Nico
Ich lief durch Svens Haus, welches scheinbar noch nicht einen einzigen verzauberten Besen gesehen hatte. Wie auch? Sven war noch nie gut im Zaubern und soweit ich das beurteilen kann, wollte er das auch nie. Er war ein exzellenter Kämpfer und vor allem sein Umgang mit einer Breitschwertklinge war grandios. Nur wurden leider körperliche Tätigkeiten als minderwertig für uns Gohvens getadelt, weshalb es nicht gern gesehen wurde. Ich öffnete ein gelblich angelaufenes Fenster, welches quietschte und fast drohte rauszufallen und schaute direkt auf einen Baumstamm. "Schöne Aussicht", murmelte ich missmutig aber sichtlich erleichtert, dass ich endlich etwas sehen kann. Obwohl, jetzt wo ich den Raum hell erleuchtet sehe, wollte ich am liebsten das Fenster wieder zu machen. Überall lag eine dicke Schicht aus Staub und die Spinnen stritten sich um die Vorherrschaft der besten Plätze, da diese hier scheinbar eine erstaunliche Überlebenschance aufwiesen. Es knarrte unter meinen Füßen als ich zur Treppe lief. Ich befürchtete, dass sie schon zerfallen würde, wenn ich sie nur zu viel anstarrte. Seltsamerweise fand ich keinerlei Möbel vor, geschweigenden Dekorationen wie Bilder, Blumen oder anderen Schnick Schnack. Ich schaute mich im Flur um und schritt dann bestimmt auf die Haustür zu. Ich rüttelte am Tür Knauf aber es schien als wäre sie eingerostet. "Ach verdammt! Wohnst du hier oder hast du heimlich in einer Höhle!" Schrie ich wütend und schlug gegen die Tür. Diese knarrte nur einmal und meine Gelenke schmerzten unangenehm. Ich schüttelte meine Hand und lehnte mich gegen die Wand. Wir sollten uns hier treffen. Ich bin hier. Und wen sonst jemand rein kommen will, soll er mit dem Kopf durch die Türe rennen.
Sven
So liefen wir also, ich - der brutale Massenmörder. Nebenan - der Mann ohne Namen. Ich hatte den langen, schwarzen Mantel des Mannes übergeworfen und die daran hängende Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Es würde wohl nicht zu Chrissis dummen Plan passen, wenn ich jetzt geschnappt werden würde. Von der Bildfläche verschwinden ist ebenfalls eine Möglichkeit, welche ich unter keinen Umständen in Betracht ziehen werde. Delia braucht jetzt unsere Hilfe. Ich gestattete mir einen Moment, in dem ich den seltsamen Mann genauer betrachtete. Er hatte braune Haare, welche zerzaust bis zur Schulter gingen und ihn leicht verwegen aussehen ließen. Jedoch sah der Rest von ihm, wie vom Leben gezeichnet aus. Seine Arme scheinen Muskulös und vernarbt. An einigen Stellen sogar noch verkrustet und rot. Über sein komplettes Gesicht lief eine tiefe Narbe. Von der Stirn über das linke Auge und runter zum Mund. Als ich in seine Augen sah, deren Blicke auf mir ruhten, wurde mir klar, dass ich ihn regelrecht angestarrt hatte. Schnell senkte ich meinen Blick wieder und starrte auf den Asphalt. Ich brummte leise, aber unmerklich und kickte einen kleinen Kieselstein vor mir her. Unsere Hilfe ... als ob ich Delia irgendetwas bieten könnte, was sie beschützen könnte. Ich kann nicht zaubern wie Chrissi oder fliegen wie Nico. Ich kann nur auf die Fresse schlagen und Schläge kassieren. Naja, das ist immerhin etwas, nur leider nicht hilfreich wenn die ganze vermaledeite Welt nur am Zaubern ist! "Der Stein kann nichts dafür, jetzt lass ihn mal in Ruhe! Konzentrier dich lieber auf den Weg und noch wichtiger, dass dich auf dem Weg keiner erkennt!" raunzte mich er mich mit tiefer, dunklen Stimme. Er packte mich an der Schulter und schubste mich ein Stück nach vorne und brummte etwas Unverständliches. Ich brummte ebenfalls zurück, vermutete aber, dass er mich nicht gehört hatte, oder hören wollte. Die Gegend in der wir liefen war düster, verdreckt und voller seltsam aussehender Leute. Aber es beruhigte mich ein wenig, dass hier wenigstens überhaupt irgendwer oder irgendwas unseren Weg kreuzte. Die Häuser schienen verlassen, obwohl immer mal wieder ein Kopf aus einem Fenster nach unten spähte. Wir bogen in eine Straße ein, auf der offensichtlich die Hölle los war. Überall waren kleine Ständchen und Menschen die lautstark ihre Wahre anpriesen. An einem Stand duftete es verführerisch nach leckerem Essen und an dem anderen gab es hunderte Bücher. Ich drehte mich zu meinen Begleiter um und schaute ihn fragend an. Dieser schüttelte den Kopf und drängte sich an mir vorbei. Schnellen Schrittes schlängelten wir uns an den Massen vorbei. Weg von der provisorischen Bühne, wo ein Zauberkundiger sein wunderschönes Feuerwerk vorstellte. Ich sah kurz etwas rotes, das die Gestalt eines Tieres annahm und dann spektakulär zersprang und zu einen schimmernden, roten Funkenregen wurde. Ich hätte Delia gerne ein Buch mitgebracht. Das eine sah sehr vielversprechend aus, zumindest was ich in der Kürze gesehen hatte. Vielleicht hätte sie so ein Buch aufgemuntert. Eine Geschichte mit Happy End und Liebesschnulzen. So etwas finden Frauen doch immer so Interessant. Und da zog er mich auch schon wieder vom Buchstand und schnaubte einmal verächtlich, "Würdest du bitte einmal auch mir folgen? Oder brauchst du eine Leine?". Ich grummelte in mich hinein und schlürfte ihm schnellen Schrittes hinterher. Plötzlich war es, als wäre er vor meinen Augen verschwunden. "Wie jetzt? Hallo?", ich wurde in eine Seitengasse gezogen und hatte eine Hand vor dem Mund. "Spinnst du? Soll jeder mitkriegen wo wir sind?", ich kämpfte mich murrend aus der Umklammerung des unheimlichen Mannes frei und schaute auf seine Narbe, welche fast so aussah als würde sie leuchten. "Wo..."- "Nicht wichtig. Komm.", genauso mochte ich es. Keine langen Erklärungen und knappe Anweisungen. Perfekt für Momente in diesen, wo man ja keine tausend Fragen im Kopf hatte. In der Seitengasse stank es bestialisch, ich konnte schwören, es stank nach Rattensaft. Hier und da sah ich auch ein oder zwei Ratten an uns vorbeiflitzen. Eine trat ich mit dem Fuß beim dem laufen. Ich schaute auf das quiekende Nagetier und stellte fest, dass es so schien als würde es mich mustern. Es drehte sich einmal und rannte dann davon. Der Mann Stand schon bereit an einer Tür und wartete mit verschränkten Armen auf mich. Also rannte ich zu ihm hin und rückte meine Mütze zurecht. "Sind wir fertig? Müssen wir vielleicht noch kurz dir etwas zu trinken kaufen oder zu essen? Vielleicht ein Buffet und 5 Flaschen Wein?" Verwirrt und leicht errötet schüttelte ich bestimmt den Kopf. Ich weiß ja, dass er verdammt nochmal Recht hatte. Wir hatten nicht genug Zeit, um Zeit vertrödeln zu können. Er klopfte drei Mal und trat dann einmal gegen die Tür. Diese sprang wie auf Kommando so leise und Geräuschlos auf, als hätte einer nur darauf gewartet, aufzuspringen und zu spähen, ob wir da sind. "Der Abendhimmel sei mit dir" murmelte es hinter der Tür hervor. Der Mann legte seine geballte Hand aufs Herz und Symbolisierte mit einer großen Handbewegung die Abendsonne. " Wenn es brennt, soll es Mein sein." nuschelte er leise, aber dennoch