IX Sanjo - Hinter dem Horizont

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Delia

"Hast du dich mal gefragt, wieso es verschiedene Elfen gibt?" er drehte den Stuhl um, saß sich drauf und legte sein Kinn auf die Stuhllehne. Er sah jetzt komplett anders aus, so mit roten Haaren. Er lächelte plötzlich viel mehr und schien noch geheimnisvoller als sonst. Ich schaute auf meine Beine und schüttelte den Kopf. Jetzt nicht rot werden. "Nico, was bist du für ein Elf?" Nico schaute verwundert aber antwortete "Ich bin ein Nachtelf." Aha aha aha!", Sanjo kniete nun auf dem Stuhl und stützte sich mit den Händen an der Lehne ab. Ich wartete darauf, dass er umkippt. "Und Sven, was bist du?", Sven schaute etwas genervt und antwortete mit rauen Unterton: " Ich bin ein Blutelf, genauso wie Delia. Willst du uns nicht lieber sagen, was für ein Elf du bist? Von uns weißt du es ja jetzt. Und Chrissi ist überhaupt kein Elf. Er ist eine Nymphe. Was verbindet ihn mit uns?". Er verschränkte die Arme und schaute Sanjo herausfordernd an. "Was ist ein Elf?" - gute Frage, das musste man Sanjo lassen. Ich zeigte auf meine spitzen Ohren "Das da?". "Achso... Naja... ein Elf hat spitze Ohren, da hast du wohl recht. Chrissi hat keine aber das ist nicht das was ich eigentlich meinte." Nico hatte scheinbar einen Geistesblitz. Er lehnte sich über den Tisch zu Sanjo und rief: " Ein Elf ist man, wenn man kein Tier ist!". Naja.. ich fand diese Definition nicht gerade einleuchtend, aber Sanjo nickte. "Der Junge gefällt mir. Der denkt verrückt genug." Nico lief rot an und setze sich brav wieder hin. Als Sanjo Sven anschaute, zuckte dieser nur mit den Schultern. "Ein Elf ist man, wen seine Eltern Elfen sind." murmelte ich in Gedanken versunken. Sanjo stieß einen Jubelschrei aus und wackelte mit seinem Stuhl auf und ab. "Denk weiter, denk weiter!" er starrte mich so freudig und voller Vorfreude an. " Und die Eltern wissen, dass sie Elfen sind, wenn ihre Eltern Elfen sind. Also ist ein Elf das, was man ihm gesagt hat, dass er ist!" Sanjo sprang auf den Tisch und tanzte. Ich war fasziniert über diese Idiotie, die er plötzlich an den Tag legte. So langsam wusste ich nicht mehr, wer er war. Der geheimnisvoll, gutaussehende Mann am Feuer oder der Aufgedrehte, verspielte Mann der auf dem Tisch tanzte. "Du kannst nur wissen, was ein Elf ist, wenn es dir ein Elf erzählt! Ein Elf der als Elf geboren wurde." "Aber welchen der Elfen frage ich? Blutelfen, Nachtelfen,..." Er unterbrach mich indem er mit seinem Gesicht vor meinem war. Er hatte sich zu mir runter gebeugt und schaute nun traurig. "Was unterscheidet die Elfen voneinander?". Ich schaute ihn an. Ich war eindeutig nicht so undurchschaubar wie er, dass unterschied ihn von mir. Aber das lag wohl eher am Charakter, als an der Herkunft. Jetzt kam es mir " Die Herkunft!" rief ich und sprang auf. Er zog mich auf den Tisch und tanzte. Verwirrt und knallrot kletterte ich schnell wieder auf meinen Stuhl. Sichtlich enttäuscht schaute er mich an und lachte kurz darauf wieder los. Auch er schien es jetzt peinlich zu finden, dass er auf dem Tisch tanzt. Er sprang mit einem großen Satz vom Tisch und setzte sich seltsam brav auf seinen Platz. "Wir werden zu den Hochelfen gehen.", Chrissi grinste verschmitzt. "Was sind Hochelfen?" Sven schaute Chrissi sauer an. Vermutlich war er wütend, das er mehr weiß, als er je zugegeben hat. Auch mich wundert, dass er so unberührt unseren Diskussionen beiwohnt und bisher nicht einen Satz gesagt hat. "Noch heute Nacht gehen wir an Bord eines kleinen Bootes. Was wir machen ist gegen das Gesetz, also ist das eher eine Nacht und Nebel Aktion. Wir können dir nicht alles erklären, auch wenn wir das gerne wollten. Aber ich werde dir zeigen, wo deine Wurzeln sind." "Eine Insel?" - " Nein, ein eigenes Land."

