Kapitel 14: Das unfestliche Festessen

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Kapitel 14: Das unfestliche Festessen

In den nächsten Tagen war die Beziehung zwischen mir und Black so kühl wie noch nie. Selbst Lils und Alice waren am Anfang sauer auf mich gewesen, aber nachdem ich ihnen dutzende male gesagt hatte, dass ich es bereute, hatten sie beschlossen mir bei zu stehen.

Am Abend stand die große Halloweenfeier an und im Gemeinschaftsraum würde nach dem Festmahl eine Party steigen.

Da die Rumtreiber alles organisierten war ich wahrscheinlich nicht willkommen, denn selbst Remus ignorierte mich kalt und nahm meine Kommentare offensichtlich persönlich. Alice konnte mich schließlich übereden, trotzdem hin zu gehen und die Gelegenheit zu nutzen um mich ein weiteres Mal bei Black zu entschuldigen.

Wenn ich ihm auf dem Gang begegnete oder ihn während dem Unterricht darauf ansprach, stellte er sich taub und unterhielt sich mit James

Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber Blacks Hass auf mich machte mir zu schaffen.

Auch die restlichen Gryffindors waren momentan nicht wirklich gut auf mich zu sprechen, da die Punkte, welche McGonnagall uns abgezogen hatte, das ganze Haus in der Gesamtwertung auf den letzten Platz katapultiert hatte.

Kurz um: Halb Hogwarts hegte eine Wut auf mich und ich fühlte mich wie eine Aussätzige.

Nur die Slytherins waren von mir geradezu begeistert. Wenn ich ihren Weg kreuzte stimmten sie ein Lied namens 'Livy ist unser Star' an, in dem sie besangen, wie ich ihnen geholfen hatte, dem Hauspokal einen großen Schritt näher zu kommen.

Bei all der Missachtung war dies wohl die größte Demütigung, der ich ausgesetzt war.

Niedergeschlagen trottete ich am Abend neben meinen Freunden zur großen Halle. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Alice und Lily besorgte Blicke tauschten. Die Rothaarige umarmte mich mitfühlend, bevor wir die Tür aufstießen und murmelte: "Wir packen das schon".

Aufmuntert lächelten sie mir zu und wir betraten den Saal aus dem es bereits verführerisch duftete.

Kaum dass wir Platz genommen hatten, begannen die Schlangen wieder grölend mit ihrem grauenhaft gedichteten Lied:

"Livy ist unser Star.
Verlor die vielen Punkte gar.
Livy ist unser Star", weiter kamen sie nicht, da Professor McGonnagall zu ihnen gekommen war, um sie zu unterbrechen und ihnen eine Gardinenpredigt zu halten.

Lily reichte mir die Spaghetti, darauf bedacht James nicht zu beachten, der sie zu einem Date überreden wollte. Mich ignorierte er geflissentlich.

Das Festmahl schmeckte mehr als köstlich und ich war sogar kurz davor mich zu amüsieren, als eine Erstklässlerin mir einen Brief überbrachte.

Neugierig lugten die Mädchen über meine Schulter, während ich das Pergament entfaltete.

"Er ist von McGonnagall", sagte ich zu den Beiden und las in gedämpfter Lautstärke vor:

"Sehr geehrte Miss Withaker,

Sie werden gebeten sich am Freitag, den 5. November bei Mr. Filch zu melden. Sie werden ihm dabei helfen die Aktenschränke aufzuräumen und zu putzen. Magie ist ihnen hierbei nicht gestattet.

Mit freundlichen Grüßen,
Minerva McGonnagall, Stellvertretende Schuleiterin der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei".

"Immerhin musst du nicht die Klos sauber machen, wie ich letztes Jahr", meinte Alice und schüttelte sich bei der Erinnerung: "keine schöne Sache das, die Maulende Myrte hatte es davor extra noch überschwemmt, dass ich auch ja den ganzen Tag damit beschäftigt war...dann hat sie mir die ganze Zeit eine Blockflöte ans Ohr geredet, wie einsam sie doch wäre und wie armselig das Leben in einer Toilettenschüssel".

"Was hast du dann gesagt?", wollte Lily wissen und ich war dankbar für die Ablenkung.

"Na ja, ich hab gemeint, sie solle das gefälligst einem ihrer Geisterfreunde erzählen und mich in Frieden lassen".

Ich hatte nicht gewagt, Black heute auch nur anzusehen und es grauste mir vor heute Abend. Es fühlte sich so an, als würden mich jedesmal, wenn seine Augen ausversehen auf mir landeten, tausende Nadeln durchbohren. Von der festlichen Stimmung meiner Mitschüler bekam ich dem entsprechend wenig mit.

Es kostete mich all meine Konzentration, nicht in lautes Schluchzen auszubrechen.

All das nur, weil ich mich wieder nicht beherrschen konnte.

"Ich muss mal schnell auf die Toilette", presste ich hervor und stand hastig auf. Ich stürzte aus der großen Halle und schaffte es gerade noch um die nächste Ecke, bevor ich von meinen Gefühlen überrollt wurde. Heulend sank ich an der Wand herunter und zog die Knie an meinen Oberkörper.

Es war, als würde alles über mir zusammen brechen. Der Hass meiner Mitschüler, meine Eltern, die ich seit Wochen nicht mehr gesehen hatte. Ich weinte um meine beiden Hunde Rex und Ira, die vor einigen Jahren gestorben waren und um das entführte Mädchen, von dem ich einmal in den Nachrichten gehört hatte.

Bald schon wandelte sich die Tränen in ein hysterisches Lachen. Darüber, wie ironisch es doch war, an einem Tag, an dem jeder froh sein sollte, zu weinen und über meine schlechten Gags mit denen ich mir all das erst eingebrockt hatte.

Ich fragte mich ernsthaft, was ich in meinem früheren Leben falsch gemacht hatte, dass ich jetzt (wie eine Irre kichernd) zusammengekauert auf dem Korridor der Schule saß, in die ich geschickt wurde um mich vor einen schwarzen Zauberer zu schützen.

Und plötzlich waren da wieder die Tränen und ein neuer Heulkrampf schüttelte mich. Ich hörte das Tor zur großen Halle aufgehen und Schritte, die sich auf mich zu bewegten. Ohne aufzusehen wusste ich wer es war. Er blieb vor mir stehen und beobachtete mich einen Moment, bevor er seinen Weg fortsetzte und in Richtung des Jungenklos verschwand.

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Irgendwann (meine Tränen waren längst versiegt) sammelten Alice und Lily mich auf und bugsierten mich wortlos in den Schlafsaal, wo sie mich auf mein Bett legten und zudeckten.

"Wir wecken dich, wenn wir uns fertig machen sollten, in Ordnung?", fragte Alice vorsichtig.

Ich nickte schwach und schloss meine Augen.

Ich träumte von einem großen, schwarzen Hund. Ich lag ängstlich in einem dunklen, kalten Raum. Das Tier kauerte sich neben mich und ich vergrub mein Gesicht in seinem weichen Fell, das mir auf absurde Weise Trost spendete und die Kälte vetrieb.

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Sorry, dass es so deprimierend und kurz ist, aber ich konnte es ja schlecht ins lächerliche ziehen!

Man liest sich...

Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt