XXIV Kleiner, Freier Wattebausch

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Delia Shali

Ich schlug die Augen abrupt auf und versuchte ruckartig in Kampfposition zu gehen. Der Sturz aus dem Bett, direkt auf kalten Steinboden, brachte mich so derart aus der Fassung, dass ich, trotz Schmerzen, nicht einmal in der Lage gewesen wäre zu schreien. Alles sah immer noch sehr verschwommen aus. Es roch nach eisiger Kälte und nassem Gestein. Eine bleiche Hand zog mich sachte hoch und legte meinen Arm um seinen Hals. Meine Beine schmerzten fürchterlich bei jeden kleinen Schritt den wir in Richtung verschwommenem Bettlacken machten. Ich wurde wieder hingelegt. Eine junge Dame mit seltsamen Ohren schaute mich aus ihren kleinen Kulleraugen an. Sie war deutlich kleiner als ich und trug eine kleine Schürze, über ihr schwarzes, bis zu den Knien langes, Kleid. Ob sie eine Dienstmagd sei? Und wenn ja, wessen Dienstmagd war sie und in wessen Haus bin ich dann gelandet? Ihre Lippen bewegten sich und formten die Worte "Bitte warten". Ihre Bitte hallte in meinem Kopf wieder und drückte mit voller Wucht gegen meine Schädeldecke, so als wollte jeder einzelne Buchstabe ein Loch nach Außen bohren. Die Dame dribbelte aus dem Raum und schloss die Türe sachte und leise. Ich dankte es ihr.

Der Tisch bekam eine weitere Delle. Sven wütete um sich und brüllte durch den ganzen Versammlungsraum. Die Schallenden Wände waren durchaus für den extra dramatischen Effekt zuständig.
Einige Raben flatterten aufgeschreckt, vom Fenstersims, in die Abenddämmerung des lodernden Waldes.
"Ich hab es gewusst!",
schrie er und donnerte immer wieder mit der Faust auf den Tisch.
"Niemand konnte Ahnen -",
"Oh doch! Das hat hier jeder Geahnt!" - unterbrach Sven den finster drein blickenden Offizier. Er schimpfte noch einige male über Alles und Jeden bevor er abrupt von Chrissi unterbrochen wurde.
"Mäßige dich auf der Stelle Sven!" - sprach Chrissi laut und bestimmend.
Sven murmelte noch einen letzten Satz, bevor er sich mürrisch abwandte. Chrissis Augen waren um nächtigt und seine weißen Haare ein wenig Unordentlich. Es schien eine lange Nacht voller Überlegungen für ihn gewesen zu sein. Langsam trat er vom Fenster zurück und schritt zum zerbeulten Tisch. Er schob seine Brille hoch und wollte gerade etwas sagen, als ein kleines Fräulein in den Saal eintrat.
"Entschuldigung für die Störung.",
sagte sie und atmete hechelweise, wie ein getriebener Hund nach der Jagt.
Er wollte sie schon weg schicken, Fräulein Siliana war bereits vorher da gewesen um zu verkünden, das Delia erwacht ist. Sie knickste höflich und schien erst so recht nichts sagen zu wollen, doch irgendwann machte sie doch den Mund auf.
"Sie ist weg!" -
flüsterte sie leise und spielte nervös mit ihrem Kleidchen.

Ein Schock ging allen durch den Körper. Wie ein wehender Wind so schnell, trat Chrissi vor das zierliche Ding und wiederholte die Worte, "Sie ist weg?", während er auf sie hinunter blickte.

Ewigkeiten vergingen. Ich beobachtete den Vorhang der hypnotischerweise, hin und her pendelte. Das Fenster war über mir. Ab und an, wenn es der wallende Vorhang zuließ, konnte ich die vorbeiziehenden Wolkenmeere beobachten. Von einer sachten Briese voran getrieben, glitten Etliche Wattebauschen an mir vorbei. Wie ich mich sehnte, einfach von dannen ziehen zu können, so wie es der kleine, flauschige Drache soeben getan hatte.
Wenn ich die Augen schloss, konnte ich die Bäume sehen, die sich zu einem Dichten Wäldlein zusammen schlossen.
In sanften Wogen winkten mir ihre zahlreichen Ärmchen zu. Doch als ich einen genüsslich Atemzug voll frischer Tanne nehmen wollte, so stieg mir nur der Geruch von altem Blut und nassem Stein in die Nase.

Ich war mir nicht sicher, wie lang ich so vor mich hin geträumt hatte. Zudem war ich mir ebenfalls nicht sicher, ob ich hier gefangen gehalten wurde oder als Gast zum Bleiben eingeladen war.
Meine kleine Soldatenarmee zog in den Abendhimmel und verzerrten sich zunehmend. Als ich mich aufrichtete, knarrte das Holz des Bettes und erneut drückte es an meinem Kopf. Ich dankte dem Schlummertraum, welcher offensichtlich die Schmerzen um ein vielfaches gelindert hatte. Die junge Dame war nicht zu sehen. Eine kleine, flackernde Kerze stand neben mir auf einem Nachttisch und leuchtete in einem sanften Goldton. Spontan hatte ich das Verlangen, den kleinen Kerzenhalter zu nehmen, und mein Zimmer ein wenig zu erhellen.
Es wäre ein schönes Zimmer gewesen, wenn die Steinwände den Raum nicht so erdrückend eingepfercht hätten. Schlicht gehalten und doch Dekorativ. Ich trottete zum Fenster und blickte hinaus in die Abendsonne, welche so unbekümmert, von allen Geschehnissen des Tages, hinter den Baumspitzen verschwand. Einige Krähen flogen aufgeschreckt an meinem Fenster vorbei in den dämmernden Wald hinein. Ich beschloss in diesem Moment, dass ich herausfinden wollte, ob ich nun Gefangen war oder nicht.
Wahrscheinlich starrte ich seit etlichen Minuten die Maserung der hölzernen Tür an. So alt und Robust stand sie vor mir, wie ein weißer König, der jedem Krieg standgehalten hatte.
Ein Warmer Stoß durchflutete mich. Ich danke dir Shinishi.

Gefasst darauf, dass eine Enttäuschung bevorstand, drückte ich die Klinke hinunter. Ein sanftes Klicken ertönte. Danach ein Quietschen von altem Holz, als diese sich schleichend ohne mein Zutun öffnete. Ein fluchtartiger Reflex. Ein schneller Schritt gefolgt von etlichen Hecktischen, hinaus in den kalten, dunklen Flur.

Hallo Leute.
Es hat lang gedauert, bis ich mal wieder etwas geupdatet hatte.
Das tut mir leid ^^

An dieser Stelle einfach nur:
FROHE WEIHNACHTEN ♡


Nachtrag: Wittmung an die Faule Lord Nasenlos!!!!

Avaranda - Stadt der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt