XIX Ihr unbeholfener Dolch

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Delia

Diese unruhige Stille. Kein Mucks, kein Laut. Nicht einmal der Wind war zu hören. Mein Herz schlug Laut und unregelmäßig schnell. Das einzige Geräusch, das mein Gehirn deutlich wahrnahm. Gebannt starrten wir in Lauerstellung an die Decke. Sofern unsere Blicke herumschweiften, oder wir uns gar ansahen, so waren wir steht's bereit. Wofür bereit? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur eins: wenn es nicht bald passieren würde, so würde mich meine Ungeduld um den Verstand bringen.

Ist da wirklich etwas?

Die Kutsche schwankte. Ein harter Schlag von rechts. Ich fiel und flog zu Sanjos Füßen. Sogleich würde mir das Herz aus der Brust springen. Der Vorhang flatterte und gab den, vorhin noch so lieblichen, Mond für einen kurzen Moment erneut Preis. Es war mir, als würde er im goldenen Schein flackern. Dann beruhigte sich der Vorhang wieder und hüllte mein verzerrtes Gesicht erneut in die Dunkelheit. Ganz langsam ging ich wieder in die Hocke. Der Griff des Dolches war mit Schweiß getränkt, doch ich würde ihn um nichts in der Welt mehr los lassen. Sekunden. Minuten. Viele Minuten war es wieder Still. Die Pferde schnaubten verächtlich und scharrten ungeduldig mit den Hufen.

Doch dann! Ein lautes Wiehern! Ein Markerschütternder Schrei! Die Kutsche ruckelte und neigte sich vorne über gen Boden. Man hörte noch das Pferd davon Galoppieren. "Der Kutscher!", flüsterte ich starr vor Schreck. Die Kutsche wankte erneut - und viel um. Ein beachtlicher Rums und ich Landete auf Sanjos Magengegend. Verärgert drängte er sich hervor und sprang wieder auf die Beine. Diese Eleganz. Sehr beachtlich. Ach komm schon Delia, falscher Zeitpunkt!

Hektisch suchte ich nach meinem kleinen Dolch. Es wurde mir vor die Füße geworfen. Verärgert griff ich danach und rieb mir die Schweißperlen von der Stirn.

Mir reichte es nun endgültig. Warum müssen immer Leute für mich da sein. Warum müssen sie immer um mein Leben bangen. Und warum, um Himmels Willen, ist es mein Leben, nachdem alle Welt trachtet. Ein schneller Griff und ich Band meine unendlich langen Haare zu einem hohen Zopf zusammen. Eine kleine Träne huschte mir über mein Gesicht. Eben jenes Tuch, dass ich für den Zopf benutz hatte, lag eines Abends auf meinem Bett in der Kajüte. Damals. Auf hoher See. Damals. Wo wir alle noch ein Team waren. Meine damalige Familie. Ich wusste genau, woher es kam. Ich rieb mir die Augen. Und jetzt, wo ich keine Familie mehr habe, wozu sollte ich Vorsicht walten lassen?

Mit geschlossen Augen griff ich nach meinem Medaillon am Hals. Shinishi, Sei bei mir. Ein Windstoß ließ meinen Zopf wanken und mein umständlich weißes Kleid flattern. Blutbefleckt. Wann hätte ich es wechseln sollen?

Energisch riss ich die Augen auf und sprang, durch die offene Tür an der Decke. Sie würde der Weg gewesen sein, den auch Sanjo für sich erwählte.

Es hätte sich sowieso nicht gelohnt, ein reines Kleid zu tragen. Es würde sich nie mehr lohnen. Und genauso wenig, wird es mir nie wieder etwas bringen ängstlich zu sein.

Ich landete neben Sanjo und stellte mich sofort in Verteidigungsposition. Sein Gesicht war, durch seine Feuerartigen Haare, in Dunkelheit gehüllt. Hecktisch schaute ich mich um. Der Nebel war dichter geworden. Die Nacht hatte ihren Höhepunkt an Finsternis erreicht. Nur noch der goldene Mond schenkte mir sanftes Licht und ein wenig Trost und Hoffnung.

Etwas lief mir über die Hand. Schwitzte ich immer noch so sehr?

Ich schaute zögerlich auf meinen Dolch und erschrak unvermittelt. Blut?

Nervös schaute ich meine Hand an.

Nichts. Sorgen.

Mein Körper? Keine Verletzungen. Panik.

Zitternd stand ich nun da und hatte Angst, weil ich eigentlich schon von Anfang an wusste, woher es gekommen war. Der Mondschein ließ jeden einzelnen Tropfen Blut, der wie in Zeitlupe von dem Dolch hinab stürzte, wie eine kleine Scherbe glitzern. Wieso kann ich nicht einmal nützlich sein. Egal in welcher brenzligen Lage wir je wahren, das meiste Gefahrenpotential ging stets von mir aus.

Sanjo lief auf mich zu. Sein Mundwinkel war zu einem gequälten Lächeln verzogen. Als er neben mir stand, hob er den Kopf, sodass ich in seine verärgerten Augen blicken konnte. Ich hatte es schon gesehen. Er verdeckte, mit seiner rechten Hand, seine Hüfte und dennoch konnte man es sehen. Ich starrte nur noch auf die tiefrote Pfütze zu meinen Füßen und im Augenwinkel sah ich, wie er immer näher kam. Ich konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen. Meine Hand umklammerte den Dolch und die andere ballte ich zu einer zitternden Faust. „Wer ist hier?" murmelte ich eher vor mich hin, als dass ich wirklich eine Antwort erwartet hätte. „Kann ich dir nicht sagen." – „Aber wieso nicht?", stieß ich voller Verwunderung aus und schaute ihn an. Sein Kopf war weggedreht und seine Augen konzentrierten sich auf einen Punkt im Wald. „Will ich nicht sagen." „Der Kutscher ..." – „Du bleibst hier!" unterbrach er mich energisch. Ich erschrak, als er mir ruppig den Dolch aus der Hand schlug. „Kannst du eigentlich auch irgendetwas? Oder tötest du immer nur ausversehen?" brüllte er durch die Nacht. Er schaute mich nicht einmal an, sondern starrte nach wie vor auf den Wald. Diese eisige Kälte und diese harten Worte trieben eine Träne heraus. „Hör auf zu flennen!"

Ich finde du gehst zu weit!

„Nein Shishi du bist so ein Idiot, sie Orten dich! Wenn du redest..."

- „Was dann?", eine Unbekannte und bedrohliche gestallt trat aus dem Schatten der Dunkelheit hervor. Seine Stimme war tief und voller Zorn. „Zu lange schon, suchen wir diesen Abtrünnigen!", er fing an zu lachen. Nicht dieses merkwürdig, schöne Lachen von Sanjo. Es war, als ob sich der Teufel höchst persönlich über mich Lustig machen würde. Voller Angst stolperte ich zum nahe gelegenen Dolch und schnappten ihn mir vom Boden. Jedoch war er voller Blut und rutschte mir zugleich wieder aus der Hand. Eine brennende Wunde an meinem Bein war die Folge.

Wieder dieses befremdliche Lachen. „Zuerst dachte ich, du würdest aus Frust sie beleidigen wollen. Aber nun schenke ich dir Glauben. Sie ist ungeschickter, als ein kleines Kind, aber mindestens genauso nervig."

Sanjo knurrte merklich verbittert. Ich drehte meinen Kopf und in diesen zwei Sekunden, in denen ich in seine Augen schauen konnte, sah ich nur Verachtung.

Ich würde es euch schon noch zeigen. Euch beiden!

Hey Leute :D ich mal wieder
Wiso auch nicht was ^^
Ich freue mich, dass du schon so viel Gelesen hast!!! Ey in A4 sind es in Word 75 Seiten xD
Ich hätte nie Gedacht, dass meine Geschichte so viele Leser erreichen würde :3 und ich freue mich über jeden Einzelnen !!! Meine Watty Familie ihr seid die besten der Welt ♡
Liebe Grüße und bleibt so wie ihr seid! :3 ♡

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