Kapitel 51: Unmoralische Kinder, eine Idee und Lilys Abgang
"Das ist jetzt nicht euer Ernst!", Remus blickte uns entgeistert an und schien überhaupt nicht glauben zu können, worum wir ihn baten.
Als uns klar geworden war, dass wir das Mädchen nicht aufhalten konnten ohne sie sehr schwer zu verletzten, hatte Sirius den einzigen Schüler geholt, von dem wir wussten, dass er einen einwandfreien Vergessenszauber beherrschte: Remus Lupin.
Leider hatten wir nicht damit gerechnet, er könnte Skrupel haben ein kleines Mädchen zu verzaubern. "Warum denn? Es schadet ihr doch nicht!", sagte ich bettelnd.
Er bedachte uns mit einem zutiefst vorwurfsvollen Blick: "Es ist unmoralisch!". Das Mädchen wirkte zwischen uns hilflos, wie ein Rehkitz und ich befürchte, sie könnte zu weinen anfangen, wenn das so weiter ging. Moony hatte das ganz offensichtlich auch bemerkt, denn er ging vor ihr in die Hocke und redete beruhigend auf sie ein: "Hör nicht auf die Beiden, die Hormone schaden ihrem Hirn".
Mit einem letzten bösen Augenfunkeln in unsere Richtung, schob Remus die Kleine vor sich her: "Ich werde sie jetzt in ihren Gemeinschaftsraum bringen und wäre euch dankbar, wenn ihr in Zukunft besser aufpasst, eure Beziehung offiziell macht oder wenigstens aufhört unschuldige Erstklässer zu misshandeln!". Dann verließen die Beiden das Klassenzimmer und wir blieben allein zurück.
"Wir sind also unmoralisch!", meinte Sirius nüchtern. Ich schmunzelte: "Ja, sieht so aus! Es ist im Grunde nichts Neues. Meine Grundschullehrerin hat das auch immer gesagt". Er lachte auf: "Bei mir war es meine Mutter, aber darauf würde ich keinen großen Wert legen. Ihre Vorstellung von Moral war es nämlich, Familientraditionen zu würdigen und all sowas".
Ich sah ihn an und streckte die Hand nach ihm aus. Er ergriff sie und führte mich aus dem Klassenraum, dann umarmte er mich, zwinkerte mir zu und wir gingen in entgegengesetzte Richtungen vondannen.
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Das Mädchen hatte tatsächlich nichts erzählt, ich weiß nicht, ob sie einfach zu eingeschüchtert war oder Remus letztlich doch Gebrauch von seinen Fähigkeiten gemacht hatte. Jedenfalls hatte ich mich völlig grundlos emotional auf das Abendessen vorbereitet.
Niemand ließ ein Wort verlauten oder würdigte mich auch nur eines Blickes.
Es war nicht so, dass wir berühmt waren, aber Sirius kannte hier so ziemlich jeder, daher hätte ich wenigstens ein wenig Getuschel erwartet.Auch wenn ich die Aufmerksamkeit nicht gebrauchen konnte, wäre sie wohl eine angenehme Abwechslung gewesen. Jedem fiel auf, dass die Atmosphäre in Hogwarts sich verändert hatte. Dumbledore hatte die Hogsmeade Wochenenden gestrichen und Filch hatte die Erlaubnis, alle Pakete und Briefe zu öffnen.
Noch fühlte ich mich hier sicher, aber niemand konnte leugnen, dass sich die Angst langsam ins Schloss schlich. Selbst die Gespräche auf den Fluren waren leiser geworden, als fürchtete man, belauscht zu werden.
Heute Abend war es wieder besonders schlimm. Die Schüler aßen schweigend oder verständigten sich flüsternd. Als ich mich neben Alice setzte, lächelte sie mir nur halbherzig zu. "Ist etwas passiert?", raunte ich in die Runde. Lily nickte bedauernd: "Jamie Ceets Schwester ist heute tot aufgefunden worden".
Erstaunt runzelte ich die Stirn. Es passierten immer mehr Todesfälle, aber normalerweise hatten solche Nachrichten keine deartige Wirkung. "Das ist alles? Nichts für Ungut, aber so still war es das letzte Mal, als Greyback die Kunden bei Madame Malcim's angefallen hat!".
