Kapitel 23: Rettung in letzter Sekunde

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Kapitel 23: Rettung in letzter Sekunde

Ich schlang meine Arme schützend um meinen Kopf und kniff die Lieder zusammen. Warum tat sie das? Wieso griff sie mich an? Ich wartete auf das Gefühl scharfer Zähne in meiner Kehle, aber nichts passierte. Ich öffnete die Augen und erblickte Black, der wild gestikulierend vor mir stand: "Olivia, renn, verdammt nochmal, lauf!". Ich hatte keine Zeit über Marshmallows Verbleib nachzudenken oder darüber, wie Black es geschafft hatte so schnell vor mir aufzutauchen, denn er griff nach meinem Arm und riss mich mit sich.

Wir stürzten durch den dichten Wald und rannten. Plötzlich hörte ich ein markerschütterndes Heulen und stoppte: "War das...". Er ließ mir keine Zeit den Satz zu beenden: "Das ist ein Werwolf, Liv, renn!". Erneut nahm er meine Hand und wir setzten unseren Weg fort. Ich sah kaum etwas, da es so dunkel war, aber Black leitete mich sicher zwischen den Bäumen hindurch.

Hatte ich vorhin behauptet Angst zu haben? Das war kein Vergleich zu jetzt. Man sollte meinen, dass Gesellschaft mich beruhigte, aber stattdessen spürte ich Blacks Panik zusätzlich zu meiner. Verzweifelt rannte ich ihm hinterher, wobei ich nicht zu ermüden schien, was ich auf das Adrenalin schob.

Immer wieder hörte ich den Werwolf, aber ich drehte mich nicht um. Mit aller Kraft konzentrierte ich mich auf Back, der seinen Blick starr gerade aus gerichtet hatte. Seine Hand fühlte sich kalt an und ich sah deutlich seinen Atem in der Luft, der in Wölkchen aus seinem Mund stieß.

War die Temperatur in den letzten Minuten gesunken? Zu allem Überfluss hatten sich nun auch noch Nebelschwaden gebildet, die uns die Sicht zusätzlich erschwerten und das Gesicht es Waldes noch bedrohlicher aussehen ließ.

Endlich konnte ich silbernes Mondlicht einige Meter vor uns erkennen und schließlich brachen wir durch das Unterholz ins Freie, hinaus aus dem Wald. Von weitem war Hogwarts zu sehen. Black hatte es auch bemerkt und zog mich genau in Richtung des Schlosses.

Das Gras war noch feucht und einige Male wäre ich fast ausgerutscht und hingefallen, doch Black schaffte es jedes mal mir rechtzeitig Halt zu geben, sodass wir kaum Zeit verloren. Ich war mir nicht sicher, ob der Wolf noch immer hinter uns war, denn ich hatte schon einige Minuten nichts mehr von ihm gehört, aber ich wollte nichts riskieren.

Wir näherten uns stetig den dunklen Mauern, die uns schützen würden und dieser Gedanke spornte mich zu einem Endspurt an, zu dem ich normalerweise (ohne Dope zumindest) niemals in der Lage gewesen wäre. Auch Black verschnellerte seinen Schritt enorm.

Der Schweiß rann meine Stirn hinunter und kitzelte mein Gesicht, aber ich verspürte noch immer keinerlei Anstrengung, geschweige denn Seitenstechen, wie sonst, wenn ich mich schneller als Schrittgeschwindigkeit bewegte. die Nässe war inzwischen bis zu meinen Strümpfen durchgedrungen und es fühlte sich an, als liefe ich barfuß.

"Olivia, wir sind gleich da!", rief Black, um mich zu ermutigen und verstärkte den Druck auf meine Hand. "Ist er noch hinter uns?", keuchte ich so laut ich konnte. "Keine Ahnung, ich glaube nicht, aber bitte: Lauf!". Wir konnten schon die große Eingangstür sehen und nach wenigen Augenblicken erreichten wir sie, nach Luft schnappend.