Ich wurde recht unsanft von Sanjo geweckt. Er schien entschieden zu haben, dass er wieder geheimnisvoll aber vor allem verschlossen und mürrisch sein wollte. Er hatte wieder Kapuze und diese lächerlich, gut aussehende Perücke an. Diesmal sahen seine Haare etwas geordneter aus, auch wenn sie noch etwas verspielt aussahen. Entnervt, dass ich ihn anstarrte, schaute ich in den Kamin. Ich hatte mich in einen Sessel gekuschelt und den Knacken des Kamins zugehört. Jetzt wo nur noch die Glut glomm, war es deutlich kühler geworden. Ich gähnte und strich meine Haare wieder in Ordnung. Dann wurde ich am Arm gepackt und mit rausgeschliffen. Ich stolperte mindestens drei Mal und in der Dunkelheit wäre ich schon mindestens einmal gegen eine geschlossene Tür gelaufen. Draußen an der Tür war der Rest der Frack Bande. Ich bekam ebenfalls einen Schwarten Kapuzenmantel, wie alle anderen und lief in ihrer Mitte. Die Straßen schienen ruhig und kein einziger Mensch lief noch auf der Straße. Meine Ohren zuckten mit jedem Schritt den wir auf dem Steinboden machten. Plötzlich rannte Sanjo los. Um mitzuhalten hielt ich die Arme nach hinten und rannte, indem ich auf den Zehenspitzen rannte. Leicht gebückt holte ich Sanjo schnell ein. Sanjo schaute mich erstaunt an und nickte einmal anerkennend. Schnell verstand ich wieso - der Rest war plötzlich weg. Ich schaute ihn entsetzt an, aber er schaute nur geradeaus. Also beschloss ich, ihn einmal zu vertrauen. Mit dem Schwur, ihm die Zunge raus zu schneiden, falls etwas schief ging, kletterten wir eine Leiter hoch. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, ihn zu verfluchen, weshalb ich erst oben angekommen bemerkte, wo wir waren. Er rannte schon los und ich musste notgedrungen mitrennen. Auf dem Dach des Hauses. Meine Ohren zuckten und nahmen jeden kleinen Knacks wahr. Er machte einen großen Satz und sprang zu einem anderen Dach. Ich beschloss mein Glück nicht auf die Probe zu stellen und sprang Außen drum. Er schüttelte den Kopf aber ich beachtete ihn nicht weiter. Wir rannten auf eine Kante zu, und ich sah schon den Hafen, als er plötzlich scheinbar vom Dach gefallen war. Ich stoppte abrupt und wäre fast doch noch heruntergefallen. Wo war er? Ich schaute ängstlich runter. Da stand er und hielt die Arme bereit mich zu fangen. Wütend lief ich rot an und schnaubte missbilligt. Er rollte die Augen und schnaubte entnervt. Als er auch noch mit dem Fuß ungeduldig tippte, sprang ich einfach. Falls ich sterben sollte, würde ich ihn umbringen, auch als Geist. Natürlich landete ich sicher in seinen Armen, die mich so mühelos aufgefangen hatten, als wog ich null Komma Garnichts. Ich kämpfte mich wieder auf den Bogen und zupfte das Kleid zurecht. Er zuckte mit den Schultern. Natürlich war es unhöflich und auf unfair, immerhin hatte er mich wirklich aufgefangen, aber den Triumpf gönnte ich ihm nicht. Wir rannten weiter und als wir am Hafen waren, zog er mich in eine Seitengasse. Hätte er seine warme Hand nicht auf meinem Mund gelegt, ich hätte zu hundert Prozent geschrien. Ich war fast geneigt ihm in die Hand zu beißen, als just in diesen Moment zwei Brutal aussehende Männer an der Gasse vorbeiliefen. Wir drückten uns in den Schatten und ich hielt sogar die Luft an. Die zwei offensichtlichen Hafenarbeiter schauten sich hektisch um. Ich war angespannt und zitterte, teils vor Kälte und teils vor Aufregung und Angst. Sie schauten sich noch einmal um und dann rannten sie entschlossen in eine andere Richtung. Ich atmete auf und entspannte meine Muskeln wieder. Er verbeugte sich wieder, nahm meine Hand und rannte wieder mit mir los. Entzückt sah ich die anderen, die aus der anderen Richtung kamen. "Da hinten sind sie!" ich zuckte unwillentlich zusammen als meine Ohren sich nach Hinten Richteten. Ich wurde schneller, ich musste schneller werden! Ich wurde so schnell, das ich vom Boden abhob. Dann stellte ich das rennen ein. Ich rannte immer noch? Nein, ich flog! Ich krallte mich an Sanjos Hand, die mich leicht in die Luft zog. Er hatte keine Flügel, ich war verwirrt. Dieser verdammte, geheimnisvolle Kerl! Wir landeten fast gleichzeitig mit den anderen auf dem Boot. Die zwei Grobiane waren nicht weit vom Boot entfernt. "Ablegen, Ablegen, Sofort!", rief Chrissi und rannte unter Deck. Es war ein doch größeres Boot als ich dachte. Ich bekam mit der Angst zu tun. "Bring sie weg Sven sonst passiert es wieder" vernahm ich Sanjos Stimme. Ich wurde auf den Arm genommen und nahm alles wie benommen war. Nico schnappte sich eine leere Kiste und schmiss sie dem einen Kerl an den Kopf. Dieser fiel zu Boden und hielt sich schmerzend den getroffenen Kopf. Sanjo holte einen Dolch raus und schwebte zu dem anderen. Er tanzte mühelos um ihn herum, der andere Kerl konnte machen was er wollte. Er trat nach ihm, Schlug nach ihm, selbst als dieser ebenfalls zum Schwert griff, wich Sanjo so geschmeidig wie eine Katze aus. Mit einer Ruckartigen Bewegung schnitt er dem Kerl den Gürtel auf, worauf seine Hose zu rutschen begann. "Du Bastard! Bleib stehen damit ich dich treffen kann!". Spielte er mit ihm? Dann rammte er dem Kerl die Harte Seite, des Griffes gegen den Rücken, worauf dieser sofort zusammenbrach. Entsetzt schaute ich ihn an, während er wieder an Bord sprang. "Keine Angst, der lebt noch." lächelte er mich an. Das Boot, was ich eher als Schiff bezeichnen würde, anders als Chrissi, setzte sich in Bewegung. Ich schaute ein letztes Mal auf die so still und unheimlich daliegenden Häuser. " Mach's Gut, Stadt in der ich nie zuhause war."

Hallo Leute. Ich hoffe die Kapitel haben euch bisher gefallen :) über Kommis würde ich mich sehr freuen ♡
Vielen Dank fürs lesen bis hier her! Weitere caps werden kommen, wenn die Inspiration mich wieder packt.
Liebe Grüße
Eure Taddely
Diana :)



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