Chrissi
Wie dieser Nebel über dem Wald lag, gefiel mir nicht. Der Mond sang still sein bedrohliches Lied, bevor er, wehmütig, von dem Wolkenmeer verschlungen wurde. Ein kalter Windhauch ließ meine Nackenhaare aufsteigen. Ich war mir sicher, irgendetwas ging da draußen vor sich. Seufzend lehnte ich mich gegen die Mauer, gerade so, dass ich noch hinausschauen konnte. Etwas fing an, in mir zu wachsen und dieses etwas hatte einen ganz bestimmten Namen - Angst.
Hecktische Schritte gefolgt von wilden Hämmern an der Tür, rissen mich aus meinen Gedanken. "Sir! Sir! Es ist schrecklich!", keuchte der Mann, welcher die Tür aufgeschlagen hatte und nun völlig erschöpft, zwischen Tür und Angel, mein schlechtes Gefühl bestätigte.
Gerade tauchte der Mond wieder auf und schien ein hämisches Lächeln aufgesetzt zu haben. "Erstatte Bericht!", forderte ich reichlich forsch aber niemals abgewandt von dem Ausblick aus dem Turm hinaus. Hatte gerade eben da unten im Nebel etwas geleuchtet?
"Sir, die Phönix!", abrupt drehte ich mich in seine Richtung. Während ich sprach, ballte ich meine Hände zu zitternden Fäusten und lief langsam zum Tisch, auf dessen anderer Seite der Soldat wie wild Gestikulierte. "Sie haben sie?", meine Stimme zitterte. Das etwas hatte die Macht über meine Selbstbeherrschung übernommen. "Nein Sir. Aber wir vermuten bald. Unsere Späher warten seit Stunden auf die Kutsche. Sie hätte schon längst hier sein müssen."
Ich konnte nichts dafür, genauso wenig wie er und dennoch entfleuchte mir ein unschicklicher Ausruf, der meinem Stande nicht würdig war. Zeitgleich grub sich meine zitternde Faust durch das Holz des Tisches und hinterließ eine ordentliche Kuhle. Meine Stimme war rau und zitterte als ich leise sprach: „ Mobilisiert den Sondertrupp. Einheit D wird sich sofort darum kümmern.". Ich starrte auf die Maserungen und Sprünge im Holz. Im Augenwinkel sah ich einen salutierenden Soldaten der mit hektischer Stimme zu sprechen begann: „Ja Sir. Ich werde sofort Leutnant Rivera davon in Kenntnis setzen und [...]" - „Ich werde die Truppe anführen!", unterbrach ich ihn und huschte elegant vor seine Füße. Der Soldat schluckte schwer und setzte erneut an: „Aber Sir, ihr seid wichtig für uns und wir [...]"- „Und sie ist es für mich!" raunzte ich ihn an und schaute leicht von oben auf ihn herab.
Meine weißen Haare flogen mir durch mein Gesicht, getragen von immer stärker werdenden Luftzügen. Ich fühlte diese Leichtigkeit, als ich den Soldaten zur Seite drückte und durch die Tür eilte. Dieses Gefühl der Wendigkeit, als ich die Wendeltreppe, des scheinbar nie enden wollenden Turmes hinunter raste. Und schließlich die immense Kraft eines Reinblutes, die durch meine ganzen Adern pulsierte, während ich zum Schlachtruf ansetzte: „ Einheit D hat sich unverzüglich zum Versammlungsplatz zu begeben! Notstand der Klasse A Plus ! Wer zu spät kommt wird etwas schlimmeres Begegnen als der Tod, so viel steht fest!"
Getragen von den Flügeln, unterwegs zum Versammlungsort hatte ich nur noch einen Gedanken: Wir dürften nicht zu spät kommen.