Black versuchte sie aufzudrücken und wurde leichenblass: "Verschlossen!". Obwohl ich den Werwolf nirgends sehen konnte, fürchtete ich er könnte jeden Augenblick hinter einer Ecke hervorspringen und uns zerfleischen. "Komm mit", keuchte er und zerrte mich einige Meter weiter zu der Statue eines alten Zauberers. Black zog seinen Zauberstab, tippte dreimal dagegen und murmelte: "Overa".

Knirschend öffnete sich der Sockel und offenbarte einen dunklen Gang. Hektisch half er mir sicher hineinzukriechen und folgte schließlich selbst. Über uns schloss sich das Loch und Dunkelheit umgab uns. Einen Moment lang verharrten wie still ohne uns zu rühren, nur auf auffällige Geräusche lauschend. Alles war still.

"Lumos", murmelte ich und die Spitze meines Zauberstabs glühte auf. Der Gang in dem wir standen war eng und beklemmend, Immer wieder bröckelte ein Steinchen von den Wänden. "Bist du sicher, das es hier ungefährlich ist? Wenn du mich fragst, sieht das alles nicht wirklich vertrauenswürdig aus!", fragte ich ängstlich und Black nickte wissend: "Wir vermuten, dass er einsturzgefährdet ist".

Oh Gott! Verschüttet zu werden gehörte zu den unangenehmsten Todesarten, die ich mir vorstellen konnte. Direkt nach ertrinken und bei lebendigem Leib gefressen werden.

"Keine Sorge, beweg dich einfach vorsichtig und folge mir". Langsam durchquerten wir den Tunnel, immer darauf bedacht keine ruckartigen Bewegungen zu machen. "Woher kennst du diesen Gang", erkundigte ich mich leise. "Wir sind die Rumtreiber", ein Lächeln huschte über sein Gesicht: "Wir kennen Hogwarts wie unsere Westentasche". Auf einmal fiel mir etwas auf, das ich vorhin nicht weiter beachtet hatte: "Wie konntest du eigentlich so schnell bei mir sein? Ich hatte nur für einen Moment die Augen zu und plötzlich warst du da". Er blieb stehen, sah mir ins Gesicht und grinste: "Ich bin ein Zauberer und in der Mugglewelt gibt es ein Sprichwort, das besagt: Ein Zauberer verrät niemals seine Tricks".

"Das bezieht sich, aber auf Illusionisten und nicht auf echte Zauberer", meinte ich trotzig. "So leid es mir tut, aber das wird wohl ein Geheimnis bleiben!". Missmutig gab ich mich geschlagen. Da erinnerte ich mich an, etwas anderes: "Sirius? Warum bist du damals zu den Potters abgehauen?". Seine Züge fielen und ein finsterer Ausdruck legte sich darüber: "Diese Familie hat...andere Ansichten als ich. Ich habs nicht mehr ausgehalten, mir ständig anhören zu müssen, wie schändlich es war, dass ich nicht auch in das Haus von Salazar Slytherin eingeteilt wurde. James war immer für mich da und bei den Potters war ich immer willkommen. Sie behandelten mich nicht wie Abschaum und betitelten mich nicht als Blutsverräter".

Unwillkürlich empfand ich Mitleid für ihn. Meine Familie war herzlich und tolerant, ich konnte mich auf sie verlassen. Sirius Kindheit dagegen musste furchtbar gewesen sein! Und dann, aus einem Instinkt heraus, tat ich etwas, dass ich unter normalen Umständen niemals gemacht hatte: ich umarmte Sirus Black.

Überrascht versteifte er sich zunächst, entspannte sich dann aber und erwiderte die Geste. Wir konnten von Glück reden, dass sich der Ausgang gerade einmal zwei Meter von uns entfernt befand, denn in diesem Moment ächzte das Gewölbe und die Decke stürzte ein. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir die Tür und stiegen aus dem Gang heraus, gefolgt von einer gigantischen Staubwolke, die uns husten ließ.










Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt