungen war. All die distanzierte Höflichkeit war aus ihrem Gesicht gewichen und hatte einer zornigen Miene Platz gemacht.

Sie schwang elegant ihren Stab durch die Luft und murmelte: "Expelliarmus".

Einen Augenblick später hielt sie unsere Zauberstäbe in Händen.

"Sie Beide!", schrie sie wütend gegen das Tosen der Menge an: "In mein Büro. Sofort!".

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Wenig später befanden wir uns vor ihrem Schreibtisch und sahen betreten zu Boden.

Na ja, das hieß, mein Blick war schuldbewusst. Blacks Augen funkelten, sodass ich das Gefühl hatte sie wären einige Nuancen dunkler, als sonst. Nicht mehr das übliche, weiche Silbergrau, sondern ein kaltes, wütendes Antrazit.

"Ingwerkeks?", fragte McGonnagall gepresst. Ich wollte dankend ablehnen, aber ihre zornige Miene ließ mich in die Dose greifen. Black tat es mir gleich.

Ich kaute meinen Keks (Widerlich, ich hasste Ingwer!) als McGonnagall ihrer Wut freien Lauf ließ: "Was haben sie sich dabei gedacht? Ein Duell während eines Quidditschspiels...So etwas ist in meiner ganzen Laufbahn als Lehrerin noch nie untergekommen".

Sie fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum, um ihre Worte zu unterstreichen: "Ich bin über alle Maßen enttäuscht von ihnen Beiden".

Beschämt begutachtete ich meine Schuhe.

Black verteidigte sich vehement: "Professor, sie hat mich vor ganz Hogwarts bloß gestellt! Nicht dass ich tatsächlich Furunkelfäule hätte, aber jetzt denken es alle! Außerdem hat sie gesagt, ich wäre nicht in der Lage eine Beziehung zu führen".

"Ich war anwesend, Mister Black, doch das gibt ihnen noch lange nicht das Recht ein Duell anzufangen!", eine kleine Ader an ihrer Schläfe pulsierte heftig: "Und dennoch: Miss Withaker, ich hatte ausdrücklich gesagt, es sollte zu nichts Persönlichem werden.".
Mehr zu sich selbst gewandt fügte sie verärgert hinzu: "Es war von Anfang an eine schlechte Idee, sie mit dieser Aufgabe zu betrauen".

"Professor ich musste mich doch irgendwie rächen. Er hat mir ein Schlafmittel in meinen Kuchen gemischt...", setzte ich an, doch Black unterbrach mich: "Das kann man doch gar nicht vergleichen! Das waren kindische Streiche! Was du getan hast war", er rang nach Worten: "es war gemein und hinterhältig".

Er schnaubte verächtlich: "Diesmal bist du zu weit gegangen, Withaker".

"Allerdings", meinte McGonnagall, "Bei den Muggeln nennt man so etwas Rufmord!".

Und das war der Moment, als ich begriff, dass ich diese Sache nicht mit einer einzigen Entschuldigung wieder gut machen konnte. Denn für einen Wimpernschlag erkannte ich durch all die Wut in seinem Gesicht, ein Verletzlichkeit, von deren Existenz ich nichts geahnt hatte. Einen Moment später hatte wieder seine Maske aus Zorn aufgesetzt.

"Sie werden Beide Nachsitzen. 50 Punkte Abzug für Miss Withaker und 40 Punkte Abzug für sie, Mister Black", ihre Stimme duldete keinen Widerspruch.

"Und jetzt Raus hier! Black, sie gehen zurück aufs Spielfeld. Dieses Jahr will ich den Pokal in meinem Büro sehen! Withaker, sie begeben sich umgehend auf ihren Schlafsaal. Ich selbst werde das restliche Spiel kommentieren".
Ich nickte geknickt und setzte mich mit gesenktem Kopf in Bewegung.

"Und ich wäre ihnen dankbar, wenn sie ihre Beziehungsprobleme in Zukunft ohne Publikum lösen würden!".

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Es tut mir wirklich leid, dass sie das getan hat, aber wir machen alle Fehler! Manche größer als Andere (wenn ich an Pettigrew erinnern dürfte)...

Wie auch immer...

Man liest sich!

Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt