Jeder meiner Schritte zerstörte die sanfte Ruhe, welche sich wie ein Schleier über die steinernen Flure gelegt hatte. Eine Weile schon suchte ich nach einem Ausgang. Das Rennen wurde mir derweil schon zu Mühselig und die Panik wich der Neugier und so, lief ich langsamen Schrittes, dennoch vorsichtig, durch das riesige Anwesen.
Verstohlen linste ich durch eine, einen Spaltweit offene, Tür. Meine Abenteuerlust war empört, als dieser Blick nur eine Putzkammer offenbarte.
Tief in mir Spürte ich, dass dieser Ort so viel zu verbergen hatte. Mehr als Besen und Mopp. Etwas fühlte sich friedlich an. Entweder wurde mir irgendeine Art von Droge verabreicht, oder es versprach ein verstörendes Leben zu werden. Meine Aufmerksamkeit richtete sich nun der Dekorationen. Keinerlei Bilder zierten die kargen Steinwände. Diese glichen es durch ihr eigenes, faszinierendes Muster aus Rissen und Ritzen aus. Der Boden fühlte sich glatt und frostig an. Einiges an Spinnengetier hatte es sich in den Ecken gemütlich gemacht. An sich, war es einfach nur ein länglichgezogener, leerer und vernachlässigter Raum gewesen, ohne jegliche Wärme oder Geborgenheit. Und trotz allem, mochte ich es hier zu wandeln.Auf blanken Solen lief ich durch etliche Gänge, alle sahen genauso aus, wie der Gang zuvor. Das Anwesen war deutlich riesiger, als ich zunächst angenommen hatte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Als ich um eine weitere Ecke gebogen war, offenbarte sich mir eine Wendeltreppe, welche sowohl weiter hoch, als auch weiter hinab führte. Auch wenn sie schon leicht bröckelte, schien sie ein Guter Fluchtweg nach Unten zu sein. Eigentlich. Den Eigentlich war ich gerannt um hinaus zu finden. Jedoch irgendwas in mir, empfand diesen Ort nicht als etwas Schlimmes. So widersprüchlich auch die Kälte und Glanzlosigkeit war, welche ich bisher erblicken durfte, so vertraut hatte sich es angefühlt, durch Räumlichkeiten zu Schreiten und dabei keiner Gefahr ausgesetzt gewesen zu sein. Zumindest glaubte ich das aufgrund der Tatsache, dass mich offensichtlich niemand zu suchen schien. Und so redete ich mir ein, dass ich als Gast eines so wuchtigen Anwesens, durchaus befugt sei, mir mein kurzweiliges Zuhause ansehen zu dürfen.
Als ich die Treppenstufen hinauf schlich, entglitten meine Gedanken in etliche Bücher, welche sich aufgrund ihrer dramatischen Wendungen in mein Erinnerungsvermögen festgesetzt hatten. Als Leserin, so wurde mir bewusst, hätte ich das Buch gelesen und geflucht über die Dummheit, ein so bedrohliches Haus erkunden zu wollen, anstatt ihm zu entfliehen. Wohl, in jedem Buch, hätte die Hauptperson die Treppe genommen, wäre oben auf ihren Tod gestoßen, und ich hätte auf meinem Bett gesessen und geflucht. So oft schon, hatte ich an den Entscheidungsvermögen der Personen, sowie an dem Einfühlungsvermögen etlicher Autoren gezweifelt. Erst dann, wenn du selbst diese Entscheidung zu fällen hast, erscheint diese als die Logischste der Welt. Entweder das, oder die Hauptperson des Buches wird magisch vom Tod angezogen. Was ich in meiner derzeitigen Lage nicht komplett ausschließen würde.
Die letzten Stufen standen noch an. In meinem Kopf wurde bereits die Story geschrieben. Ich würde am Fuße der Treppe ankommen, tief durchatmen, eine Tür öffnen und einen fantastisch geschmückten Gang vorfinden. Würde einen Raum betreten und das Geheimnis der Geheimnisse erfahren. Mit der Option, dass alles nur Wunschtraum war und am Fuße der Treppe ein Söldner stehen könnte, welcher mir mit einem Hieb den Kopf abschlagen würde.
Natürlich machte ich es so, wie meine Fantasie es mir vorgemacht hatte. Auf der letzten Stufe atmete ich tief durch und öffnete mit geschlossenen Augen eine knirschende Holztür. Nach einiger Zeit holte ich nervös Luft. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich die Luft angehalten hatte. Zögernd öffnete ich die Augen und siehe da, ich sah Garnichts.
Es war stockdunkel und man konnte nicht einmal die Hand sehen, wenn man sie sich vor die Augen halten würde. Ich machte wenige Schritte und bereute es just in diesem Moment, diese Treppe aufgestiegen zu sein.
Dies war der Start einer lautstarken Kettenreaktion.
Ich blieb mit dem Fuß an etwas hartem hängen, zock verschreckt den Fuß zurück, stolperte dabei einige Schritte vorwärts und stieß dabei meinen Kopf irgendwo an. Etwas klirrte neben mir, und drohte mir somit, mit seinem zerschellenden Absturz. Beim Aufprall erschrak ich und machte einen Satz nach hinten. Daraufhin krachte etwas unter meinen Fußen. Nervös versuchte ich mich langsam zu drehen ohne noch mehr Schade an zu richten, stieß jedoch dabei mit meiner Hand etwas um. Es rollte und als ich versuchte es wieder einzufangen, ertönte das Geräusch einer Zerschellenden Vase.
Mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Was zur Hölle ist den jetzt los? In meinem Kopf stand nichts von einer Randale, die ich versuchte zu verursachen. Stoßatmend blieb ich an Ort und Stelle stehen. Meine Hand schmerzte seltsam und mein Kopf bekam wohl eine Beule. Ich musste mich einfach nur beruhigen und hektische Bewegungen vermeiden. Ganz vorsichtig tastete ich mich mit meinem Fuß voran und war freudig begeistert darüber, als nichts zu Bruch ging. Ein paar tapsende Schritte schaffte ich, bevor ich aus Unachtsamkeit nun doch ausrutschte. Reflexartig wollte ich mich an etwas festhalten. Das etwas war seidig und weich und wurde nun von der Gardinenstange zu Boden gerissen und bedeckte mich vollkommen.Wie ein Aufgeschrecktes Kaninchen lag ich unter dem Zerrissenen Vorhang und wagte mich eigentlich nicht aufzustehen. Ich zog das Tuch von mir und wurde von einem Schwall des Mondscheins geblendet. Er sah wunderschön aus. Noch nicht ganz voll und doch so vollkommen. Wie gut er es doch hatte, einfach nur da zu sein, ohne seine Daseinsberechtigung zu bezweifeln und allmählich an seinem Verstand zu zweifeln. Und nun kam die Fragen aller Fragen: wie erklärte ich dem Hausbesitzer, dass ich sein komplettes Laboratorium und eventuelle Forschungsergebnisse den Erdboden gleich gemacht hatte?
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Avaranda - Stadt der Drachen
Фэнтези"Du bist eine Fehlgeburt, die niemals hätte existieren dürfen!" - Wenn diese Worte nicht Teil eines verachteten Vorurteils sind, sondern auf einer allgegenwärtigen Tatsache basieren, beginnt ein Alptraum. Die Existenz wurde verspottet, geschändet un...