Alice beugte sich näher zu uns und biss sich auf die Lippe: "Seine Schwester war ein Muggel. Die Todesser haben bis jetzt immer nur Zauberer angegriffen, es wird immer ernster, fürchte ich".
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ließ mich frösteln. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Ich griff nach einer Scheibe Brot, in der Hoffnung, es damit unterdrücken zu können.
"Aber in Hogwarts ist es doch am Sichersten, richtig?", fragte Lily leise an James gewandt. Er legte einen Arm um ihre Schulter und nickte beruhigend.
Da öffnete sich die hohe Tür und Sirius trat hindurch. Er sah sich um, entdeckte uns und steuerte zielstrebig auf unseren Tisch zu. Mit sorgenvoll gerunzelter Stirn ließ er sich neben seinem besten Freund nieder. "Ich war gerade auf dem Weg in die Eulerei, weil ich neue Federkiele brauche und wir das Schloss nicht verlassen dürfen, da habe ich gesehen, wie jemand vor dem Geheimgang mit der buckeligen Hexe herumlungerte", er sprach so leise, dass ich ihn nur mit Mühe verstehen konnte.
"Geheimgang?", wunderte sich Alice. Remus sah zu James und als dieser nickte erklärte er ihr, dass die Rumtreiber Wege aus dem Schloss kannten, von denen Andere nichts ahnten. Nur die Karte des Rumtreibers ließ er aus.
Sirius fuhr flüsternd fort: "Na ja, jedenfalls kam mir da die Idee, dass diese Gänge nicht nur aus dem Schloss heraus, sondern auch in Hogwarts hinein führen. Das heißt, dass es eben doch einen Weg für Voldemort gibt, die Schule zu stürmen".
Einen Moment lang sagte niemand etwas, dann meldete sich Remus: "Wir müssen sofort Dumbledore Bescheid sagen!".
"Nein!", sagten James und Sirius, wie aus einem Mund. "Dann wüsste plötzlich jeder davon und sie würden alle Geheimgänge verriegeln", erklärte Prongs.
Peter, von dem ich irgendwie vergessen hatte, dass er da war, erhob die Stimme: "Aber Remus hat Recht! Lieber machen sie die Gänge zu, als dass wir alle sterben".
Ein Grinsen legte sich über Sirius' Gesicht und ich ahnte Böses: "Wir werden das Schloss beschützen!".
"Ich hoffe, das ist ein Witz", Lily sah ihren Freund mit hoch gezogenen Brauen an, als wollte sie ihn und seinen besten Freund am Liebsten einweisen.
Sirius und James tauschten Blicke und überhörten die Anderen einfach. "Wir könnten Gruppen bilden und die Eingänge magisch so verschließen, dass niemand von außen ins Schloss kann", schlug Sirius vor: "So wären wir die Einzigen, die sie benutzen könnten".
"Ja und zur Sicherheit könnten wir jeden Abend patrouillieren!", fügte James hinzu.
Lily erhob sich schnaubend und stolzierte aus der Halle. James warf ihr einen unsicheren Blick nach, aber Alice beruhigte ihn: "Keine Sorge, die kriegt sich wieder ein, aber was wollt ihr machen, wenn tatsächlich jemand versucht hineinzukommen?".
Sirius schmunzelte und ich konnte das Glitzern in seinen Augen sehen: "Abgesehen davon, dass das nicht passieren wird, weil wir die Einzigen sind, die von den Geheimgängen wissen, würden wir dann natürlich Dumbledore Bescheid sagen".
Ich merkte selbst, wie ich langsam gefallen an der Idee fand. "Lasst uns Hogwarts beschützen", raunte ich und nahm mir noch eine Scheibe Brot.
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Everybody needs enemies (Rumtreiber ff)
Fanfiction》Also Livy, wie gefällt dir Hogwarts bis jetzt?《 》Für dich Olivia. Wesentlich besser bevor du kamst!《 --------------- Olivia Withaker wechselt in ihrem siebten Jahr nach Hogwarts, da ein dunkler Zauberer mit seiner Armee auf dem Vormarsch ist und ih...