Delia
Braune Augen. Braune Haare. Eine Narbe. Ein monoton schauender Blick, der sanfter und gruseliger nicht sein könnte. Ich stand da, mitten in der Tür und fühlte mich plötzlich fehl am Platz. Noch vor Sekunden bin ich hinein gestürmt, in der Hoffnung ich finde ein Stück meines Zuhauses wieder. Ein kleines Stück, das genauso geblieben ist wie es schon davor war. Ein Zuhause, an das ich mich gewöhnt hatte. Nervös strich ich mir noch mehr Haare vor mein Auge. Mein Blick schnellte auf den Boden als ich bemerkte, dass mich allesamt anstarrten. Ich spührte den kalten, morschen Holzboden unter meinen Füßen. Dieser Boden fühlte sich an, wie die derzeitige Stimmung die hier herscht. Kalt und leblos. "Wie geht es dir?", ich starrte Chrissi an. Er höhrte sich anders an. Der Stimmton war gleich, recht hell für einen Mann und trotzdem vertrauenswürdig. Wie geht es mir eigentlich? Das war eine gute Frage über die ich bis jetzt eigentlich kaum Zeit hatte nach zu denken. Ich dachte an den Moment im Spiegel und fühlte mich ehlend. Erinnerte mich an den Moment, in dem ich die Treppe runter rante und mich beflügelt und gestärkt fühlte. Dachte an ... dieser Moment er war so verschwommen. Ich erinnerte mich an heiße, blutunterlaufene Hände, die sich um meinen Hals gelegt hatten. Dann erinnerte ich mich an keine Bilder mehr. Es war, als sei all das nicht existiert. Ich hab sie gehört, sie sagten irentetwas von Opfer der Katastrophe. War "Ich" die Katastrophe? Chrissi räusperte sich und schaute mich besorgt an. Erst jetzt viel mir auf, dass eine Träne aus meinem nicht verdeckten Auge getreten war. Ich wischte sie mit dem Ärmel ab und schaute Chrissi an. Ich hatte eine Antwort gefunden, die erstmal reichen müsste. "Den Umständen entsprechend, nehme ich mal an, dass es mir Gut geht. Ihr seit noch für mich da und ich lebe noch" - und zwar mit Narbe, aber dass wollte ich eher ungern Hinzufügen. "Höhr auf daran rum zu spielen, sonst wird sie nur größer..." , Nico flüsstere fast schon und dennoch lief mir der Schreck durch Mark und Bein. Ich hatte es wieder getan, an meinen Haaren gespielt. Wie konnte ich so doof sein und denken, dass sie mich von sicheren Ort zu sicheren Ort trugen ohne dass sie meine Narbe zu gesicht bekämen. Ich schaute auf den Narbenmann, der jetzt langsam aufstand und zu mir lief. Jetzt, wo ich seine Narbe im Gesicht, Hunderte auf den Armen, gespickt mit etlichen, teilweise noch offenen Wunden, schämte ich mich ein wenig. "Ich heiße Drachenglut. Wilkommen Delia zu Gast beim Bund des Feuers.", seine Stimme war recht dunkel und auch etwas rau, jedoch schien sie auch etwas sympatisches an sich zu haben. Ich wurde rot, als er eine ritterliche Verbeugung machte und so gebügt scheinbar auf eine Reaktion wartete. Es kicherte aus der Ecke. Natürlich schaute ich zu ihnen und sah Nico und Sven mit der Hand vor dem Mund. Sie versuchten sich das lachen zu verkneifen, was offensichtlich nicht wirklich zu funktionierte. Auch Chrissi lächelte mich an. Es ist fast so als wollten sie sagen, dass alles in Ordnung sei. Das Verrückt sein, anders sein nicht verboten war. Noch vorhin habe ich geweint, weil ich anders war. Weil ich jetzt eine Narbe trage, dessen Herkunft ich nicht kannte. Weil Meine Ohren zucken, immer dann, wenn einer der anderen lauter lachten. Ich war traurig weil ich. Dabei sollte ich froh sein weil wir. Weil ich nicht allein bin sondern weil wir alle hier sind und immernoch zusammen gehören. Weil wir eine Familie sind, zumindest Chrissi, Sven, Nico und ich. Bei Drachenglut war ich mir noch nicht ganz sicher, musste mir aber eingestehen, dass er eindeutig zu uns Verrückten passte. Ich lachte und drechte mich einmal im Kreis. Mein Kleid flatterte und meine Haare schienen zu tanzen. Was schehrt mich meine Narbe, wenn ich im Kreis von Freunden und Verbündeten stand. Lächelnd strich ich meine Haare aus dem Auge. Mit dem Kleid in den Händen machte ich einen Damenhaften knicks "Mein Name ist Delia. Ich freue mich zu Gast bei einer Familie zu sein." Plötzlich war ich in den Armen meiner Familie und Drachenglut schaute zufrieden zu.