eindrucksvoll und feierlich. Endlich geht die Tür ganz auf und ein recht pummeliger, aber lieb aussehender, Mann stand vor uns. "Hallo meine kleinen Freunde der Abendsonne. Wo ihr Scheint, soll mein Weg Frieden finden. Mein Name ist Ronny, kommt doch herein, bevor der Mond scheint." Er kraulte seinen stoppeligen Bart und zog uns sachte aber bestimmt hinein. Als die Tür Zuviel gingen Plötzlich tausende von kleinen Lichtern an. Viele Gesichter, die im Schein der Lichter so düster und Unheimlich wie der Tod selbst wirkten, standen in einem Halbkreis um uns. Ein seltsam Aussehender Elf, mit hoher Stirn und langen schwarzen Haar trat hervor und fragte: " Wa ishiveri ikaravi ven?". Ich runzelte die Stirn und zupfte nervös an meiner Kapuze. Was redete der? In was, redete er? Ronny legte die Arme um unsere Schultern und Grinste über beide Ohren. Ich mochte ihn jetzt schon, musste ich zugeben. "Keine Angst Vordin, das sind Freunde der Abendsonne." Vordin schritt langsam und sehr feminin auf mich zu und schaute mir in die Augen. "Itshi Sheve no Havera?" zischte er mich an. "Avanei!" rief der Mann mit der Narbe und schob sich vor den Elf. " Der Elf zog blitzschnell einen Dolch hervor und hielt ihn ihm an den Hals. Sogleich begann seine Narbe vor röte zu Glänzen und zu Leuchten. Vordins Hand, in der der Dolch ruhte, zitterte merklich. Er ließ den Dolch fallen und trat zwei Schritte zurück. Er streckte die Hände schützend vor sich und murmelte: "Verzeih mir Rotes Feuer, Verzeih mir!" - "Du sprichst ja doch meine Sprache!" rief ich beleidigt hinaus. Ob es jemanden Interessierte wagte ich zu bezweifeln. Alle Blicke lagen gebannt auf der Narbe, die Rot wie die Schuppen eines Drachen leuchteten. Eines Drachen? Die verschiedenen Rottöne glichen eher der monströsen Flamme eines Drachen und genauso gefährlich. Ob es so heiß war, wie die Flamme? In diesen Augenblick, hätte es mich nicht gewundert. Ich schaute zu ihm und er schaute mich an. Seine Narbe irritierte mich und schien heller zu leuchten, als er sich zu mir drehte. Mit einem Ruck, der mich völlig Überraschte, schmiss er meine Kapuze nach hinten. Er drehte sich so schwungvoll um, dass seine Haare meine Nase kitzelten. Er Stand nun vor mir und mit den ausgebreiteten Armen rief er: " Ich bin die Drachenglut und dass hier ist die Flamme des Drachen!". Er trat beiseite und schaute mich an. Alle schrien erstaunt auf. Es trat eine merkwürdige Stille ein. Irritiert über meine plötzliche Taufe und über die gespannten Gesichter, die mich anschauten, tat ich dass, was mir als einzige einfiel. Ich ballte meine Faust und grüßte die Abendsonne, so wie Drachenglut es an der Tür gemacht hatte. "Seine Augen leuchten Rot, Seine Augen leuchten Rot!" riefen sie und verfielen in einen Jubelchor. Erleichtert seufzte ich und wurde von Ronny beiseite genommen. " Also kleines Flämmchen, ich muss sagen, du gefällst mir auch. Willkommen im Bund des Feuers." grinste er und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Ich hatte tausende von Fragen, aber irgendetwas in mir wusste, hier bekäme ich Antworten. Und als Beilage: zusätzliche Fragen.
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Avaranda - Stadt der Drachen
Fantasía"Du bist eine Fehlgeburt, die niemals hätte existieren dürfen!" - Wenn diese Worte nicht Teil eines verachteten Vorurteils sind, sondern auf einer allgegenwärtigen Tatsache basieren, beginnt ein Alptraum. Die Existenz wurde verspottet, geschändet un...