Nico
Ich vernahm den Ruf laut und deutlich. Meine Ohren wurden besser, meine Sinne wurden schärfer. Ich sprang vom Bett und schaute aus dem ach so winzigen Fenster. „Sven! Notstand der Klasse A Plus!" rief ich und hüpfte auf der Stelle. „Ich hab's gehört, hab auch Ohren. Du nervst, hast du das auch gehört?", brummte er und drehte sich zur Seite. Er zog seine Bettdecke über den Kopf und murmelte irgendetwas Unverständliches. Dieser Kotzbrocken, anders konnte man es nicht beschreiben. „Du weißt doch ganz genau was das heißt! Sven verdammt hörst du mir zu?", rief ich aufgeregt und riss ihm die Decke vom Leib. Dieser schnellte auf und packte mich am Kragen und ließ mich über dem Boden baumeln. Das war schon okay, daran hatte ich mich gewöhnt. Jedoch verzog er schnell sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Miene und ließ mich ungebremst auf den Boden fallen. Nicht einmal meine Flügel konnten so schnell reagieren, aber zum Glück war es ja nur vielleicht ein Meter Fallhöhe gewesen. Sven hielt sich seine Schulter mit der anderen Hand und drehte sich von mir weg, „Es geht um Delia!", sagte ich leicht angenervt und verschränkte die Arme. „Mir egal. Die kann mich mal." - „ Ach Sven. Du weißt doch, das war gar nicht ihre Absicht." Ich versuchte ihn zu beruhigen - vergebens.
Fast Zeitgleich klopft es an der massiven Holztür. Ich erkannte ihn, es war Leutnant Rivera. Sofort salutierte ich und grinste. „Wasch dir das Grinsen aus dem Gesicht. Das hier ist ernst, hast du gehört?" leicht fassungslos verschwand mein Grinsen und wurde zu einer beleidigten Miene, als der Leutnant einfach an mir vorbei stapfte und erst vor Sven anhielt. Könnte ich mal bitte auch etwas machen? Ich hatte zwar kein so cooles Breitschwert, aber ich bin ein super Zauberer! Chrissi selbst hatte gesagt, dass meine Materialisierungszauber durchaus Potential hätten. Verärgert setzte ich mich auf mein Bett am anderen Ende des Raumes.
Leutnant Rivera räusperte sich, woraufhin sich Sven mürrisch umzudrehen begann. „Dein Bruder ist [...]" - „Stiefbruder.", viel Sven unseren Lehrmeister ins Wort. Dieser seufzte und schüttelte den Kopf. Er wendete sich ab und drehte sich zu mir um. Sein Blick wandelte sich von Besorgnis in tiefste Ernsthaftigkeit. „Das ist ein Befehl des Varlo. Sondereinheit D tritt in Kraft und ich bestand darauf, dass ihr mitkommt."
Es verstrichen einige Sekunden bevor Sven einfach nur die Schultern kurz zucken ließ und so etwas wie „Mir doch egal.", murmelte.
Natürlich freute ich mich. Der Leutnant stapfte hinaus ohne ein weiteres Wort zu sagen, geschweige denn, dass er sich noch einmal zu uns umgedreht hätte. Geschwind krallte ich mir Svens Arm und achtete schon gar nicht mehr auf seine ruppigen Bemerkungen. Ich war jetzt ein Ementra Langrand und habe somit endlich auch mal etwas zu sagen. Ich bin nicht mehr der kleine, dumme Junge, für den mich Sven immer gehalten hatte. Er hat zwar seine Doppelklingen, aber was ist das schon, gegen mein Bündnis mit Equisar Shevaire Minirae.
Hallo Leute. Es ist Sonntag abend und ich schenke euch einen Teil meiner Freizeit :D
Leider hatten wir einen Familiären Trauerfall - es tut mir also Leid, dass ihr so lange warten musstet.
Ich freue mich über euch :)Hab euch lieb :)
DU LIEST GERADE
Avaranda - Stadt der Drachen
Fantasía"Du bist eine Fehlgeburt, die niemals hätte existieren dürfen!" - Wenn diese Worte nicht Teil eines verachteten Vorurteils sind, sondern auf einer allgegenwärtigen Tatsache basieren, beginnt ein Alptraum. Die Existenz wurde verspottet, geschändet un...