Wir saßen nun alle zu Tisch. Drachenglut saß an meiner Rechten und Sven zu meiner Linken. Nico und Chrissi saßen auf der anderen Tischseite. Man höhrte den Kamin knistern und die Wärme tanzte auf der Haut. Der Tee tat gut und wärmte mich auf. Der Raum war etwas schöner und wesentlich gemütlicher eingerichtet, als der Rest des Hauses. "Delia?" - ohje, jetzt war es so weit. Ich verschluckte mich vor nervosität am Tee und hustete einmal. "Darf ich jetzt?" fragte ich und rutschte auf meinem Stuhl hin und her. Drachenglut nickte und meine ganzen Fragen drängelten sich vor. Welche sollte ich zuerst fragen? Chrissi schaute mich auffordernt an und Nico und Sven schauten mich gebannt an. "Wer bist du?" rutschte es mir raus. Ich war einfach zu nervös um besser über die Fragen nach zu denken. " Ich bin Drachenglut... ", schmunzelte er reichtlich nervös. Sven sprang plötzlich auf, worauf sein Stuhl drohte umzukippen. "Und ich Drachenflamme! Und Sven!" rief er und schaute Drachenglut an. Drachenglut wurde sichtlich nervös, denn er wusste worauf es sowohl ich als auch Sven abgesehen hatten, auf seinen richtigen Namen. Das war es, was mich unterbewusst am meisten gestöhrt hat, dass ich jemanden Vertrauen schenkte, ohne in zu kennen. Er knallte seinen Teebecher auf den Tisch, sodass ein paar Tropfen den Tisch bedeckten. Er zupfte an seiner Kaputze rum und lief zum Kamin. Fast wie versteinert stand er da und starrte in die tanzenden Flammen. "Sanjo", kam es unerwartend laut und deutlich von ihm. Er schnellte um und schaute mich von oben herab an. "Und wer bist du?" fragte er mich. "Delia... dachte ich?", ich krallte mich an meinen Stuhl und versteckte mich hinter meinen Haaren. Meine Beine sahen nun um einiges interresanter aus, als seine braunen, finster drein schauenden Augen. "Wiso denkst du, sollte ich dir erzählen wer und was ich alles bin, war und werden könnte? Du kannst mir nichtmal mit voller Überzeugung sagen, wer und was du bist!" er schrie nicht und trotzdem taten diese Worte mehr weh, als ein Tritt in die Magengrube. "Ich bin ein Freack..." Ich sprang auf, mit Tränen die glitzernd mir über die Wange ströhmten. Der Kamin zog mich an. Ich schaute den Flammen zu und fühlte mich gleich viel ruhiger als ich hineinschaute. "Erkenne wer dein Freund ist und erkenne wer dein wirklicher Feind ist..." murmelte ich. So ganz wusste ich nicht mehr woher ich die Worte kannte. Meine Wangen wurden ganz warm von dem Feuer. Ich beruhigte mich ein wenig und starrte noch etwas in das Feuer. "Das Feuer ist mein Freund." beschloss ich. "Es beruhigte mich auf eine seltsame Art und weiße und hatte mir noch nie etwas böses gewollt. Nur Menschen wollen Böses von mir oder lachen mich aus, aber noch nie tat es das Feuer." Natürlich hatte ich es ausversehn laut ausgesprochen, was ich gedacht hatte. Sanjo Drachenglut stand neben mir und schaute weder böse noch traurig ins Feuer. "Du hast mir gesagt, du würdest meine Fragen beantworten. Meine Frage ist, wer bist du, dass ich dir Vertraue obwohl ich dich nicht kenne". Wir schauten aneinander vorbei und ich spührte die gewisse Spannung die in der Luft. "Ich bin der, der dir sagen kann was du bist. Was ihr alle seit. Was wir alle sind, um genau zu sein. " Ich drehte meinen Kopf zu ihm und schaute ihn an. In seinen Augen spiegelte sich das schwanken und wogen der Flammen. Seine Haare sahen zerzaust unter der Kaputze hervor und schauten sehr mitgenommen aus. Er sah gut aus, musste ich murrend gestehen. Dieses seltsam geheimnisvolle Lächeln hatte etwas. Und genau deshalb fing ich an, dieses Lächeln zu hassen. "Wer sind wir?" Sven trat zusammen mit Nico ans Feuer und schauten Sanjo an. "Wie wäre es, wenn wir alle wieder an den Tisch kommen und wir euch erklären, was uns alle verbindet. ", wir drehten uns zu Chrissi um und nickten. Langsam und bedacht liefen wir zu Tisch und setzten uns hin. Nur Sanjo blieb stehen und lehnte gegen den Stuhl. Er verzog das Gesicht und streifte wiederstrebend die Kaputze ab. Mit einem Ruck zog er eine scheinbare Perrücke runter und entblöste noch Zerzaustere feuerrote Haare. Er lachte als er das Entsetzen in unseren Gesichtern laß. Nicht nur seine neue Haarpracht wurde entblößt. Auch seine Spitzen Ohren wurden jetzt sichtbar. Ich rückte mit dem Stuhl näher an den Tisch als ich es genau sah - Sein Ohr hat gezuckt. Ich riss meine Augen auf und musste ganzschön dämlich aussehn, mit geöffneten Mund. Dan kamen doch Worte heraus: "Wer bist du? Und wer bin ich?".
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Avaranda - Stadt der Drachen
Fantasía"Du bist eine Fehlgeburt, die niemals hätte existieren dürfen!" - Wenn diese Worte nicht Teil eines verachteten Vorurteils sind, sondern auf einer allgegenwärtigen Tatsache basieren, beginnt ein Alptraum. Die Existenz wurde verspottet, geschändet un...