XIII Gleißende Stimme im Kopf

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Delia

Ich sprang vom Schiff und wollte am liebsten den Boden küssen. Die ersten paar Schritte schwankte ich noch, so als würde ich noch auf dem Schiff gegen die Wellen ankämpfen. Die Kälte ging mir immer noch durch Mark und Bein, aber ich glaubte, dass ich mich so langsam daran gewöhnt hatte. Ich will gar nicht wissen, wie viele elendig lange Tage ich auf diesem Schiff war. Was hast du denn? War doch fast wie Urlaub. "Sei Still!", brüllte ich und merkte im nächsten Moment, dass ich eine Kiste voll Fisch anschrie. Nico räusperte sich und auch Sven schaute mich argwöhnisch an. Ich lächelte verlegen und murmelte etwas von Übermüdung bevor ich so schnell es ging an einen etwas sichereren Ort rannte. Am Hafen hinter einem angelegten Schiff. Ich schaute mich verstohlen um und als ich mir sicher war, dass mir keiner zuhörte sagte ich ganz leise: " Ich dachte ich wäre dich los." Wie unhöflich. Die Stimme war sichtlich beleidigt. Sie klang mehr freundlich als böse, doch ich würde nicht darauf reinfallen. "Ich finde es unhöflich, dass du einfach so in meinen Kopf rumspuckst und mir nicht mal deinen Namen sagst.", es war so weit. Ich erklärte mich hier und jetzt selbst zum Volltrottel. Ich stand da, gebückt und versteckt hinter einem Schiff und sprach mit einer Stimme in meinem Kopf. Warum sollte ich? Du hast mich dir auch nicht vorgestellt. Jetzt verstand ich Garnichts mehr. Ich lief nervös im Kreis und gestikulierte mit meinen Händen während ich mit mir sprach:" Ganz ruhig. Das hatten wir schon mal. Dieses komische Hirngespinst ist nach einiger Zeit verschwunden." Hirngespinst?! Oh mein Kopf. Der Schrei dröhnte in meinen Kopf und schien endlos oft nachzuhallen. "Ich spinne..." murmelte ich bedrückt. Dann spürte ich diese angenehme Wärme. Zuerst spürte ich sie ganz deutlich am Hals. Und bevor ich an eine Krankheit denken konnte, breitete sich die Wärme in dem Rest meines Körpers aus. So beruhigt und geborgen hatte ich mich schon lange nicht mehr Gefühlt. Glaubst du mir jetzt dass ich da bin? Ich hörte den spöttischen Unterton der Stimme ganz genau, sagte aber nichts dagegen. Endlich die beißende Kälte los zu sein Stimmte mich zufriedener, als es mir ein Streit mit meinem - was eigentlich? - wert war. Ich lehnte mich gegen eine Kiste und schloss die Augen. Ich erwartete Dunkelheit und Ruhe und wurde enttäuscht. Ich sah das Meer unter mir, so Wild und Frei. Die Wolken die Auf mich zuflogen und meine Sicht für kürze trübten, sobald ich durch sie durchflog. Ich glaubte sogar daran, den Wind zu spüren. Ich öffnete ruckartig meine Augen und sah noch meine Haare auf ihren Platz zurück fliegen. Wie viel konnte ein Elf sich einbilden? Hatte ich gezaubert? Ich hatte an Bord oft versucht zu zaubern, aber es ging nie. Ich war nie wirklich begeisterungsfähig für die Zauberei gewesen und doch war ich zutiefst enttäuscht, als ich es nach solch einem Ereignis immer noch nicht konnte. Wir brauchen einander. Wie heißt du? "Delia" Warum nicht. Wenn die Stimme schon gefangen ist, soll sie auch wissen in wessen Kopf dies geschah. Ich heiße Shinishi. "Ein seltsamer Name." Shinishi brummte. Ich habe mich doch auch nicht über deinen lustig gemacht. "So war's nicht gemeint." Ich lächelte zufrieden. Ja, ich war mir sicher dass er da war. Shinishi, wie auch immer, war wirklich bei mir- in mir? Irgendwo hier war er auf jedenfalls. "Warum bist du da?" Ich mochte dich und hab dafür gesorgt, dass ich zu dir komme. Du brauchtest Schutz. "Wo bist du?" Als würde ein Zauber mich kontrollieren ging meine Hand an meinem Hals. Ich stand auf und lief auf einen Steeg. Vorsichtig lief ich auf den Rand und schaute in mein Spiegelbild des Wassers. Dort blinkte das Schmuckstück an meinem Hals. Es hatte edle Steine auf einem Band und einen Anhänger eines Tieres. Ein Vogel vielleicht. "Du bist der Vogel?" - "Delia?" ertappt drehte ich mich um. Sanjo stand vor mir und schaute nicht gerade erfreut. "Was soll das? Wir durchsuchen den ganzen Hafen nach dir! Wir werden gesucht Mädchen! Das ist kein Urlaub!" Ist der immer so mürrisch? An Bord schien er entspannter... fast schon süß. "Halt die Klappe!" rief ich Shinishi zu. Sanjo stand mir mit offenen Mund gegenüber. Er starrte mich fassungslos an. So ein Mist! "So meinte ich das nicht. Ich meine, ich habe es gesagt, aber nicht zu dir. Ich meine ... " Er schnellte zu mir und hielt seinen Dolch an meinem Hals. Soll ich ihn verglühen? Ich zog an meinem Band und hoffte, dass Shinishi es nicht tun würde. "Wer bist du?" Sanjo musterte mich eindringlich und schaute finsterer als die Dunkelheit. Die ganzen Tage über war er eher verspielt und lustig drauf gewesen und plötzlich wurde mir mulmich. Mit einer schnellen Bewegung steckte er seinen Dolch weg und griff nach meinem Arm. "Hey!" ich wollte schon protestieren, doch er drehte sich zu mir und brummte düster. Eingeschüchtert ließ ich mich zurück zu unserem Schiff zerren. Tut mir leid, aber die Wärme muss jetzt wieder gehen. Ich bin müde und ansonsten merkt Sanjo etwas. Es betrübte mich, das Shinishi jetzt weg zu sein schein. Ganz allein gegen seinen Zorn ankommen Ich wusste noch nicht so ganz warum ich eine Stimme im Kopf habe, aber irgendwie beruhigt es mich. Er scheint freundlich zu sein, auch wenn ich fast Garnichts von ihm weiß. Den anderen werde ich lieber nichts sagen. Sie würden doch nur so reagieren wie Sanjo jetzt. Geistesabwesend ließ ich mir meinen Umhang entgegen schmeißen und schlich den anderen Jungs hinterher. Ich würde noch herausfinden, wer Shinishi ist. Das schaffe ich auch allein oder ich will nicht Delia heißen.



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