Prolog - Draco P.o.V ✔️

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Die Fenster meines Hotelzimmers standen sperrangelweit offen, die bodenlangen Vorhänge wurden von dem leichten Wind vor und zurück getragen, während sich die restliche Wärme, die von dem Wind hereingetragen wurde, im Raum verteilte.
Das dunkle Holzmobiliar gab dem Hotelzimmer eine Spur von zu Hause. Doch ob dies so gut war, da war ich mir nicht gänzlich sicher.

Seit gut einer halben Stunde wälzte ich mich nun schon in meinem grossen Bett hin und her. Meine nackten Füsse schabten über die Matratze, meine Hände versuchten das Kissen so gut aufzufalten, dass es mir genug hoch und angenehm weich war um darauf einschlafen zu können. Nach unzähligen Stellungswechseln rollte ich mich zu der charakterlichen Haltung eines  Embryos zusammen. Die Beine berührten meine nackte Brust.

Ich versuchte ruhig zu atmen - ein und aus, ein und aus. Nicht diese Hitze, welche selbst in den Spätsommernächten in Italien herrschte, hielt mich vom Schlaf ab. Nein! Es war das Wissen, was nach dem Einschlafen kommen würde. Das Wissen nicht vor den Bildern und Szenen, welche sich vor geschlossenen Lidern abspielten, flüchten zu können. Seit Vaters Tod vor wenigen Wochen wurden die Träume häufiger und vor allem schlimmer.

Vater. Ein feiger Mann, welcher es nicht besser wusste, als sich kurz nach seiner Verhandlung in Askaban das Leben zu nehmen. Ihm war vollkommen egal, was er damit Mutter antat. Sie liebte ihn, wahrhaftig. Trotz seiner Fehlern und Taten, erfüllte ihr Herz eine starke Liebe, welche nur ihm galt.

Mutter dachte, es sei das Beste, wenn sie und ich auf Reisen gehen, fremde Länder besuchen und hier unsere Trauer verarbeiten würden. Momentan war ich wie gelähmt, noch keine Träne verliess meine Augen. Die Wut darüber, zu was mich mein Vater gemacht hatte, stand noch immer über allen anderen Gefühlen. Die Erkenntnis um mein verkorkstes Wesen und mein unschönes Leben kam mit den Albträumen, welche mich seit dem Tage des Auftauchens des Goldenen Trios in unserem Manor heimsuchten.

Langsam bemerkte ich nun, wie ich immer träger wurde. Meine Augenlider fielen immer öfters zu. Erster Nebel bildete sich in meinen Gedanken. Ein Nebel, der Gestalt annahm.

Schmerzverzerrte Schreie erfüllten das dichte Schwarz, welches mich nun zwischen Wachzustand und Traum festhielt. Immer wieder schrie die junge Frau. Sie schrie und ich konnte ihr nicht helfen, konnte nichts tun.

Das Schwarz lichtete sich, verschiedene Farbtöne vermischten sich miteinander. Ich stand inmitten des Geschehens. Es kam mir vor, wie das Herz einer Wirbelsturms - um mich herum kreisten die Schwaden der Farben.

Ein Schrei zerriss die kurzwährende Stille, er ging mir durch Mark und Bein. Das Wimmern, welches folgte, traf mich mitten ins Herz. Ich wusste, welcher Traum nun kommen würde.

Und weiter drehten sich die Farben um mich herum. Endlich nahmen sie Form an.
Holz. Dunkles Holz an der Decke, an den Wänden. Dunkles Holz am Boden, zwei Gestalten in mitten des Raumes.

Dunkle Locken standen in alle Richtungen ab, ein hohes Gekicher erfüllte die Stille, liess selbst die Mäuse vor Angst erzittern. Meine Tante beugte sich über das Mädchen, welches Schrie. Granger, die schlauste Schülerin, die ich kannte, lag am Boden. Ihr Blick war leer, schien auf mich gerichtet zu sein und doch ging er durch mich hindurch.

Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, kaum zu erkennen; so winzig klein. Wie eine glänzende Perle fand sie ihren Weg über die bleiche Haut. Ein weiterer Strahl, ein weiteres Schreien.

Bella flüsterte, doch selbst meine Eltern und ich konnten jedes Wort verstehen. Das Schlammblut wollte ihr scheinbar nicht verraten, woher sie das Schwert hatte. Es sollte, laut meiner Tante, in ihrem Verliess sein, eingeschlossen und in Sicherheit. Bellatrix tobte, die Folter ging weiter.

In meinem Kopf machte es klick, ich hatte das Verlangen dem Mädchen zu helfen. Doch meine Hilfe wäre nicht richtig gewesen, redete ich mir ein. Man hätte uns umgebracht, Mutter und mich; ich durfte diesem Gefühl nicht nachgehen. Meine Seite hatte mich gewählt, sie war für mich zuvor bestimmt. Vater wollte es so und ich tat was er wollte, gerade weil unsere Familie nur durch mich und meinen verpatzten Auftrag in Ungnade bei dem dunklen Lord fiel.

Noch während ich gedankenversunken das Geschehen vor mir beobachtete, ging alles ganz schnell. Unser ehemaliger Hauselfe stürmte mit Weaselbee und Potter in den Salon, der fallende Kronleuchter trennte Granger von meiner Tante und plötzlich waren alle verschwunden zusammen mit dem Dolch, welcher Bella der Gruppe entgegen schleudert hatte.

Er flog und folg. Traf in die Mitte des kleiner werdenden Punktes. Die Ungewissheit, ob er jemanden traf, frass sich in mein damals so dunkles Herz. Das Gefühl der Sorge machte sich in jeder Faser breit und wollte mich nicht mehr verlassen.

Ich keuchte auf, riss meine Augen weit auf.
Ein Traum, wieder. Es sollte aufhören, ich wollte all das nicht mehr erleben.

Narben (Dramione) (wird überarbeitet - überarbeitete Kapitel sind markiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt